ASSET MANAGEMENT

Zwangsarbeiterstiftung verdoppelt Immobilieninvestments

Auch Staatsanleihen aus Schwellenländern erhalten deutlich mehr Gewicht - Hochverzinste deutsche Rentenpapiere laufen aus

Zwangsarbeiterstiftung verdoppelt Immobilieninvestments

ge Berlin – Die im Jahr 2000 vom Bund und von der deutschen Wirtschaft gegründete Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” blickt auf ein Rekordjahr mit einer Kapitalrendite von satten 9,5 % zurück. Auch im ersten Quartal 2013 zeigt die Zwangsarbeiterstiftung mit ihrem Gesamtkapital von inzwischen gut 440 Mill. Euro eine Performance von beachtlichen 2,2 %, berichtet Finanzchef Harald Schneider. Während die Assetklasse Aktien im Vorjahr eine Rendite von 12,2 % und Renten immerhin 10 % einspielten, erlösten Immobilien nur magere 4,1 %. Dennoch will die Stiftung den Anteil von Immobilieninvestments in den nächsten Jahren von heute 10 % auf etwa 20 % verdoppeln, kündigt Schneider an. Auch die momentan noch zu vernachlässigende Anlage in Emerging-Market-Bonds soll deutlich von aktuell 1 % auf 10 % zulegen, will der Leiter Finanzen dem Vermögensbeirat in einigen Wochen als eine Variante vorschlagen – “selbstverständlich wird damit die Volatilität unseres Portfolios höher”.Hintergrund für die damit verbundene größere Unsicherheit der Stiftungsanlage ist das absehbare Auslaufen hochverzinster Government Bonds in den nächsten zwei bis vier Jahren, womit nahezu ein Drittel der heutigen Asset Allocation unter der Überschrift “Held to Maturity” zur Disposition steht. Ethische AnlagekriterienEine Wiederanlage in deutsche Staatsanleihen oder hiesige Pfandbriefe verbiete sich jedoch bei den aktuellen Niedrigstzinsen, betont der Finanzchef. Und eine Verdoppelung des Aktienanteils auf etwa 40 % hält Schneider “unter Risikogesichtspunkten für nicht vertretbar”. Entsprechend soll das Gewicht der – inzwischen ethisch gescreenten und um Apple und Shell bereinigten (vgl. BZ vom 29. Mai) – Aktienanlage bei etwa 23 % und das der Corporate Bonds bei 25 % stabil bleiben, so die Planungen. Schon der aktuelle Aktienanteil von fast einem Viertel aller Investments sei “viel für eine konservative Stiftung”, betont Schneider.Ein deutlich größeres Gewicht erhalten künftig dagegen Immobilieninvestments und Rentenpapiere aus Emerging Markets. Diese Staatsanleihen aus den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China sowie ehemaligen Tiger-Staaten wie Vietnam oder Thailand hält Schneider für sicher bei guter Rendite. Bei der verstärkten Immobilienanlage denkt der Finanzverantwortliche nicht an inzwischen weitgehend überteuerte Wohnhäuser in deutschen Großstädten, sondern an maßgeschneiderte Infrastrukturfonds, bestehend aus Autobahnfinanzierungen, Solarkraftwerken oder Ölpipelines.Neben der zu erzielenden Rendite hängt ein Investment aber auch von ethischen Vorgaben ab. Entsprechend dem eigenen Stiftungszweck vermeiden die Berliner seit einiger Zeit Aktien und Renten, wenn der Verdacht auf Zwangsarbeit oder Menschenrechtsverletzungen besteht.