Zahnersatz-Hersteller setzen auf die Lücke
Von Armin Schmitz, FrankfurtSchöne Zähne, wer träumt nicht davon? Die Realität sieht allerdings anders aus. Allein in der westlichen Welt fehlt rund 250 Millionen Menschen mindestens ein Zahn. Ein Großteil der Menschen hat nicht die notwendige medizinische Versorgung oder das Geld für eine ausreichende zahnärztliche Behandlung. Es wird geschätzt, dass rund 60 Millionen Menschen zahnärztlich behandelt werden und als potenzieller Markt für Dental-Implantate betrachtet werden können. 8,2 Millionen Patienten lassen sich Implantate einsetzen, die übrigen nehmen mit Brücken und Prothesen vorlieb. In Deutschland liegt in diesem Jahr die Zahl der Implantate bei 460 000 Einheiten. Der Markt für Zahnimplantate gilt als weitgehend unerschlossen. Ein höherer Anteil an Prothetik wäre möglich. Obwohl es heute nicht nur Kieferorthopäden, sondern auch Zahnärzten möglich ist zu implantieren, liegt der Anteil der Zahnheilkundler in Deutschland nur bei 20 %. Obwohl die USA der größte Medizintechnikmarkt sind, liegt der Anteil der implantierenden Ärzte nur bei 14 %. Der Ausbildungsstand der Dentisten verbessert sich allerdings kontinuierlich. Die Universitäten haben Implantologie in den Ausbildungsplan aufgenommen, und die Industrie bietet Fortbildungsseminare und Schulungen für die Ärzte an. Der Markt für Zahnimplantate hat sich dramatisch verändert, so dass in den kommenden Jahren aufgrund des vorwiegend unerschlossenen Markts mit einem Wachstum von 15 bis 18 % gerechnet wird. In Deutschland könnte das Wachstum sogar etwas höher liegen, denn seit dem Jahreswechsel 2005 erlaubt eine Neuregelung Zuschüsse für Zahnprothetik von bis zu 355 Euro. Die Hälfte des Markts für Zahnimplantate wird von zwei Unternehmen beherrscht, der schwedisch-schweizerischen Nobel Biocare und der Schweizer Straumann. Beide weisen beeindruckende Fundamentaldaten auf (siehe Tabelle). Sie melden kontinuierlich zweistellige Gewinn- und Umsatzsteigerungen sowie Bruttomargen von über 80 %. Beide Firmen profitieren einerseits von dem überdurchschnittlich stark wachsenden Markt. Andererseits weisen sie ein konzentriertes Produktportfolio auf und profitieren von selbst entwickelten Innovationen. Ein etwas höheres Tempo als Straumann hat seit 2003 allerdings der schwedisch-schweizerische Konkurrent eingeschlagen. Der unter der Führung der Konzernchefin Heliane Canepa eingeleitete Strategiewechsel zahlt sich offenbar aus. Während Straumann ganz auf Zahnimplantate setzt, entwickelt sich Nobel Biocare zusehends zu einem integrierten Unternehmen für Dental-Lösungen, das Implantate, Kronen und Brücken aus einer Hand anbietet. Die Innovationskraft, die Straffung des Produktangebots und die Verbesserung von Umsatzwachstum und Margen haben die Anleger überzeugt. Die Aktien von Nobel Biocare haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 60 % zugelegt. Einer abgeschwächten Wette auf Nobel Biocare kommt eine Investition in die Schweizer BB Medtech gleich, deren Portfolio zu 70 % aus Aktien, 10 % der Gesellschaft, des schwedisch-schweizerischen Implantatherstellers besteht. Der Anlagefokus der Beteiligungsgesellschaft ist auf mittelgroße Medtech-Gesellschaften mit einem guten Management gerichtet, die eine marktführende Position innehaben. Das Performance-Ziel von BB Medtech liegt bei 15 % p. a. Neben Nobel Biocare gehören auch die deutsche Drägerwerke, die Schweizer Synthes und Gelenica zu den Kernbeteiligungen. Der Kurs von BB Medtech befindet sich wie die seiner Beteiligungen in einem Aufwärtstrend. Auffallend ist allerdings der Discount von mehr als 10 % zum inneren Wert.