Asset Management

Zusatzrendite mit aktivem Währungsmanagement

Lange Niedrigzinsphase schärft Bewusstsein - Gespräch mit HSBC Trinkaus über wachsende Bedeutung der Währungsabsicherung

Zusatzrendite mit aktivem Währungsmanagement

Von Annette Becker, Düsseldorf Die US-Immobilienkrise, die drastische Zinssenkung in den USA, und in der Folge der Euro auf Allzeithoch – das Chaos für international aufgestellte Vermögensportfolios mit europäischer Provenienz ist perfekt. Vermögensverwalter, die etwa in US-Aktien investiert sind und die Position jetzt auflösen möchten, haben das Nachsehen; denn ein Gutteil der im Aktienhandel erwirtschafteten Erträge geht bei der Rückrechnung in Euro verloren – sofern das Währungsrisiko nicht abgesichert wurde. Lange Zeit wurde das in internationalen Portfolios liegende Währungsrisiko als Faktor hingenommen, mit dem man leben muss. Seit wenigen Jahren reift jedoch die Erkenntnis, dass Währung mehr sein kann als ein reiner Risikotreiber, wie Marc Vincent Tühl, bei HSBC Trinkaus & Burkhardt für Currency Overlay Management zuständig, erläutert. Teure Instrumente Um den Risikofaktor Währung auszuschalten, griffen die hiesigen Asset Manager bisher allenfalls auf passives Management – sprich die Absicherung über Devisentermingeschäfte – zurück. Ein teures Instrument, das in aller Regel nur das Risiko eliminierte, ohne die Chance auf Zusatzrenditen offen zu halten. Zum Umdenken haben nach Ansicht Tühls unter anderem die erweiterten Möglichkeiten im Rahmen des deutschen Investmentrechts sowie die lange Niedrigzinsphase geführt. Währung werde heute in wesentlich stärkerem Maße als eigene Asset-Klasse verstanden. Dabei gebe es zwei Varianten: Zum einen die Betrachtung als reine Asset-Klasse vergleichbar mit Aktien und Renten, zum anderen als Asset-Klasse, die innerhalb eines international anlegenden Portfolios zwangsläufig vorhanden ist. Wer Währung auch im zweiten Fall als eigenständige Anlage-Klasse betrachte, sei auch an einer nachhaltigen Verbesserung des Rendite-/Risikoprofils interessiert, also am aktiven Währungsmanagement, dem sogenannten Currency Overlay Management (COM). Unabhängige ManagerDas COM sei dabei ein nachgelagerter Prozess, bei dem die Absicherung auf ein vorhandenes Portfolio aufgesetzt werde. Sie beträgt nicht notwendigerweise 100 %. “Der ‘Underlying-Manager’ agiert völlig unabhängig vom ‘Overlay-Manager'”, beschreibt Tühl das Vorgehen. Ziel sei es, bei reduziertem Risiko mittelfristig Zusatzertrag zu erwirtschaften.Nichts anderes also als die Idee eines “Free Lunch”? Ganz so märchenhaft ist die Welt des Currency Overlay Management dann doch nicht. Das Währungsrisiko ist in international angelegten Portfolios ohnehin vorhanden, gesucht wird nun nach Möglichkeiten, das Risiko zu verringern und zugleich die Chance auf Zusatzrendite zu eröffnen. Um den Nutzen von Currency-Overlay-Strategien zu untersuchen, muss folglich das Rendite-/Risikoprofil mit COM dem Profil ohne COM gegenübergestellt werden. Im Vergleich zu einem nicht abgesicherten Portfolio lasse sich die Performance in jedem Fall verbessern. Nachteilig sei allerdings, dass für die Absicherung Liquidität benötigt werde, was ohne Absicherung nicht der Fall ist, so Tühl. Im Vergleich zu einem zu 100 % abgesicherten Portfolio erhöhe sich dagegen mit COM zwar das Abwertungspotenzial (während das Aufwertungspotenzial steigt). Die für die Absicherung benötigte Liquidität reduziere sich jedoch deutlich. Die einzuschlagende Währungsstrategie leiten die Overlay-Manager von HSBC Trinkaus nach Angaben von Tühl aus einem rein quantitativen Modell ab. Dabei würden je Währungspaar zehn Trendfolgen parallel gefahren, die jeweils ein Einzelsignal generierten. Entscheidend sei, dass die Signale des Modellportfolios diszipliniert umgesetzt würden , erklärt Tühl. Das von HSBC Trinkaus verwendete Modell verfügt über einen Track Record von sieben Jahren, wie der Banker nicht ohne Stolz erläutert. Das Modell selbst haben allerdings die Experten der Rothschild-Gruppe entwickelt. Zwischen beiden Häusern bestehe eine exklusive Kooperation. “Kein anderer hat Zugriff auf diese Modelle”, wirbt Tühl, der einschränkend einräumt, dass die Modelle nur die großen Währungspaare abdecken. Neben dem quantitativen Modell sieht Tühl den Vorteil seines Hauses gegenüber Wettbewerbern auch darin, dass die zur Absicherung stehenden Währungspositionen problemlos platziert werden können, denn die britische Trinkaus-Mutter HSBC gehört zu den größten Devisenhändlern weltweit. Noch ist Trinkaus mit einem Vermögen im COM von 6 Mrd. Euro allerdings ein kleiner Spieler – die großen Overlay-Manager verwalten gut und gerne 50 Mrd. Dollar. Doch Tühl sieht für Trinkaus enormes Potenzial . “Ich glaube, wir sind einer der systematischsten Anbieter und haben auf dem deutschsprachigen Markt eine Einzelstellung.” Gegenüber den Global Playern im COM – meist angelsächsische Häuser – verfüge Trinkaus über lokales Know-how in der juristischen und operativen Umsetzung. Mindestbetrag: 25 Mill. DollarEin weiterer Vorteil sei, dass Trinkaus COM auch für kleinere Portfolios anbiete. Betreut würden derzeit 75 Adressen, darunter auch Unternehmen. Im institutionellen Asset Management liege die Einstiegshürde bei 25 Mill. Dollar, bei Unternehmen sei sie mit 5 Mill. Dollar noch niedriger – bei entsprechend höheren Gebühren, erklärt der Banker. Bei den Corporates reiche die Spannweite von großen Mittelständlern bis hin zum Dax-Konzern. Dabei stehe für Unternehmen im Rahmen von COM vor allem die Verringerung des währungsbedingten Bilanzrisikos (Translationsrisiko) im Vordergrund.