Asset Management

Zertifikate-Diskussion spaltet die Fondsbranche

DWS erwartet Boom - Kritik von Fidelity

Zertifikate-Diskussion spaltet die Fondsbranche

ssc Frankfurt – Investmentfonds, die Derivate anstelle von Direktinvestments in Aktien und Wertpapiere einsetzen, werden zunehmend an Bedeutung gewinnen, so Stephan Kunze, Mitglied der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft DWS. Der Bonuszertifikate-Fonds, den die Deutsche-Bank-Tochter 2006 auflegte, sei nur ein erster Schritt in diese Richtung. Ein Vertriebsexperte der Fondsgesellschaft Fidelity warnte dagegen vor Risiken der neuen Produkte. In Zukunft seien nicht nur weitere Zertifikatefonds, sondern etwa auch der verstärkte Einsatz von Optionsscheinen in Fonds denkbar, sagte der DWS-Derivateexperte Kunze auf einer Veranstaltung des Finanzdienstleisters MLP in Frankfurt. Verglichen mit klassischen Investments, ließen sich mit Optionsscheinen und Zertifikaten Risiken besser steuern.Darüber hinaus könnten diese Produkte auch in schwachen Marktphasen positive Renditen erzielen. Wenn sich der Markt generell abwärts bewege, bringe schließlich ein Fonds mit einer Index-Outperformance von 2 % nichts, argumentierte Kunze. Daher sei nachvollziehbar, dass viele Anleger in der zurückliegenden Börsenflaute von Fonds in Zertifikate umgeschwenkt seien, die oft eine Kapitalgarantie oder Risikopuffer versprechen. Hier sieht Kunze Nachholbedarf für die Fondsindustrie. Da Zertifikate weniger stark reguliert seien als Fonds, ließen sich mit ihnen auch neue Investmentstrategien leichter umsetzen. Die neuen, komplex strukturierten Vehikel seien für Privatanleger kaum durchschaubar, kritisiert dagegen Klaus Mühlbauer, Leiter des Vertriebs für unabhängige Finanzberater und Versicherungsgesellschaften beim Fondsanbieter Fidelity Deutschland. Ein Zertifikat, das unter bestimmten Bedingungen einen festen Ertrag in einem vorgegebenen Zeitraum garantiert, müsse auch immer im Kontext der künftigen Marktentwicklung – also etwa dem Zinsniveau und den Aktienkursen – gesehen werden. Dies zu beurteilen überfordere die meisten Anleger. Hinzu komme, dass der Markt derzeit mit immer neuen Zertifikaten überschwemmt und dadurch zunehmend unüberschaubar werde. Diese seien “nicht per se an den Bedürfnissen der Anleger orientiert” und teils nur erfolgreich, weil sie sich leicht vertreiben ließen. Fidelity werde daher bis auf weiteres weder Fonds auflegen, die in Zertifikate investieren, noch Zertifikate, die die Wertentwicklung von Fonds abbilden. MLP plant Derivate-VertriebSogenannte Fondszertifikate, wie sie etwa die Allianz-Tochter Dit seit einigen Jahren anbietet, bewertet auch Kunze kritisch. Diese Produkte erfüllten im Grunde dieselbe Funktion wie ein Dachfonds, hätten jedoch zusätzliche Nachteile. Anders als Fonds sind Zertifikate mit einem Emittentenrisiko verbunden, da sie rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen sind. Der Finanzdienstleister MLP als Gastgeber der Diskussion plant selbst den Einstieg ins Zertifikategeschäft. In Kürze wolle man den Vertrieb von Zertifikate-Fonds starten, sagte Ulrich Stephan, Leiter des Geschäftsbereichs Vermögensmanagement. Darüber hinaus werde das Unternehmen voraussichtlich demnächst eine BaFin-Lizenz erhalten, die in Branchenkreisen als “kleine Banklizenz” bezeichnet wird und die Berater in die Lage versetzt, Anlagezertifikate direkt zu vermitteln, ohne dass diese in einer Fondshülle stecken müssen. MLP sei dann seines Wissens nach der erste unabhängige Finanzvertrieb, der über eine solche Erlaubnis verfüge. Eingesetzt werden sollen derivative Produkte vor allem zur Risikosteuerung im Rahmen eines geplanten Vermögensverwaltungs-Angebots für wohlhabende Kunden. Bevor sie die Produkte vertreiben dürfen, müssten die MLP-Berater jedoch speziell geschult werden. In einem ersten Schritt wolle man 7 % bis 9 % der insgesamt 2 700 Berater entsprechend qualifizieren. Später solle diese Zahl auf voraussichtlich 500 ausgebaut werden.