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Wie Preise für Brillanten quotiert werden

Von den vier C über den Hunderterpreis pro Karat bis hin zu Discount und Prämie

Wie Preise für Brillanten quotiert werden

Von Kai Johannsen, FrankfurtJedes börslich oder außerbörslich gehandelte Asset der Finanz- und Rohstoffmärkte hat eine bestimmte Form der (Preis-)Quotierung, an die sich Händler und Investoren halten (müssen), um Transparenz über Markt- und Preisentwicklungen zu gewährleisten. Aktien werden in Euro pro Stück gehandelt, Devisen in Preisen bzw. Mengen (Preis-/ Mengennotierung) anderer Währungen. Bei Rohstoffen ist es günstig zu wissen, in welcher Einheit (zum Beispiel Barrel, Unzen, Kilogramm) der jeweilige Kontrakt angegeben wird. Bei Anleihen wird ein Spread quotiert. Schliff sehr wichtigAuch Diamanten haben ihre eigene Quotierungsform. Unterschieden wird zunächst, ob Rohdiamanten oder geschliffene Diamanten gehandelt werden. Besondere Aufmerksamkeit genießt im Handel der Markt für geschliffene Steine, die von der Schmuckindustrie nachgefragt werden oder sich auch als Investmentdiamanten eignen. 95 % des Marktes geschliffener Steine entfallen auf das Segment der Brillanten (Rounds), d. h. ein mit 57 Facetten (Schliffflächen) geschliffener Stein. Es gibt im Diamantenhandel preisbestimmende Merkmale, die sogenannten vier C (Cut, Carat, Clarity, Colour). Die Schliffausführung (Cut) hat einen erheblichen Einfluss auf den Wert des Steins. Innerhalb der Kategorie der Brillanten erfolgt dann die Einteilung des Gewichts in Karat (1 Karat = 0,2 Gramm). Gehandelt werden die Steine ab 0,01 Karat aufwärts.Für die Steine werden sodann Karat-Gruppen gebildet. Die erste Gruppe umfasst Brillanten von 0,01 bis 0,03 Karat, d. h. die Steine mit dem geringsten Gewicht. Es gibt insgesamt 18 Gruppen, wobei allerdings bei den größeren Steinen (ab 5 Karat aufwärts) nicht mehr jede einzelne Karatklasse jederzeit quotiert wird. Zudem gilt: Steine höherer Karatklassen haben überproportional höhere Preise aufgrund der Tatsache, dass sie seltener sind.Diamanten können Einschlüsse in Form von Staub-/Schmutzpartikeln oder sogar Gold aufweisen. Je höher der Grad der Verunreinigung, desto niedriger ist der Wert eines Steins. Insgesamt werden elf Kategorien von Einschlüssen (Clarity) unterschieden. Die beste Qualität in Bezug auf die Einschlüsse ist ein lupenreiner (Flawless, FL, und Internally Flawless, IF) Brillant. Als lupenrein wird ein Stein klassifiziert, wenn ein Diamantgutachter mit einer Lupe mit zehnfacher Vergrößerung keine Einschlüsse in Form von Staub oder Gold feststellen kann. Die zweite und dritte Kategorie sind VVS 1 und VVS 2 (Very Very Small Inclusions 1 bzw. 2). Hierbei handelt es sich um Steine, die winzige Verunreinigungen aufweisen. Es folgen die Kategorien VS 1 und VS 2 (Very Small Inclusions 1 bzw. 2). Bis einschließlich dieser Kategorien kann von Investmentqualität quasi “Investment-Grade” gesprochen werden. Danach werden die Verunreinigungen größer. Es folgen die Abstufungen SI 1, SI 2 bzw. SI 3 (Small Inclusions 1bis 3). Die letzten drei Abstufungen auf dieser Skala und damit die höchsten Verunreinigungsgrade sind I 1, I 2 und I 3 (Inclusions 1 bis 3). Dies sind die drei schlechtesten Diamantqualitäten, bei denen die Einschlüsse mit bloßem Auge zu erkennen sind. Bei den kleineren Steinen (bis 0,29 Karat) werden die benachbarten Reinheitsgrade IF und VVS bei der Quotierung zu einer Gruppe zusammengefasst. Das Gleiche gilt für die VS-Qualitäten, die in diesem Segment ebenfalls eine Gruppe bilden. Somit sind in diesem Bereich der kleineren Karatzahlen nur acht Kategorien (IF-VVS, VS, SI 1 bis 3 