Immobilien

Wohnungsverbände lehnen Energiekonzept ab

Vorschläge "werfen eigentumsrechtliche Fragen auf" - Ungewöhnliche Allianz sucht nach Alternativen

Wohnungsverbände lehnen Energiekonzept ab

ge Berlin – Überwiegend schroff ablehnend reagierten die hiesigen Immobilienverbände auf das Energiekonzept der Bundesregierung. Darin hat die Koalition vereinbart, den hoch energieintensiven Wärmebedarf des vorhandenen Wohnbestands bis 2050 um 80 % zu senken. Dieses Ziel sei unrealistisch, widersprechen die größten Immobilienverbände und werfe zudem eigentumsrechtliche Fragen auf.Es passe nicht zusammen, dass das Energiekonzept einerseits zwar die Grenzen der wirtschaftlichen Belastungen von Eigentümern deutlich erkenne. Andererseits würden jedoch für die Zukunft stufenweise Investitionspflichten angekündigt. “Verpflich tungen zu unwirtschaftlichen Maßnahmen werfen eigentumsrechtliche Fragen auf”, betont Jens-Ulrich Kießling, Vorsitzender der Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI), in der sieben Branchenverbände vereint sind, die für etwa die Hälfte aller Mietverhältnisse hierzulande stehen und für einen gewichtigen Teil der Immobilienfinanzierung. Entsprechend fordert Kießling die Bundesregierung auf, in das Energiekonzept eine Kosten-Nutzen-Sichtweise aufzunehmen, um Vermieter und Mieter vor zu teuren energetischen Sanierungsmaßnahmen zu bewahren.Selbst wenn die Öl- und Gaspreise “durch die Decke schießen”, würden sich die künftig nach dem Energiekonzept verpflichtenden Investitionen für Eigentümer nicht rechnen, assistiert Andreas Stücke, der Generalsekretär der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund. “Der von der Bundesregierung für den Gebäudebestand geplante Standard Null-Emission wird viele Eigentümer langfristig dazu zwingen, ihre Häuser abzureißen.”Weniger apodiktisch – bei allerdings auch weniger ehrgeizigen Zielen – agieren Verbände im Land Berlin. Hier hat sich eine ungewöhnliche Allianz aus IHK, Mieterverein und dem Umweltschutzbund BUND gebildet, die mit flexiblem Herangehen große Fortschritte bei der Energieeffizienz erreichen will, bei so wenig Kosten für Vermieter und damit Mieterhöhung für Bewohner wie möglich.Ohne das “nicht lösbare” Mieter-Vermieter-Dilemma beseitigen zu können, empfiehlt die bemerkenswerte Koalition, die energetische Sa nierung mit ausgewählten, möglichst effektiven Maßnahmen zu beginnen. Nach der Amortisation dieser Erstinvestitionen dürften in etwa zehn Jahren sowohl die Kosten für Dämmung gesunken als auch die Energiepreise gestiegen sein, womit teurere und weiterführende Einsparungen kostendeckend würden. Allzu teure Sanierungsvorhaben, die die Heizkostenersparnis um das 2,25-Fache übersteigen, sollen grundsätzlich nicht verpflichtend werden, um explodierende Mieten zu vermeiden, schlägt die Dreier-Allianz vor. Investitionsfreudiges RechtIm Gegensatz zu Haus & Grund sowie BSI begrüßt der ZIA Zentrale Immobilien Ausschuss das Energiekonzept der Bundesregierung. Zwar sei das Ziel der sogenannten “Modernisierungsoffensive für Gebäude” ambitioniert, aber der Kraftakt erscheine möglich.Die schwarz-gelbe Koalition will die energetische Sanierungsrate auf 2 % verdoppeln, um den hohen Energieverbrauch von Immobilien von heute knapp 40 % des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs zu drücken. Dafür will Berlin steuerliche Anreize prüfen, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ebenso wie entsprechende KfW-Maßnahmen ausweiten und das Mietrecht “investitionsfreudiger” ausgestalten.