MUNICH RE

Anlagenotstand

Die überzeugenden Quartalszahlen der Munich Re sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Versicherer im Allgemeinen und die Rückversicherer im Besonderen hinsichtlich ihrer Profitabilität in einer Abwärtsspirale befinden. Anhaltend...

Anlagenotstand

Die überzeugenden Quartalszahlen der Munich Re sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Versicherer im Allgemeinen und die Rückversicherer im Besonderen hinsichtlich ihrer Profitabilität in einer Abwärtsspirale befinden. Anhaltend niedrige Kapitalmarktzinsen als Folge von Rettungsmaßnahmen für angeschlagene Banken und hochverschuldete Euro-Staaten drücken auf die Erträge und Margen.Hält die Finanz- und Staatsschuldenkrise und damit ihre Folgen für das weltweite Zinsniveau an, kommen die Geschäftsmodelle mancher Häuser ins Wanken. Ein tieferer Blick in die Bilanz des weltgrößten Rückversicherer offenbart teils gravierende Probleme. So verdient die Konzerntochter Ergo im Lebensversicherungsgeschäft kaum noch Geld. Mit neuen Altersvorsorgeprodukten versucht Deutschlands zweitgrößter Erstversicherer nach der Allianz fast schon verzweifelt, das siechende Neugeschäft wieder anzukurbeln. Allerdings sind die Kunden heute angesichts der allerorten vorherrschenden Unsicherheit nicht mehr bereit, sich länger mit Verträgen zu binden, zumal dann, wenn diese nur mickrige Renditen versprechen. Das dämpft die Erfolgsaussichten der Ergo.Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen befinden sich die Rückversicherer in einem Anlagenotstand. Der Munich Re fällt es zunehmend schwerer, mit ihrem über 200 Mrd. Euro umfassenden Kapitalanlageportfolio Renditen zu erwirtschaften, die sie auf Dauer gegenüber ihren Aktionären vertreten kann.Da der Zinstrend angesichts der weltweit abkühlenden Konjunktur weiter nach unten zeigt, wird sich die Situation eher noch verschärfen als entspannen. Dem Branchenprimus kommt dabei aber zugute, dass er kraft seines großen Portfolios mit einer Mischstrategie bisher relativ gut über die Runden kommt. Allerdings gehe es der Munich Re derzeit genauso wie den Sparern, räumte Konzernchef Nikolaus von Bomhard ein. Damit drückt er auch eine gewisse Ratlosigkeit aus, was die Suche nach renditeträchtigen Anlageformen betrifft. So kommt die Assekuranz tendenziell mit höherer Inflation besser zurecht als mit einer Deflation.Auch das operative Rückversicherungsgeschäft lädt nicht zum Jubeln ein. Aufgrund hoher Überkapazitäten in der Branche kann die Munich Re seit Jahren nicht auf breiter Front deutliche Preiserhöhungen durchsetzen. Seit 2001 herrscht ein “weicher” Rückversicherungsmarkt. Nur singuläre Schadenereignisse lassen etwa die Tarife für Naturkatastrophen-Deckungen sprunghaft nach oben klettern. Für eine Trendwende reicht das aber nicht aus.