und I 1 bis 3).Des Weiteren werden Diamanten hinsichtlich ihrer Farbe (Colour) unterschieden. Marktgängige Steine werden hinsichtlich der Ausprägung bzw. Nichtausprägung der Farbe Weiß eingestuft. Dies geschieht anhand von elf bzw. zwölf Graden der Farbe Weiß, die mit den Buchstaben von D bis N bzw. O eingeteilt werden. Nach dem international gebräuchlichsten Farbcode des Gemological Institute of America (GIA) steht “D” für hochfeines Weiß +, “E” bezeichnet hochfeines Weiß, es folgt “F” für feines Weiß +. Des Weiteren wird wie folgt klassifiziert: “G” für feines Weiß, “H” für Weiß. Danach (“I” bis “O”) werden die Tönungen nach dem Sättigungsgrad abgestuft.Experten raten unter Wertsicherungsaspekten aber nur zu den höherwertigen Farbgraden D bis G. Bei den danach folgenden Farbgraden handelt es sich um Steine, die gelbliche bzw. schon fast bräunliche Tönungen aufweisen. Bei den kleineren Steinen werden wiederum Gruppen gebildet, und zwar die fünf Farbgruppen D-F, G-H, I-J, K-L und M-N-O, also benachbarte Farbgrade. Bei den größeren Steinen ab 0,3 Karat aufwärts erfolgt eine Einteilung in die einzelnen Farbgrade D bis M. Gehandelt wird in DollarEinem als brillant geschliffenen Stein einer bestimmten Karat-Anzahl kann damit eindeutig ein bestimmter Einschlussgrad und ein klarer Farbgrad zugeordnet werden, die zusammen mit der Schliffqualität in einer Expertise dokumentiert werden. Auf dieser Basis der vier C kann der Handel einen Preis für diesen Stein quotieren. Diese quotierten Preise verstehen sich allerdings als sogenannte Hunderterpreise, d. h. sie müssen mit 100 multipliziert werden. Der auf diese Weise gefundene Preis ist die Quotierung pro Karat, und zwar in Dollar, denn der internationale Diamantenhandel erfolgt ausschließlich in der US-Währung. Bei einem Halb- oder Viertelkaräter ist der pro Karat quotierte Preis somit durch zwei bzw. vier zu dividieren, um den Preis für den Stein zu erhalten. Bei einem Dreikaräter muss verständlicherweise mit dem Faktor drei multipliziert werden.Diamantenhändler arbeiten zusätzlich aber noch mit Discounts und Premiums in Bezug auf die Hunderter-Dollar-Preise je Karat. Diese Premiums bzw. Discounts orientieren sich an der sogenannten Rapaportliste. Rapaport ist im Diamantenhandel der maßgebliche Preisprovider. Für eine bestimmte Brillantkategorie (Beispiel: 0,5 Karat, IF, D) wird zum angegebenen Preis der Discount oder die Premium quotiert. Sie gibt demzufolge einen Abschlag oder einen Aufschlag zum quotierten Hunderterpreis je Karat an. In steigenden Märkten reduziert sich der Discount oder es erhöht sich die Prämie. In fallenden Märkten wird der Discount größer bzw. es reduziert sich die Prämie. Welchen Discount oder welche Prämie der einzelne Händler oder Investor erhält und welchen Preis er damit bezahlt, ist von diversen Faktoren abhängig. Hierzu gehören die Marktentwicklung (Schnelligkeit derselben), nachgefragte oder angebotene Mengen, Verhandlungsgeschick und Marktsentiment.Beispiel: Ein Brillant der Kategorie 0,5 Karat und mit den Charakteristika IF, D sowie mit “Excellent” bewerteten Schliffformen wird derzeit mit 96 quotiert. Das heißt: 9 600 Dollar (pro Karat) ` 0,5 = 4 800 Dollar. Bei einem Discount von 5 % würde sich demzufolge ein Preis von 4 560 Dollar für den Stein errechnen. Bei diesem Preis handelt es sich um die Ask-Preise, also Angebotspreise für Investoren. Dieser Preis ist auf Euro umzurechnen: 3 304 Euro (Euro = 1,38 Dollar). Hinzu kommt die gesetzlich gültige Mehrwertsteuer, in Deutschland also 19 %. Für den Stein sind zudem Kosten für Versicherung und eventuell Lagerung einzukalkulieren. Zu berücksichtigen sind auch etwaige Transportkosten.