ARGENTINIEN

Etappensieg

Auf den ersten Blick waren es die Gläubiger, die in den Umschuldungsverhandlungen den besseren Deal gemacht haben. Sie hatten zu Beginn der Verhandlungen etwa 60 % des ursprünglichen Wertes gefordert und konnten nun knapp 55 Cent pro Dollar...

Etappensieg

Auf den ersten Blick waren es die Gläubiger, die in den Umschuldungsverhandlungen den besseren Deal gemacht haben. Sie hatten zu Beginn der Verhandlungen etwa 60 % des ursprünglichen Wertes gefordert und konnten nun knapp 55 Cent pro Dollar erzielen. Argentinien hatte ursprünglich lediglich 38 Cent geboten und musste in mehreren Schritten um etwa 17 % nachbessern und zudem den Rechtsschutz der Kollektivklauseln aufweichen.Aber tatsächlich heißt der große Gewinner Alberto Fernández. Für Argentiniens Präsidenten, den die mächtige Cristina Kirchner im Vorjahr ins Präsidentenrennen geschickt hatte mit dem klaren Auftrag, Argentinien aus der Schuldenklemme zu holen, kann der Kompromiss zum Türöffner werden für einen Befreiungsschlag im Stile seines einstigen Chefs und Vorbilds Néstor Kirchner. Denn die nun erzielte Vereinbarung beinhaltet mehrere Elemente, die Fernández in den verbleibenden drei Regierungsjahren deutlich helfen. Zum einen sind die Belastungen durch den Schuldendienst in den kommenden Jahren ziemlich moderat und werden erst gegen Ende des Jahrzehnts deutlich ansteigen. Das gibt dem Präsidenten und auch dessen Nachfolger erheblichen fiskalischen Spielraum. Dieser wird noch vergrößert durch die Tatsache, dass Fernández und sein junger Finanzminister Guzmán das Kunststück bewerkstelligten, einen Abschlag von 50 Mrd. Dollar auszuhandeln, ohne einen konkreten Sparplan vorzulegen. Eine solche Festlegung hatte Guzmán, der in seiner akademischen Karriere an Seiten des Wall-Street-Kritikers Joseph Stiglitz sämtliche Umschuldungsprozesse der letzten Jahrzehnte erforscht hatte, unbedingt vermeiden wollen. Die Peronisten wollen mittels staatlicher Impulse Argentiniens Wirtschaft anschieben, ein Konzept, das vormals Naserümpfen ausgelöst hätte, aber das nun, post Corona, weltweit praktiziert wird. Die dadurch ausgelöste Liquidität könnte Argentinien helfen, in absehbarer Zeit neue Kredite aufzunehmen – zu deutlich günstigeren Konditionen.