DIE ÖKONOMISCHE ORDNUNG ZERBRICHT - KÖPFE DES JAHRES

Botschafter

hip - Lange hat es der ehemalige Commodity Trader aus der Londoner City ohne das Scheinwerferlicht der Medien nicht ausgehalten. "Ich will mein Leben zurück, und es beginnt jetzt", waren die Worte, mit denen sich Nigel Farage (52) nach dem Sieg der...

Botschafter

hip – Lange hat es der ehemalige Commodity Trader aus der Londoner City ohne das Scheinwerferlicht der Medien nicht ausgehalten. “Ich will mein Leben zurück, und es beginnt jetzt”, waren die Worte, mit denen sich Nigel Farage (52) nach dem Sieg der Brexit-Befürworter beim britischen EU-Referendum verabschiedete. Er habe seine politischen Ziele erreicht, sagte der Führer der UK Independence Party (Ukip), als er sein Amt niederlegte. Wenig später machte er Wahlkampf für Donald Trump, der prompt vorschlug, ihn zum britischen Botschafter in Washington zu machen. Das Bild, das ihn mit dem künftigen US-Präsidenten vor der goldenen Tür seiner Residenz im New Yorker Trump Tower zeigt, ging um die Welt. Derzeit kokettiert Farage damit, in die USA überzusiedeln. Es überrascht nicht, dass er für die Auszeichnung Persönlichkeit des Jahres des Time-Magazins nominiert wurde.Farage wird gerne als Demagoge abgetan, dem lediglich die Alten, die Ungebildeten und Verbitterten aus den britischen Armutsregionen zujubeln. Ein Blick auf die Gästeliste der Party, die Farages Freunde im November im Londoner Nobelhotel Ritz schmissen, um den Volksentscheid für den EU-Austritt und den Wahlsieg des Donalds zu feiern, ergibt ein ganz anderes Bild. Unter den 120 Geladenen befanden sich neben Richard Desmond, dem Eigentümer des “Daily Express” auch die Barclay-Zwillinge, zu deren Besitz neben dem Veranstaltungsort die Telegraph Media Group und die Kanalinsel Brecqhou zählen. Ausgerichtet wurde das Fest unter anderem von Malcolm Pearson, einem ehemaligen Tory-Oberhausabgeordneten, der Ukip führte, nachdem sich Farage 2009 schon einmal verabschiedet hatte. Baron Pearson of Rannoch kann auf eine Karriere im Versicherungsgeschäft zurückblicken. Er ist nicht der Einzige aus der Branche. Der Mitveranstalter und Ukip-Parteispender Arron Banks arbeitete einst für Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Zu den Unternehmen, die er führte, gehören Southern Rock Insurance, Brightside Group und die Manx Financial Group.Farage hatte die konservative Partei nach Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht 1992 verlassen. Die vom damaligen Premierminister David Cameron Ende 2013 aktiv geschürten Ängste vor einer Masseneinwanderung bulgarischer und rumänischer Armutsflüchtlinge kamen ihm gelegen. Camerons Wahlkampfversprechen, ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abzuhalten, erwies sich dabei als Steilvorlage. Ohne Farage kein Brexit – nicht wenige meinen, dass er dafür geadelt werden sollte. Vermutlich würde “Sir Nigel” den Titel aber ablehnen. Für alle, die mit den Ereignissen des Jahres 2016 nicht zufrieden waren, hatte Farage auf seiner Party eine schlechte Nachricht: “Nächstes Jahr wird es noch schlimmer.”