Finanzen persönlich

Wasserfonds spülen auch andere Branchen ins Depot

Kleine und mittlere Werte als Alternative zu Schwergewichten - Ethische Bedenken - Auf Werte mit technologischer Innovationskraft setzen

Wasserfonds spülen auch andere Branchen ins Depot

Von Petra-Anete Mucha Die Klimawandel-Diskussion ist Geburtshelfer für einen Investment-Megatrend. Viele der Themenfonds rund um ökologisches und nachhaltiges Investieren beschäftigen sich mit der zusehends knapperen Ressource Wasser. Anleger sollten sich aber bewusst machen, dass mit dem Wasser vielfach auch andere Branchen ins Depot gespült werden. Hollywood gehen Themen ausDen Hollywood-Regisseuren im Genre Science-Fiction gehen offenbar langsam die Themen für ihre Utopien aus. Nachdem mit biometrischer Datenspeicherung oder dem Klonen einige filmische Phobien fester Bestandteil der Lebenswelt sind, fällt mit der Angst vor einem Versiegen der globalen Wasserreserven wie im Film “Dune – Der Wüstenplanet” eine weitere Bastion. Im Kontext der Debatte um den Klimawandel und seine Folgen hat dieses Thema eine bisher nie gekannte Aufmerksamkeit gewonnen. Und wie auch beim generellen Umgang mit dem Thema Klimawandel gelingt es den Teilnehmern der öffentlichen Debatte, die in diesem drohenden Mangel eine ökonomische Herausforderung sehen, die Pessimisten teilweise zu überstimmen.Von der Investmentindustrie ist der Klimawandel regelrecht begeistert aufgegriffen worden. Nachdem es bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit gab, in ökologischen Nischen wie Windkraft oder Holzwirtschaft zu investieren, bietet mittlerweile jeder größere Anbieter von Kapitalmarktprodukten Investments in unterschiedlicher Ausstattung an. Mit Mitigation zum Beispiel werden Strategien beschrieben, die vorrangig den CO‚-Ausstoß verringern sollen. Adaption fasst wirtschaftliche Strategien, Technologien und Dienstleistungen zusammen, die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Anfälligkeit gegenüber klimatischen Veränderungen verringern sollen. Darunter fallen auch wirtschaftliche Bestrebungen zur größtmöglichen Loslösung von fossilen Energiequellen. Im Kontext dieses Spektrums spielt Wasser als Energieressource eine besondere Rolle. Keine Direktanlage möglichAuch wenn Wasser durchaus als Rohstoff gilt, sind Direktanlagen wie bei anderen Commodities noch nicht möglich. Einzig institutionelle Marktteilnehmer können sich mit speziellen Wasser-Futures oder Wetter-Derivaten gegen Dürre termingeschäftlich absichern. Vorreiter ist hier die Börse Sydney. Dass “Wasser” sich zur Erfolgsstory im Investmentgeschäft entwickelt hat, belegt unter anderem die Geschichte des Branchenpioniers Pictet Funds Water. Bereits im April 2007 musste der Fonds für alle Anteilsklassen aufgrund des überragenden Anlegerinteresses die Mittelzuflüsse zunächst auf 1 Mill. Euro, dann auf 500 000 Euro pro Tag und Kundenkonto begrenzen. Für Neukunden sind die Fonds bereits jetzt geschlossen, und ein sogenanntes Hard Closing, bei dem der Fonds gar keine weiteren Mittel mehr aufnehmen wird, wird in Kürze erwartet.Für den Privatanleger bieten die Investments rund ums Wasser allerdings auch ohne etwaige moralische Bedenken nicht immer ungetrübte Performancefreuden. Denn vielfach finden sich in den Produkten, in deren Fokus Wasser steht, vornehmlich die großen Versorger. Zu diesen zählen beispielsweise die deutsche RWE oder die französische Veolia Environnement. Klumpenrisiken vermeiden Diese Titel sind jedoch wegen ihres Kurspotenzials auch in vielen Produkten mit einem globalen Anlageuniversum vertreten oder finden sich in Fonds, deren Investmentprozess eine klassische Sektorallokation vorsieht. Deshalb sollte der Anleger vor einer Investition in ein Produkt rund um regenerative Energien, Wasser oder den Klimawandel an sich überprüfen, inwieweit die ausgewiesenen größten Positionen bereits in anderem Zusammenhang im Depot vertreten sind. Denn bei einer zu hohen Gewichtung der Titel einer Branche oder eines Sektors im Aktienanteil eines Depots drohen sogenannte Klumpenrisiken, da erratische Kursrückgänge eines Titels häufig alle anderen des Sektors stark mitreißen.Dazu kommt, dass die Wertentwicklung der Wasseraktien den für den Aktienmarkt üblichen systematischen und unsystematischen Risiken unterliegt. Wasserinvestments bieten demnach nicht die stabilisierenden Fähigkeiten von Rohstoffen, deren Preis- und Wertentwicklung mit den Aktienmärkten wenig oder gar nicht korreliert. Ein weiterer Aspekt könnte bei der Entscheidung für eine Anlage in Wasser eine Rolle spielen: Viele Unternehmen, die in Sachen Klimawandel und Wasserwirtschaft aktiv sind, genügen nicht den Sustainability-Kriterien für nachhaltiges und sauberes Wirtschaften. Wo Wasser draufsteht, ist demnach nicht automatisch saubere Energie drin. Nischen mit mehr RisikoEine Alternative zu den Branchenschwergewichten bieten Investments, die vornehmlich nur in Small und Mid Caps investieren. Unter den kleineren und mittleren Unternehmen finden sich eher solche, die in Nischen rund ums Wasser operieren. Small und Mid Caps sind jedoch im Gegensatz zu den Marktgiganten eher anfällig für starke Kursschwankungen. Anleger sollten demnach willens sein, höhere Risiken und eine höhere Volatilität in Kauf zu nehmen.Wer auf der Suche nach Performance ist, die aus dem Wasser stammt, kommt auch als Privatanleger an ethischen Bedenken nicht vorbei. Denn der Run auf den blauen Rohstoff ist nicht zuletzt auf eine Verknappung zurückzuführen, die bereits heute Milliarden von Menschen weltweit vom Zugang zu sauberen Trinkwasservorräten abschneidet. Misslungene PrivatisierungDiese Überlegung rückt vor allem dann in den Vordergrund, wenn gezielt in Unternehmen investiert wird, die eine Privatisierung der Wasserversorgung verfolgen. So gelten die Städte Manila und Nairobi als Negativbeispiele misslungener Privatisierung, denn die Folge ist ein gänzlich ungeregelter und von Willkür geprägter Wassermarkt. Mit Unternehmen, die solche Privatisierungsaktivitäten treiben, werden jedoch vor allem durch Private-Equity-Beteiligungsangebote erhebliche Performanceerfolge erzielt.Wer als Privatanleger mit seinen Investments dem Anspruch von ethischer Vertretbarkeit gerecht werden will und die für Wachstumswerte charakteristischen Schwankungsrisiken verkraften kann, wird daher eher fündig bei Investmentfonds, die z. B. gezielt auf die technologische Innovationskraft von Wasserinfrastruktur, Filter-, Entsalzungs- oder Kläranlagen setzen.