ANLAGEPRODUKTE

Vorteil durch gleiche Gewichte

Equal-Weight-Variante des S & P 500 mit besserer Performance - Small und Mid Caps dominieren Index

Vorteil durch gleiche Gewichte

Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben die Grenzen der klassischen marktkapitalisierten Indizes aufgezeigt. Standard & Poor’s reagierte nach dem Ende der Dotcom-Krise mit der Auflage des S&P 500 Equal Weight Index, bei dem alle Indexmitglieder die gleiche Gewichtung besitzen. Dieses Marktbarometer konnte in den zurückliegenden zehn Jahren den klassischen US-Leitindex schlagen. Alternative Indexkonstruktionen bringen also gegenüber den marktkapitalisierten Auswahlindizes einen deutlichen Mehrwert.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Einführung des S & P 500 Equal Weight Index im Januar 2003 hat die Ära von sogenannten Smart-Beta-Indizes begründet. Diese Indexvarianten sollen die Nachteile der bekannten klassischen Indizes vermeiden, deren Indexmitglieder entsprechend ihrer Marktkapitalisierung gewichtet sind.Gerade durch das Platzen der Spekulationsblase in der Dotcom-Krise litten die Indizes überproportional unter dem Einfluss der Indexschwergewichte wie Cisco, Nortel oder Intel. In den vergangenen Monaten gehörte in erster Linie die Apple-Aktie zu den dominierenden Werten im Nasdaq Composite. Dieser Index ist aber kein Einzelfall. In den meisten großen Indizes sind einzelne Titel entsprechend ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. Dazu gehören fast alle Leitindizes wie Dax, S & P 500 und FTSE 100. In kleinen Indizes wie dem Schweizer SMI oder auch dem spanischen Ibex 35 fällt die hohe Gewichtung einiger weniger Titel besonders auf. So nimmt Nestlé im SMI einen Anteil von 20,6 % ein, Novartis einen von 19,2 % und Roche einen von 16,9 %. Damit summiert sich das Indexgewicht dieser drei Blue Chips auf knapp 57 %. Der spanische Ibex 35 wird dominiert von Santander mit einem Gewicht von 17,3 % und Telefónica mit einem Anteil von etwas mehr als 10 %.Befinden sich diese Titel in einem Aufwärtstrend, ziehen sie den Index mit nach oben. Ein Rückfall hat allerdings nicht unerhebliche Risiken. So drückten beim Platzen der Dotcom-Blase die Aktien der Deutschen Telekom in Deutschland oder auch Cisco, Worldcom und Intel in den USA die Leitindizes in die Tiefe.Der Indexanbieter Standard & Poor’s reagierte Anfang 2003 mit der Auflage des S & P 500 Equal Weight Index. Dieser Auswahlindex hat unterschiedliche Eigenschaften im Vergleich zu der klassischen Variante. Dazu gehört neben dem ausgewogenen Indexanteil der Einzelwerte auch eine nur langsamere Veränderung des Sektor-Exposures. Jedes Unternehmen hat ein festgelegtes Indexgewicht von lediglich 0,2 %. Im klassischen S & P 500 besitzen Apple und Exxon Mobil als schwerste Titel ein Gewicht von jeweils 3 %. In quartalsmäßigen Abständen wird die Gewichtung wieder an den Ursprungswert angepasst.Wenige Monate nach dem Indexstart legte die amerikanische Guggenheim Investments einen Exchange Traded Fund (ETF) auf diesen gleich gewichteten Index auf. Dieses Produkt erzielte in den zurückliegenden zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von 9,6 % jährlich. Damit konnte er den klassischen S & P 500 Total Return Index schlagen, der Dividendenzahlungen berücksichtigt und in demselben Zeitraum lediglich durchschnittlich um 7,4 % jährlich zulegen konnte. Es zeigt sich allerdings, dass bei der Indexvariante das Risiko höher ist. So liegt die Volatilität im Zehnjahresbereich bei 17,6 %, der klassische S & P 500 erreichte eine von 14,7 %. Im Fünfjahreszeitraum konnte das Produkt den Leitindex um jährlich 2,5 Prozentpunkte übertreffen. Die Volatilität lag gegenüber dem klassischen Index allerdings um rund vier Prozentpunkte höher. Änderung der StrukturDas höhere Risiko zeigt, dass der gleich gewichtete Index eine andere Struktur hat als der S & P 500. Durch die gleiche Gewichtung verschiebt sich das Exposure zu den Werten mit einem höheren Chance-Risiko-Profil wie Small und Mid Caps. Nach Ansicht von Experten verhält sich ein ETF dann nicht wie ein Indexfonds auf groß kapitalisierte Blue Chips, sondern wie ein Mid-Cap-Fonds. Das Beta und die Volatilität sind also wesentlich höher als bei dem klassischen S & P 500. Auch deutsche Anleger haben die Chance, an der Entwicklung des S & P 500 Equal Weight zu partizipieren. DB X-Trackers bietet seit November 2011 einen Indexfonds auf den S & P 500 Equal Weight Index (LU0659579493) an. Der Index wies in den vergangenen zwölf Monaten einen Gewinn von 22,7 % auf. Der ETF von demselben Anbieter auf den klassischen S & P 500 (LU0490618542) kam auf Sicht eines Jahres auf eine Rendite von 16,1 %.Es gibt am deutschen Markt ein begrenztes Angebot an ETF auf weitere Indexvarianten. So haben Anleger die Möglichkeit, durch einen ETF von Ossiam (LU0599613063) an dem Euro Stoxx 50 Equal Weight NR zu partizipieren. Über den Zwölfmonatszeitraum stieg der ETF um 17,8%. Damit konnte der Ossiam-ETF den iShares Euro Stoxx 50 (DE) (DE000A0D8Q07) schlagen, der auf ein Plus von 15,7 % kam.Der Stoxx Europe 600 Equal Weight (LU0599613147) konnte vor allem im laufenden Jahr mit einer Performance von mehr als 19 % überzeugen. Eine längere Historie liegt nicht vor, da die Ossiam-Produkte erst im Mai 2011 aufgelegt wurden. Die Gesamtkostenquote der ETF auf die Indexvarianten liegt häufig geringfügig höher als bei den Produkten auf die klassischen marktkapitalisierten Indizes. Von den Produkten auf die Varianten der europäischen Indizes kann keines auf eine so lange Historie zurückblicken wie der amerikanische S & P 500 Equal Weight ETF. Eine abschließende Beurteilung der vorgenannten Produkte ist somit erst nach Ablauf mehrerer Marktphasen möglich.