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Wie Kapital für Tiere arbeitet

Stiftung des Frankfurter Zoos sammelt Erbschaften - Vermögen von 43 Mill. Euro

Wie Kapital für Tiere arbeitet

Von Stefanie Schulte, FrankfurtDas Erbe des vor 18 Jahren verstorbenen Frankfurter Zoodirektors Bernhard Grzimek wirkt noch heute. Die Spenden, die er mit Hilfe seiner Fernsehsendung “Ein Platz für Tiere” eingeworben hat, sind inzwischen in einer Stiftung aufgegangen. Mit den Erträgen der “Stiftung für die bedrohte Tierwelt” siedelt die Zoologische Gesellschaft Frankfurt vom Aussterben bedrohte Nashörner im afrikanischen Serengeti-Nationalpark an, hilft bei der Renaturierung von Flüssen in der Rhön oder unterstützt den Frankfurter Zoo. Auch 40 Jahre nach dem TV-Start Grzimeks findet sein Anliegen Unterstützung. Allein in den vergangenen drei Jahren haben Naturfreunde der Stiftung 6 Mill. Euro geschenkt oder vermacht. Insgesamt beträgt das Stiftungsvermögen derzeit rund 43 Mill. Euro. Die ausgeschütteten Erträge der Stiftung gehen ausschließlich an die Zoologische Gesellschaft, 2003 waren es 1 Mill. Euro. Wie viel von der im Jahr 2004 erwirtschafteten Rendite in Höhe von 5 % ausgeschüttet wird, steht nach Angaben von Inge Schmitt, die die Finanzen der Stiftung verwaltet, noch nicht fest. Pharma-Aktien sind tabuBei der Anlagepolitik setzt der ehrenamtliche Stiftungsrat strenge ethische Grenzen. Tabu sind beispielsweise Rüstungswerte und Zigarettenhersteller, aber auch die Pharmabranche, weil sie Tierversuche durchführt.Jeweils 15 Mill. Euro liegen seit Gründung der Stiftung 2001 in zwei Spezialfonds bei deutschen Großbanken. Das restliche Kapital verwaltet die Stiftung selbst. Die beiden Fonds halten 10 bis 20 % Aktien, ausschließlich Dax- und Euro-Stoxx-Werte. Das restliche Geld investieren die Fondsmanager in europäische Staatsanleihen. Im vergangenen Jahr haben beide Fonds in gleichem Maße zu der Rendite von 5 % beigetragen. Zu den in den vergangenen drei Jahren erwirtschafteten rund 5 Mill. Euro hat aber einer der Fonds etwa eine halbe Million Euro mehr eingebracht. “Der Manager des besseren Fonds hat die Investments seltener umgeschichtet. Diese Strategie der ruhigen Hand hat sich bewährt”, meint Inge Schmitt. Die Verwaltungskosten liegen bei beiden Fonds unter 0,2 %.Auch beim selbstverwalteten Stiftungskapital erwirtschaftete sie 2004 rund 5 % Rendite. Sie investiert das Geld überwiegend in europäische Staats- und Unternehmensanleihen. Knapp 10 % sind in Aktien angelegt. Diese stammen aus Erbschaften, erläutert Inge Schmitt. Da sie derzeit kaum Rendite abwerfen, will sie die Aktienquote so bald wie möglich auf null herunterfahren. “Aus Rücksicht auf die Interessen der Spender investieren wir mit sehr geringem Risiko”, sagt die 51-Jährige. Sie bevorzugt Anleihen mit mindestens einem “A”-Rating, Junk Bonds kommen nicht in Frage. Das Kapital der Stiftung stammt überwiegend aus Spenden und Vermächtnissen, die Bernhard Grzimek bis zu seinem Tod 1987 auf dem Spendenkonto “Hilfe für die bedrohte Tierwelt” sammelte. Die Stiftung startete 2001 mit insgesamt rund 33 Mill. Euro aus dem Vermögen der Zoologischen Gesellschaft. Die Gründer wollten damit sicherstellen, dass das über Jahrzehnte angesammelte Kapital auch in Zukunft ausschließlich dem Tierschutz zugute kommt, berichtet Inge Schmitt. Seitdem ist das Stiftungskapital durch Schenkungen und Erbschaften weiter gewachsen. Vor zwei Jahren beispielsweise überschrieb eine Spenderin der Stiftung 5,2 Mill. Euro aus dem Nachlass ihres Bruders.Das Team, das sich um das Stiftungsvermögen kümmert, ist klein. Da die Stiftung keine eigenen Mitarbeiter beschäftigt, verwalten es die sieben Angestellten der Zoologischen Gesellschaft. Inge Schmitt, kaufmännische Angestellte der Zoo-Gesellschaft, sichtet bei neuen Erbschaften selbst den Nachlass und verkauft, wenn nötig, Immobilien. Auch die Organisation von Beerdigungen und die Grabpflege zählen zu ihren Aufgaben. Manchmal bringt sie sogar die Katze eines Verstorbenen ins Tierheim oder verkauft dessen Hühner. Vermächtnisse kaum planbarAus Personalmangel verzichtet die Stiftung auf aktives Spendenmarketing. “Wir profitieren trotzdem von unserer Bekanntheit und von Fernsehreportagen über unsere Arbeit in Afrika”, berichtet Inge Schmitt. Wann neue Erbschaften kommen, sei aber natürlich nicht planbar. Im vergangenen Jahr beispielsweise gab es gar keine größeren Vermächtnisse. Dennoch hofft sie, dass sie den Kapitalstock langfristig auf rund 60 Mill. Euro steigern kann. Dann könnte die Zoologische Gesellschaft mit ihren sieben Mitarbeitern auf Dauer allein aus den Erträgen der Stiftung finanziert werden.