Investmentfonds - Interview mit Michael Mewes, J.P. Morgan

"Wir haben uns weitgehend normalisiert"

Fondsmanager sieht gute Renditen für Corporates

"Wir haben uns weitgehend normalisiert"

Die Zeiten sind nicht rosig, doch die schlimmsten Bedenken haben sich gelegt, sagt Michael Mewes, Leiter des Anleihenteams bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt.- Herr Mewes, die Zeit der ganz hohen Kupons bei Unternehmensanleihen scheint vorbei. Was macht sie als Investment für die Zukunft trotzdem noch lukrativ?Wenn man jetzt mit Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich 8 bis 9 % Rendite erzielen will, dann wird das schwer bis unmöglich. Zu Jahresbeginn mussten Konzerne noch mit solchen Kupons beziehungsweise Renditen an den Markt gehen, aber das ist erst mal vorbei. Ich möchte fast sagen “hoffentlich”.- Warum denn “hoffentlich”?Weil die Bedingung wäre, dass wir vorher noch mal massive Spread-Ausweitungen auf 5 bis 6 % verbunden mit der entsprechenden Unsicherheit sehen würden. Derzeit haben sich die Spreads wieder deutlich eingeengt und liegen je nach Index bei ungefähr 2 % über den Staatsanleihen. Sie könnten sich in der weiteren Phase des Zyklus bis auf rund 1 % einengen. Wir haben uns jetzt also schon weitgehend normalisiert.- Die Rezession ist noch nicht vorbei, viele Experten erwarten eine steigende Zahl von Arbeitslosen und damit einhergehend gedämpften Konsum und eine drohende Kreditklemme. Wird das die Corporate Bonds unter Druck setzen?Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken die Liquiditätsschleusen weiter offenhalten und die Banken damit genügend Anreize haben, Kredite zu vergeben. Was wir auch sehen, ist, dass die kleineren und mittleren Unternehmen tatsächlich Probleme haben, an Kredite zu kommen. Aber die großen und globalen Unternehmen haben sich für dieses Jahr über den Kapitalmarkt schon komplett durchfinanziert und für das kommende Jahr in Teilen auch. Das sind die Namen, die für Rentenmarktinvestoren und Publikumsfonds in erster Linie interessant sind.- Das heißt, Sie rechnen nicht mit Defaults von größeren Adressen?Nein. Diese Bedenken hatten wir noch im Frühjahr, aber sie haben sich gelegt. Auch die Upgrade-Downgrade-Ratio, also das Verhältnis von Ratingverbesserungen zu Ratingverschlechterungen, die im Frühjahr mit 1:10 verheerend war, hat sich verbessert, sie liegt bei 1:2. Das ist immer noch nicht gut, der Trend hat sich jedoch definitiv stabilisiert.- Wie interessant sind in dem derzeitigen Umfeld die staatsgarantierten Bonds diverser Großbanken?Das Thema ist aus unserer Sicht weitgehend vorbei. Die meisten Banken gehen nicht mehr mit staatsgarantierten Bonds an den Markt. Wir hatten die Bonds im Frühjahr auch in die Portfolien eingekauft, aber damit hat man nur noch mäßige Ertragschancen von rund 1 % über Staatsanleihen. Die Bonds laufen jetzt noch rund zwei Jahre, es wird dann keine neuen mehr geben.- Das Niedrigzinsumfeld dürfte in der Eurozone und den USA noch eine ganze Weile anhalten. Welche Renditen lassen sich in dieser Phase mit Unternehmensanleihen erzielen?Wir gehen davon aus, dass die Zinsen der Notenbanken noch bis ins vierte Quartal 2010 so niedrig bleiben werden und die Zentralbanken den Markt mit Liquidität günstig versorgen werden, bei sehr niedrigen Inflationsraten und moderatem Wachstum. Das bedeutet für die Staatsanleihen, dass sie in der Nähe der aktuellen Stände bleiben sollten, in der Tendenz eventuell sogar noch etwas niedriger. Das wirkt sich natürlich auch auf die Corporates aus, wir glauben, dass sich die Spreads schon im kommenden Jahr Richtung 1 % einengen werden. Für uns als Investoren bedeutet das, dass wir nicht nur den Kupon erhalten, der rund 2 % über Staatsanleihen liegt, sondern noch mal rund 2 % über eine Spread-Einengung dazubekommen.- In welchen Ländern und Sektoren sehen Sie große Chancen?Im Corporate-Bereich haben wir zwischen den großen Blöcken USA und Eurozone keine sehr starke Präferenz, aber wir würden den USA eher den Vorzug geben, weil der Markt dort tiefer und liquider ist. Es gibt mehr Emittenten und deshalb mehr Wettbewerb zwischen den Emittenten. In den Sektoren finden wir Financials interessant, nicht die staatsgarantierten, sondern die “echten” Bankbonds, die wir für attraktiv halten.- Wie viel kann man denn im kommenden Jahr mit Anleihen verdienen?Wir erwarten für Staatsanleihen Erträge von etwa 3 bis maximal 4 % für Euroland, für Anleihen von Investment-Grade-Unternehmen 5 bis 6 %. Staatsanleihen von Schwellenländern erwarten wir bei 7 bis 8 % und hoch verzinste Unternehmensanleihen außerhalb des Investment- Grade-Bereichs im Schnitt bei 9 bis 10 %.—-Das Interview führte Martin Hampel.