Wasser als zukunftsträchtige Anlage
Wasser gilt als großer Zukunftstrend: Das Bevölkerungswachstum, Klimaveränderungen, die Verschmutzung von Süßwasser und die Übernutzung von Wasserressourcen führen zu immer größerer Wasserknappheit. Milliarden-Investitionen in die Wasserversorgung und -reinigung sind erforderlich. Das bedeutet für langfristig ausgerichtete Anleger Investitionschancen.Von Christiane Lang, FrankfurtDie Versorgung der unaufhaltsam wachsenden Weltbevölkerung mit sauberem Wasser ist eine der großen Zukunftsherausforderungen und macht neue Möglichkeiten der Trinkwassergewinnung und -reinigung notwendig. Wasser ist nicht nur der Grundbaustein allen Lebens, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Volumen des globalen Wassermarktes für 2010 gibt die Robeco-Tochter Sustainable Asset Management (Sam), die auf nachhaltige Investments spezialisiert ist, in einer Studie mit 480 Mrd. Dollar an. Davon entfallen 175 Mrd. Dollar auf kommunale und industrielle Investitionen in die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Der Rest verteilt sich auf Dienstleistungen, Engineering, Betrieb, Unterhalt und Chemikalien. In der Finanzkrise 2008/2009 war der Markt stark eingebrochen, da es für Unternehmen und Kommunen schwer war, ihre Investitionsprojekte zu finanzieren.Künftig wird aber mit erneut kräftigem Wachstum gerechnet, denn der Bedarf an Wasser steigt weltweit. Zudem muss Infrastruktur saniert und weiter ausgebaut werden, und es sind – vor allem in den ärmeren Ländern – neue Technologien zur Aufbereitung, Verteilung und Nutzung des Wassers erforderlich. China z.B. will in seinem aktuellen Fünf-Jahres-Plan bis 2015 die Ausgaben für den Umweltschutz auf 450 Mrd. Dollar verdoppeln, davon soll ein erheblicher Anteil in die Wasserwirtschaft fließen. Die USA haben in ihrem Konjunkturprogramm 2009 14 Mrd. Dollar für Investitionen in die Wasserversorgung und Reinigung eingeplant. Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen im Bereich der Wasseraufbereitung, -versorgung oder -nutzung anbieten, räumt Sam daher erhebliches Wertsteigerungspotenzial ein. Investoren bieten sich damit zukunftsträchtige Anlagemöglichkeiten. Fragmentierter MarktDer Wassermarkt ist noch stark fragmentiert, doch gibt es auch einige globale Akteure, die sich durch die Übernahme kleinerer Unternehmen etabliert haben. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung von Sam fortsetzen. Dazu trage auch bei, dass die Kommunen immer mehr Lösungen im Sinne von Public-Private-Partnership-Modellen wählen. Dass Wasser ein knappes Gut ist, ist den Menschen in den Industrienationen nicht immer gegenwärtig. Nach Angaben von Sam hat sich aber der Wasserverbrauch seit dem Jahr 1900 von rund 770 Kubikmeter auf ca. 4 500 Kubikmeter fast versechsfacht (s. Grafik). 2030 würden voraussichtlich über 6 500 Kubikmeter erreicht. Der zusätzliche Verbrauch ergebe sich aus dem Bevölkerungswachstum und dem steigenden Lebensstandard. Weltweit gesehen wird der größte Teil des Wassers für die Landwirtschaft eingesetzt. In Europa und Nordamerika aber ist die Industrie mit rund 50 % der größte Wasserverbraucher; seit 1990 wächst der Verbrauch hier aber nicht mehr so stark wie noch in den vierzig Jahren zuvor.Um den Wassermangel in vielen Gebieten der Welt, der sich infolge der Übernutzung der Wasserressourcen und auch des Klimawandels noch ausweiten wird, auszugleichen, gibt es die unterschiedlichsten Pläne, sei es, dass z. B. in Indien, China oder Spanien Wasser aus Flüssen in trockene Gebiete geleitet oder in besonders wasserarmen Ländern das Süßwasserkontingent durch Entsalzungsanlagen gesteigert werden soll. Für all dies werden künftig zig Milliarden Dollar benötigt.In den Industrienationen sind die Probleme anders gelagert: Hier besteht enormer Investitionsbedarf für die Sanierung der veralteten Infrastruktur. In einigen Ländern sind Trink- und Abwasserleitung zudem schlecht gewartet und haben Lecks, durch die große Mengen an Trinkwasser verloren gehen. Allein in den USA summiere sich bei unverändertem Investitionsniveau der Finanzierungsbedarf in den nächsten 20 Jahren hier auf immense 540 Mrd. Dollar, heißt es in der Studie. Ein weiteres Problem ist die Wasserreinigung. In Schwellen- und Entwicklungsländern fehlen oft nicht nur Abwassersysteme für Haushalte, sondern auch die Industrie lässt ihre Abwasser ungefiltert ab. In den Industrieländern stellen immer neue Stoffe und Verbindungen, die in den Wasserkreislauf gelangen, und für die die Kläranlagen nicht gerüstet sind, Herausforderungen dar.