IPO

Börsenstart von Ionos ein böses Omen?

Der Börsenneuling Ionos ist äußerst schwach am Frankfurter Börsenparkett gestartet. Der erste Kurs lag bei 18,40 Euro und damit unter dem Emissionspreis von 18,50 Euro – und auch danach ging es weiter abwärts. Ein böses Omen für den IPO-Markt in Deutschland.

Börsenstart von Ionos ein böses Omen?

Das erste Marktdebüt des Jahres in Deutschland ist kein gutes Omen für weitere Börsengänge. Die Aktien des Webhosters und Cloud-Anbieters Ionos, dessen Name im Griechischen Prophezeiung bedeutet, starteten am Mittwoch unter ihrem Ausgabepreis in den Handel, was angesichts eines erstklassigen Emissionskonsortiums verwundert. Denn normalerweise sorgen die Emissionsbanken dafür, dass der erste Kurs eines Börsenneulings zumindest den Emissionspreis erreicht. Bei Ionos agieren J.P. Morgan, Berenberg, Deutsche Bank und BNP Paribas als Joint Global Coordinators der Transaktion. Barclays und Goldman Sachs fungieren als Joint Bookrunners. Commerzbank, DZ Bank und Landesbank Baden-Württemberg sind Co-Lead-Manager.

Firmenchef Achim Weiß, der mit dem traditionellen Läuten der Börsenglocke den Handel eröffnete, gab sich dennoch zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass der Preis langfristig das richtige Niveau erreicht“, sagte er auf dem Börsenparkett.

Ionos-Papiere erschienen mit 18,40 Euro erstmals auf den Kurszetteln und damit 2,4% unter dem Ausgabepreis. Das Unternehmen hatte die insgesamt gut 24 Mill. Anteilsscheine zu je 18,50 Euro, am unteren Ende der bis 22,50 Euro reichenden Spanne, zugeteilt. Im weiteren Handelsverlauf ging der Kurs auf bis zu 17,72 Euro zurück. Dies entspricht einem Minus von gut 4%.

Börsianer hatten gehofft, dass Ionos den Eisbrecher spielen könnte, der die lange Flaute am Markt für Neuemissionen beendet, die im vergangenen Jahr nur der Sportwagenbauer Porsche unterbrochen hatte. Wenige Minuten vor der Ionos-Erstnotiz hatte sich Thomas Book, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, in diese Richtung geäußert. „Dies wird nicht der letzte Börsengang des Jahres sein, auch wenn das Umfeld herausfordernd bleibt.“

Auf Basis des Ausgabepreises von 18,50 Euro erhalten die bisherigen Eigentümer United Internet und Warburg Pincus einen Emissionserlös von 447 Mill. Euro. Einschließlich Schulden wird das Unternehmen mit 3,9 Mrd. Euro bewertet. Ursprünglich war ein Wert von etwa 5 Mrd. Euro im Gespräch gewesen.

Die beiden Eigner beschränkten sich beim Börsengang auf die Abgabe von zusammen 17,3% der Anteile und setzen darauf, dass sie weitere Ionos-Aktien nach einer positiven Kursentwicklung an der Börse lukrativer losschlagen können. Der Anteil von United Internet schrumpft mit dem Debüt von Ionos auf 62,1 von 75,1%. United-Internet-Papiere stiegen trotz des schwachen Einstands der Tochter um gut 1%.

Ionos ist bislang der weltweit größte Börsengang 2023, wie die Experten der Beratungsfirma EY ausrechneten. Das Jahr habe allerdings schwach begonnen. Seit Anfang Januar hätten 77 Unternehmen gerade einmal 2,55 Mrd. Dollar eingesammelt. „Zum Vergleich: Im Januar 2022 – also vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine – hatten 98 Börsengänge insgesamt 31,91 Mrd. Dollar erlöst.“

In Deutschland stehen unter anderem der Flottendienstleister DKV Mobility und das Stellenanzeigen-Portal Stepstone, eine Tochter des Medienkonzerns Axel Springer, in den Startlöchern. Daneben liebäugeln die Oldenburgische Landesbank (OLB), der Wasserstoffanlagen-Bauer Nucera und Schott Pharma mit einem solchen Schritt. Letzterer bietet Glasverpackungen für Medikamente an.

Ionos sieht sich als Marktführer in Europa beim Webhosting für kleinere und mittlere Firmen. Der Löwenanteil der Einnahmen stammt aus Abonnements. Der Umsatz – 2021 bei 1,1 Mrd. Euro – sollte im vergangenen Jahr um 15 bis 18% steigen. Die bereinigte operative Umsatzrendite wird im Börsenprospekt mit 25 bis 28% veranschlagt. Mittelfristig traut sich Ionos mehr als 30% zu. Letzteres sollte aufhorchen lassen, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Auch wenn die Aktie für viele nicht sofort ins Depot gehört, sollte man sie gerade in den ersten Handelstagen im Auge behalten.“