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Vom Boom der Schwellenländer profitieren

Kursrückgang der Aktienmärkte schafft interessante Einstiegsgelegenheiten für langfristig orientierte Investoren - Auf breite Diversifizierung achten

Vom Boom der Schwellenländer profitieren

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtStolz verkündet der Brauereikonzern Brahma auf seiner Homepage, dass er als erstes brasilianisches Unternehmen Sponsor einer Fußballweltmeisterschaft geworden ist. Er ist nicht der einzige Vertreter aus den Schwellenländern, der das Großereignis nutzt, um die eigene Marke global zu positionieren. Auch der indische IT-Dienstleister Mahindra Satyam und der chinesische Solarmodule-Produzent Yingli Solar haben den prominenten großen Marken der Industrienationen wie McDonald’s, Sony und Visa in der Bandenwerbung am Spielfeldrand Gesellschaft geleistet. NeuordnungDamit bieten die Spiele Anschauungsmaterial für die Neuordnung der weltwirtschaftlichen Kräfteverschiebungen durch den Boom der Emerging Markets. Auch in der Finanz- und Schuldenkrise glänzen insbesondere die asiatischen Schwellenländer mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten, ein Trend, der nach Meinung von Experten in den kommenden Jahrzehnten anhalten wird und damit interessante langfristige Anlagemöglichkeiten eröffnet. So wird das starke Wachstum der kaufkräftigen Mittelschicht in den Emerging Markets, die nach einer Prognose der Weltbank bis zum Jahr 2030 von 400 Millionen auf 1,2 Milliarden Menschen anschwellen wird, die Nachfrage nach höherwertigeren Konsumgütern und Dienstleistungen sehr stark steigen lassen, zumal sich die Penetrationsraten in vielen Bereichen wie z.B. Hypothekenkrediten auf einem im Vergleich zu den Industrienationen noch sehr niedrigen Niveau befinden. Interessante Perspektiven bietet ferner der ebenfalls starke Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur, die bereits jetzt mit sehr hohem Aufwand ausgebaut und renoviert wird.Derzeit kommt das überdurchschnittliche Wachstum der Schwellenländer an den Aktienmärkten allerdings nicht zur Geltung. Vielmehr tritt ihr Schwachpunkt zutage: die nach wie vor sehr ausgeprägte Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus den Industrienationen. Das hat dazu geführt, dass mit der Schuldenkrise erneut Turbulenzen auf die Notierungen in den Emerging Markets drücken, obwohl sie wie schon bei der US-Immobilienkrise in den Industrieländern verursacht wurden und auch dort die stärksten realwirtschaftlichen Folgen haben. BremsmanöverHinzu kommen die wirtschaftspolitischen Bremsmanöver, mit denen die Behörden z.B. in Brasilien, China und Indien versuchen, eine Überhitzung ihrer Volkswirtschaften zu verhindern und Inflationsgefahren einzudämmen. Das hat zu Befürchtungen geführt, dass das Wachstum der Schwellenländer empfindlich abgeschwächt werden könnte. In diesem Umfeld haben die Aktienmärkte der aufstrebenden Nationen seit ihrem Rekordhoch vom November 2009, als der Sammelindex MSCI Emerging Markets 1 532 Punkte erreichte, mit einem Stand von aktuell 940,75 Zählern deutlich an Boden verloren.Aus Sicht des langfristig orientierten Investors bedeutet der Kursrückgang der Schwellenländer jedoch, dass sich ein Investment in diese sehr interessanten Märkte verbilligt. Die Finanzindustrie bietet dazu eine Fülle von Produkten an, seien es aktiv gemanagte Fonds, börsengehandelte Indexfonds (ETF) oder Zertifikate. Entscheidend ist gerade auch bei den Emerging Markets, auf eine breite Diversifizierung zu achten. Das Emerging-Markets-Universum ist sehr vielfältig und ermöglicht daher auch eine diversifizierte Anlage. Indizes kritisch prüfenDazu muss aber das richtige Instrument gewählt werden. Manche Börsenindizes der Schwellenländer werden von einzelnen Branchen wie den Rohstoff- und Finanzsektoren oder sogar von nur einem oder sehr wenigen Einzeltiteln dominiert. Daher können sich börsengehandelte Fonds, die passiv Indizes abbilden, als problematisch erweisen. Gut geeignet sind jedoch ETF auf Indizes, die wie der MSCI Emerging Markets die gesamten Schwellenländer oder zumindest einzelne Regionen abbilden.Darüber hinaus gibt es zahlreiche aktiv gemanagte Schwellenländer-Aktienfonds, die von sehr kompetenten Management-Teams geführt werden und von Ratingagenturen wie Morningstar beste Noten erhalten. Neben einem über Jahre konstanten und erfahrenen Management ist Präsenz vor Ort, d.h. in den Schwellenländern, ein wichtiges Qualitätskriterium. ThemenprodukteAktiv gemanagte Fonds und Zertifikate eröffnen darüber hinaus die Möglichkeit, auf bestimmte Themen bzw. Trends zu setzen. Das können der Konsum-Boom, der gigantische Infrastrukturausbau oder Unternehmen aus den Schwellenländern sein, die das Potenzial haben, Global Player zu werden. Auf den Ausbau der Infrastruktur in den Schwellenländern setzen beispielsweise die Fonds Invesco Asia Infrastructure Fund (LU0243955530), der Raiffeisen-Emerging Markets-Infrastruktur (AT0000A09ZX5) und der UBS Emerging Markets Infrastructure (LU0322492728).Eine weitere Variante sind Fonds, die teilweise oder ausschließlich in Unternehmen investieren, die ihren Sitz in den entwickelten Industrienationen haben, aber einen sehr hohen Anteil ihres Geschäfts in den Schwellenländern tätigen. Sie eignen sich für Anleger, die vom Emerging-Markets-Boom profitieren wollen, ohne die Risiken der Schwellenländer-Aktienmärkte eingehen zu wollen. Ein Beispiel ist der LBBW Konsum Dynamik Global BWI (DE000A0KEYS1). Er setzt auf europäische Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen weltweit nachgefragt werden, und fokussiert sich dabei auf den Konsum-Boom in den Schwellenländern. Dadurch soll ein Mehrertrag im Vergleich zum Durchschnitt der europäischen Aktienmärkte erzielt werden.