Anlageprodukte

Wachsendes Vertrauen in Zertifikate

Studie der Universität Zürich: Schweizer Anleger beurteilen Produkte positiver - Image dagegen gesunken

Wachsendes Vertrauen in Zertifikate

Von Armin Schmitz, FrankfurtSchweizer Anleger haben trotz der Finanzkrise wieder ein wachsendes Vertrauen in Zertifikate. Die Beurteilung ist positiver, die Papiere gelten als weniger spekulativ als noch im Krisenjahr 2008. Eine Reihe von Anlegern will den Anteil der Produkte in den Portfolios ausbauen. Das zeigt eine Studie der Universität Zürich. Von dem Meinungsforschungsinstitut Link wurden dazu im Mai und Juni 2010 fast 2 000 Personen im Alter zwischen 18 bis 74 Jahren befragt.Bei der aktuellen Befragung interessierten der Wissensstand der Anleger sowie die Bekanntheit und die Nutzung strukturierter Produkte. Zudem sollten Informationen über die Kriterien, die Anleger bei ihrer Entscheidung über einen Kauf dieser Produkte berücksichtigen, gewonnen werden. Es handelt sich um eine Folgestudie nach einer ersten Erhebung im Jahr 2008, sodass Verhaltensänderungen nach der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers analysiert werden können. Zudem können auch Parallelen zum deutschen Markt gezogen werden. Allerdings ist zu beachten, dass im südlichen Nachbarland die Anlegerstruktur durch die Aktivität von kleineren und größeren Vermögensverwaltern geprägt ist. Auf Schweizer Bankdepots waren per Ende Juli 2010 entsprechend der Angaben der Schweizer Nationalbank Anlegergelder von 211 Mrd. sfr bzw. 157,7 Mrd. Euro in Zertifikaten und Hebelprodukten angelegt. Das Gesamtvolumen des deutschen Zertifikatemarkts wurde vom Deutschen Derivate Verband (DDV) Ende Juli auf 106,9 Mrd. Euro geschätzt.Nicht zuletzt durch die Berichterstattung nach der Insolvenz von Lehman Brothers ist der Bekanntheitsgrad der Zertifikate in der Schweiz signifikant gewachsen. Der Anteil der Befragten, die strukturierte Produkte kennen, stieg gegenüber 2008 um 6 Prozentpunkte auf 66 %. Ohne dass es in Deutschland eine vergleichbare Umfrage gibt, dürfte auch hierzulande der Bekanntheitsgrad deutlich zugenommen haben, wobei es wahrscheinlich auch zu einem Imagetransfer von Kreditderivaten auf Zertifikate gekommen ist.Der Anteil der Befragten, die mindestens ein strukturiertes Produkt wie ein Zertifikat oder Hebelprodukt im Depot einsetzen, liegt bei 7 %. Gegenüber 2008 ist der Anteil trotz der negativen Berichterstattung stabil geblieben. Daran ändert auch die Imageverschlechterung dieser Produktgattung nichts. Die Umfrage zeigt, dass mehr Reiche Zertifikate als Depotbaustein nutzen als Anleger mit geringen Vermögen. So liegt die Quote der Schweizer, die ein Vermögen von mehr als 1 Mill. Franken besitzen, bei 30 %. Anleger aus der Gruppe mit Vermögen von weniger als 100 000 Franken kamen auf einen Anteil von nur 3 %. Tendenziell stieg die negative Einstellung gegenüber strukturierten Produkten bei Anlegern, Ex-Besitzern und Noch-nie-Besitzern von durchschnittlich 19,3 auf 32,5 %. Die Ablehnung der Anleger, die diese Produkte nicht mehr nutzten und derjenigen, die sie bisher gemieden haben, stieg also kräftig. Die positive Einstellung der Zertifikateanleger ist im Gegensatz dazu leicht von 30 auf 32 % angestiegen.Die negative Einstellung der Befragten zeigt sich auch in der Einschätzung des Produkts. Rund ein Drittel der Befragten stuften strukturierte Produkte als spekulativ ein. Besitzer stufen sie hingegen als weniger riskant ein als Ex-Besitzer und Noch-nie-Besitzer. Die Besitzer wollen auch den Anteil an strukturierten Produkten in Zukunft weiter ausbauen. Derzeit wollen 27 % der befragten Besitzer ihren Anteil ausbauen. 2008 waren es nur 20 %. 57 % wollen es zumindest beim aktuellen Depotanteil belassen. Nur 16 % wollen ihren Anteil verkleinern. In der Gruppe der Befragten, die nicht in Zertifikaten investiert sind, wollen nur 20 % der Ex-Besitzer wieder investieren. Bei den Noch-nie-Besitzern sind es 15 %. Die Studie zeigt, dass das für den Kaufentscheid dominierende Kriterium die erwartete Rendite des strukturierten Produktes ist. Bei 53 % sind Renditeoptimierung und Ertragssteigerung Anlageziele. Der Aspekt Sicherheit war bei den Befragten zweitrangig.