ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Wind und Solar im Lebensversicherer-Portfolio

Börsen-Zeitung, 5.4.2011 Neben den traditionellen Anlageklassen eines Lebensversicherers, wie festverzinslichen Wertpapieren und Aktien, haben Wind- und Solarenergie als Portfoliobeimischung an Bedeutung gewonnen. Erneuerbare Energien werden sowohl...

Wind und Solar im Lebensversicherer-Portfolio

Neben den traditionellen Anlageklassen eines Lebensversicherers, wie festverzinslichen Wertpapieren und Aktien, haben Wind- und Solarenergie als Portfoliobeimischung an Bedeutung gewonnen. Erneuerbare Energien werden sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern eine immer wichtigere Energiequelle. Als Anlageklasse für traditionell konservative Lebensversicherer bieten sie durch die geschaffenen regulatorischen Rahmenbedingungen eine interessante Möglichkeit, attraktive Renditen sowie Diversifikationseffekte zu ermöglichen. Wirtschaftliche RisikenDie Transformation weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern wird voranschreiten. Verantwortlich hierfür sind die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe, die notwendige kohlendioxidärmere Energiegewinnung sowie die steigende weltweite Nachfrage. Für Europa kommt erschwerend hinzu, dass die große Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen wirtschaftliche und politische Risiken birgt.Ein Ausweg ist neben der Steigerung der Energieeffizienz der Ausbau von Wind- und Solarenergie, Biomasse oder weiteren Arten erneuerbarer Energien. Damit der Ausbau erneuerbarer Energien gelingt, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Zum einen sind stabile politische Rahmenbedingungen unerlässlich, zum anderen entsteht ein enormer Finanzierungsbedarf, zudem müssen ausgereifte Technologien zur Verfügung stehen. Drei Arten der FörderungDie regulatorischen Rahmenbedingungen basieren auf drei Arten der Förderung. In Europa sind Einspeisevergütungssysteme am häufigsten. Dem Erzeuger erneuerbarer Energie wird dabei entweder ein fester, vom Strommarktpreis unabhängiger Preis garantiert, oder er erhält zusätzlich zum Marktpreis einen bestimmten Betrag. In der Regel ist die Förderung für 15 bis 20 Jahre vorgesehen, damit besteht für Betreiber und für Investoren Planungssicherheit.Die zweite Möglichkeit der Förderung stellt die Mengenregelung dar. Hier müssen Energieerzeuger mittels eines Quotensystems einen bestimmten meist steigenden Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien generieren. Erzeuger sauberen Stroms erhalten innerhalb dieses Systems den Strommarktpreis und zusätzlich handelbare Zertifikate. Diese Zertifikate können dann an Energieerzeuger, die den von ihnen geforderten Anteil erneuerbarer Energien nicht erbringen, verkauft werden. Die dritte Variante beinhaltet Investitionszuschüsse, entweder als Betrag pro installierter Leistung, in Form von Steuernachlässen oder mittels zinsbegünstigter Darlehen. Technische BesonderheitenAus Investorensicht reichen Art und Höhe der finanziellen Förderung allein nicht aus, um eine fundierte Anlageentscheidung zu treffen. Die Besonderheiten der verschiedenen Technologien sowie Marktentwicklungen sind ebenfalls mit einzubeziehen. Für einen Lebensversicherer mit langfristigem Anlagehorizont können vor allem Wind- und Solarenergie interessant sein. Beides sind ausgereifte Technologien, bei denen die entscheidenden Faktoren – Wind beziehungsweise Sonne – praktisch unbegrenzt zur Verfügung stehen.Moderne Onshore-Windkraftanlagen liefern heute ein Vielfaches an Strom im Vergleich zu früheren Anlagen. So betrug die typische Nennleistung pro Anlage vor 20 Jahren 250 Kilowatt, heute hingegen wird das 10 bis 20fache erreicht. Zudem liegen langfristige Erfahrungswerte bezüglich der Betriebs- und Wartungskosten vor, sodass diese relativ zuverlässig kalkuliert werden können. Wettbewerbsfähige KostenHeute kann Strom aus Windkraft in besonders windreichen Regionen bereits zu wettbewerbsfähigen Kosten produziert werden. Die Photovoltaik ist noch etwas weiter von dieser sogenannten Netzparität entfernt. Allerdings kann in manchen südeuropäischen Regionen inzwischen Solarstrom annähernd zu Endverbraucherstrompreisen generiert werden.Der Trend zu günstigerem Solarstrom setzt sich fort, sodass längerfristig die Photovoltaik wettbewerbsfähigen, emissionsfreien Strom liefern kann. Auch im Bereich der Photovoltaik verfügt man inzwischen über Erfahrungswerte für Betrieb und Wartung. Projektkalkulationen und erwartete Renditen aus Investorensicht lassen sich daher ausreichend zuverlässig darstellen. Projektspezifische Risiken werden üblicherweise auf die verschiedenen Projektbeteiligten so verteilt, dass die Realisierung solch langfristiger Investitionen – kalkuliert wird meist mit einem Zeithorizont von mindestens 20 Jahren – stattfinden kann. Gründliche AnalyseDabei ist für einen Lebensversicherer entscheidend, dass er eine klare Strategie entwickelt und das Risiko-Rendite-Profil von Investitionen in Wind und Solar gründlich analysiert. Auf adäquate Garantien für die technischen Komponenten ist ebenso zu achten wie auf spezielle Versicherungslösungen für die Wind- und Solarparks.Die lange Lebensdauer der Windkraftanlagen und Solarparks ist für Lebensversicherer attraktiv. Verbunden mit den erwarteten stabilen Zahlungsströmen können so die längerfristigen Verbindlichkeiten aus den Versicherungsverträge unserer Kunden bedient werden. Die sich dabei ergebenden Diversifikationspotenziale im Anlageportfolio spielen ebenfalls eine positive Rolle. Denn die “Alternativen Investments” bieten vielmals geringe Korrelationen zu den traditionellen Anlageklassen der Anleihen- und Aktienmärkte. Wie hoch ist die Rendite?Die Frage nach den fairen risikoadjustierten Renditen, die sich mit Windkraft- und Solaranlagen erwirtschaften lassen, muss auch die Illiquidität dieser Investitionen berücksichtigen, zudem spielt der Anteil der Fremdfinanzierung eine Rolle. Die Zielrenditen, die Allianz Leben verfolgt, liegen ohne Fremdfinanzierung im höheren einstelligen Prozentbereich, sodass die Performance des überwiegend aus Staats- und Unternehmensanleihen sowie Pfandbriefen bestehenden Portfolios positiv beeinflusst wird.Dies wird sich kontinuierlich fortsetzen, eine bemerkenswerte Schwelle hat die Allianz bereits Ende 2010 überschritten: Insgesamt wurde bereits mehr als 1 Mrd. Euro in Wind- und Solarparks investiert. Jüngst wurden neue Windparks in Frankreich und italienische Photovoltaikanlagen im Megawattbereich erworben.Erneuerbare Energien bleiben ein Wachstumsmarkt, und es spricht vieles dafür, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien auch in Zukunft stabil bleiben sollten. Die Nachfrage nach langfristigem Kapital wird weiter steigen, und somit werden auch Lebensversicherer und Pensionsfonds als Kapitalgeber weiter eine wichtige Rolle spielen. Daher wird auch die Allianz in Zukunft ihr Engagement im Bereich der Wind- und Solarenergie weiter ausbauen.