Es muss sich lohnen, das Richtige zu tun

Es muss sich lohnen, das Richtige zu tun

Es muss sich lohnen, das Richtige zu tun

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehören untrennbar zusammen – denn investiert wird dort, wo es sich lohnt

Als ich 1993 meine Trainee-Ausbildung bei der Commerzbank begann, war der Klimawandel noch kein alltägliches Thema. Wenn wir mit unseren Kunden sprachen, ging es um Themen wie Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit von Unternehmen. Heute ist das anders: Wir reden jeden Tag über Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Als Förderbank für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum spielt Nachhaltigkeit für unsere Kunden und für uns eine zentrale Rolle. Zum einen, weil die Landwirtinnen und Landwirte den Klimawandel täglich bei ihrer Arbeit in und mit der Natur spüren. Zum anderen, weil die Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher an eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln stetig steigen. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit auch deshalb ein wichtiges Thema, weil die Branche als Emittent von Treibhausgasen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten will und muss, denn nur so können wir als Land unsere Klimaschutzziele erreichen.

Nachhaltigkeit ist immer mehr in den Mittelpunkt gerückt und das ist gut so. Das heißt aber nicht, dass wir auf das Thema Wirtschaftlichkeit verzichten können. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehören untrennbar zusammen.

Dass diese Themen kein Widerspruch sind, sehe ich ganz deutlich in der landwirtschaftlichen Praxis: Zum Beispiel, wenn ein Landwirt in Mecklenburg-Vorpommern 250.000 Euro in eine moderne Pflanzenschutzspritze mit Spot-Spraying investiert, weil er den Einsatz von Herbiziden durch technischen Fortschritt und künstliche Intelligenz (KI) um bis zu 50% reduzieren kann. Durch den absolut bedarfsgerechten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln handelt der Landwirt nachhaltig, er schützt den Boden und die Biodiversität. Durch die Reduzierung des Inputs rentiert sich die Maschine innerhalb von vier bis fünf Jahren. Dieses eine Beispiel unter vielen zeigt sehr deutlich: Wenn sich eine Investition in nachhaltiges Wirtschaften durch Effektivität und Produktivität lohnt, dann wird sie auch getätigt.

Welche Faktoren tragen dazu bei, dass das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auch in der Breite funktionieren kann?

1. Eine große Chance für unser Land ist das geplante Sondervermögen: Mit den jetzt getroffenen Entscheidungen für das Sondervermögen zur Erneuerung der Infrastruktur in Deutschland adressieren wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Auf der einen Seite ermöglichen wir Investitionen in ein modernes Land, in Wachstum und Wohlstand, und auf der anderen Seite fördern wir Investitionen hinsichtlich der Nachhaltigkeit unseres Handelns. Investitionen, durch die wir den Klimawandel bekämpfen und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels umsetzen können.

2. Es bedarf eines mutigen Mindsets jedes Einzelnen: Investitionen in die Zukunft brauchen Zuversicht und Mut, das gilt für jede Branche und auch für die Landwirtschaft. Wir alle müssen vorangehen und neues Wissen und Erfahrungen sammeln, um uns zukunftsfest aufstellen zu können. Unser Rentenbank-Agrarbarometer, das die Stimmung in der Branche abbildet, zeigt, dass die Zuversicht der Landwirte und Lohnunternehmer wieder steigt. Dieses Momentum müssen die Partner und Stakeholder der Branche nutzen. Wir haben die Chance, in eine Zeit aufzubrechen, in der wir Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wieder zusammen denken, um den notwendigen Fortschritt zu erreichen.

3. Die Zahlungsbereitschaft für hochwertige und nachhaltige Lebensmittel muss vorhanden sein: Die grüne Branche ist bereit, die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit zu erfüllen. Aber Landwirte sind Unternehmer und Investitionen müssen sich rentieren. Entsprechend müssen sich die Ansprüche auch in der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher widerspiegeln. Anders ausgedrückt: Wer Fleisch essen möchte, das nach höchsten Tierwohlstandards produziert wurde, muss auch bereit sein, den höheren Preis an der Ladenkasse zu bezahlen.

4. Die Rentenbank steht als starker Partner an der Seite der grünen Branche: Auch wir müssen bei unserer täglichen Arbeit für und mit der Branche Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit konsequent zusammen denken. Unser breit angelegtes Förderportfolio, mit dem wir finanzielle Anreize für zukunftsweisende Investitionen setzen, spiegelt genau diesen Gedanken wider. Bei der Weiterentwicklung unseres Angebots schauen wir auch auf unsere Anfang 2025 veröffentlichte Klimastrategie. Mit ihr zeigen wir einen Weg auf, wie landwirtschaftliche Betriebe durch wirtschaftlich sinnvolle Investitionen in Innovationen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können. So stellen sie ihren Betrieb wirtschaftlich stark auf, leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und bleiben gleichzeitig finanzierbar. Ein Beispiel, wie wir Fördermaßnahmen aus der Klimastrategie ableiten, ist der noch für dieses Jahr geplante Zuschuss für die Erstellung einer Klimabilanz sowie der Zinsbonus für Investitionen von Betrieben, die eine Klimabilanz vorweisen
können.

Die Praxis zeigt, dass nachhaltige Investitionen dort getätigt werden, wo sie durch Produktivität und Effektivität wirtschaftlich sinnvoll sind und sich praktikabel umsetzen lassen. Alle Stakeholder müssen nun ihren Teil dazu beitragen, dass dies auch in der Breite funktionieren kann. Welche Faktoren ich dort als besonders wichtig erachte, habe ich skizziert. Nur so kann auch für alle Landwirtinnen und Landwirte und deren potenzielle Nachfolger gelten: Es lohnt sich, das Richtige zu tun. Es lohnt sich, Landwirt zu sein.