Wandelanleihen bieten in volatilen Märkten Vorteile
Die Volatilität an den Aktienmärkten wird auch 2012 relativ hoch bleiben. In diesem Marktumfeld rückt eine wachsende Zahl von Investoren Wandelanleihen in den Fokus. Die Anlageklasse bietet derzeit gleich eine ganze Reihe Vorteile und sind eine Möglichkeit, der aktuellen Marktunsicherheit zu trotzen. Sie sind – wie Aktien – derzeit günstig zu haben, liefern aber mehr Sicherheit. Dies liegt gleichsam in ihrer Natur: Es handelt sich um ein verzinsliches Wertpapier. Der Inhaber hat jedoch das Recht, es in Aktien einzutauschen – während einer Wandlungsfrist und in einem vorher bestimmten Verhältnis.Daraus ergibt sich ihre Eigenheit, sehr wohl an steigenden Aktienkursen zu partizipieren, fallende Börsenkurse aber nur in geringerem Umfang mitzunehmen. Experten sprechen hier vom Asymmetrieeffekt, der sich durch historische Zeitreihenanalysen auch eindrucksvoll belegen lässt. Fairer Wert kommt von alleinAm deutlichsten erkennbar ist dieser Effekt über mittel- bis langfristige Zeiträume. Bei sehr kurzfristigen Betrachtungsperioden können andere Effekte, wie zum Beispiel Schwankungen von Liquiditätsprämien, den Asymmetrieeffekt vorübergehend überlagern. Doch aufgrund ihres Bond-Charakters erreichen Wandelanleihen gegen Endverfall zwingend ihren fairen Wert, so dass sich die kurzfristigen Verwerfungen dank dieser Eigenschaft im Zeitverlauf ausgleichen.Wandelanleihen können außerdem von einer hohen Aktienvolatilität, wie sie derzeit die Märkte prägt, profitieren. Denn das asymmetrische Auszahlungsprofil der Wandelanleihen ist um so wertvoller, je stärker die jeweils zugrunde liegende Aktie im Wert schwankt. Hier gibt es durchaus eine Parallele zu herkömmlichen Optionen: Entsprechende Bewertungsmodelle ermöglichen es, das am Wandelanleihenmarkt eingepreiste Volatilitätsniveau zu berechnen und mit dem Volatilitätsniveau der Optionsmärkte zu vergleichen. Das ermöglicht Aussagen zur relativen Bewertung der Anlageklasse Wandelanleihen. Während der Wandelanleihenmarkt noch in der ersten Jahreshälfte fair bewertet war, war er in der zweiten Jahreshälfte insbesondere in Asien und Europa sehr attraktiv bewertet. ZweigeteiltDer Markt für Wandelanleihen teilt sich in Bezug auf die Kreditqualität in zwei Teile: Viele Anleger investieren ausschließlich in Wandler mit Investment Grade. Das führt dort zu einem systematischen Nachfrageüberhang. Die Folge: Investment-Grade-Wandler sind im Vergleich zu niedriger oder gar nicht gerateten Wandelanleihen relativ teuer. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass es in den vergangenen Jahren relativ wenige Neuemissionen im Investment-Grade-Bereich gab. Aus unserer Sicht bietet es sich deshalb an, in alle Rating-Segmente – Investment Grade wie Non-Investment Grade – zu investieren.So können Anleger die Vorteile des Investment-Grade-Segments wie Stabilität und Liquidität mit den Vorteilen der übrigen Marktsegmente – hohe Ertragschancen, günstige Bewertung – kombinieren. Wichtig dabei ist es, auf ausreichende Diversifikation zu achten sowie Zugang zu einem breiten Buy Side Research zu haben, um potenzielle Risiken von Investments in niedrigeren Bonitäten zu senken.Die Ausfallrate von Wandlern war im Jahr 2011 sehr gering. Allerdings preist der Markt deutlich höhere Ausfallraten für die kommenden Jahre ein. Sollten diese aber nicht eintreten, ergeben sich hieraus attraktive Perspektiven für Wandelanleihen. Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt, dass die tatsächlichen Ausfallraten meist deutlich niedriger waren als die zunächst erwarteten Ausfälle. Stabile EmissionsvoluminaUnd selbst wenn die Ausfallraten in den kommenden Jahren steigen sollten, muss das nicht unbedingt zu negativen Renditen für Wandelanleihen-Engagements führen. Eine reale Belastung ergäbe sich erst dann, wenn die tatsächlichen Ausfallraten die bereits eingepreisten deutlich übertreffen würden. Dies wäre wohl nur im Falle einer schweren globalen Rezession zu erwarten.Die Emissionsvolumina für globale Wandelanleihen bewegten sich im Jahr 2011 in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Im August und September kam die Neuemissionsaktivität praktisch zum Erliegen, im Oktober gab es jedoch wieder einige attraktive Neuemissionen. Der Trend, dass es nur sehr wenige Emissionen im Investment-Grade-Bereich gibt, hat sich fortgesetzt. Dies hat die ohnehin schon bestehende Bewertungsdiskrepanz zwischen Wandelanleihen mit und ohne Investment Grade weiter begünstigt. FinanzierungsbedarfDer wichtigste Faktor für Emissionsvolumina wird im Jahr 2012 sicherlich der Finanzierungsbedarf von Unternehmen bleiben. Dazu passt, dass nach dem Platzen der Technologieblase 2003 sehr hohen Volumina zu verzeichnen waren, ebenso wie im Zuge der ersten Phase der Finanzkrise 2007/2008. Offensichtlich besteht derzeit für zahlreiche Unternehmen grundsätzlichsignifikanter Finanzierungsbedarf. Wichtig ist auch die Verfügbarkeit von Finanzierungsalternativen wie Bankkredite und Festzinsanleihen. Während man auf Grund der tendenziell schrumpfenden Bankbilanzen von eher weniger Konkurrenz durch Kreditvergabe der Banken ausgehen kann, bieten festverzinsliche Anleihen derzeit für Emittenten im Investment-Grade-Bereich eine attraktive Alternative. Korrelation zu M & AHistorisch gesehen ist auch eine gewisse Korrelation zwischen M & A Aktivitäten und Emissionsvolumen bei Wandelanleihen nicht zu übersehen, da sich diese als beliebtes Finanzierungsinstrument für Übernahmen etablieren konnten. Einen weiteren Einflussfaktor stellt die Marktdynamik im Primärmarkt dar. Kaum etwas beeinflusst Emissionsvolumina so stark wie das Beispiel vorheriger Neuemissionen. Beobachten potenzielle Emittenten erfolgreiche Emissionen, steigt in der Regel ihre Neigung, selbst an den Markt zu gehen. Umgekehrt kann schon eine missglückte Transaktion dazu ausreichen, dass der Markt für einige Wochen schließt.Wandelanleihen sind derzeit günstig bewertet, auch im Vergleich zu Aktien. Sie bieten in volatilen Märkten ein interessantes Chance-Risiko-Profil. Wer risikobewusst anlegt, sollte das gesamte Spektrum des Marktes, inklusive High-Yield-Wandler, in Betracht ziehen.