EU-Kommission greift Apple-Geschäftsmodell an
Rund zehn Monate nach Einleitung eines formellen Verfahrens ist sich die EU-Kommission sicher, dass der US-Technologiekonzern Apple seine marktbeherrschende Stellung auf dem Musik-Streaming-Markt missbraucht und damit den Wettbewerb verzerrt hat. Die Brüsseler Wettbewerbsbehörde informierte Apple nun über das vorläufige Ergebnis ihrer Untersuchung und forderte eine Stellungnahme. Ein mögliches Bußgeld oder konkrete Abhilfemaßnahmen, die nun verlangt werden, wurden noch nicht genannt. Die EU-Kommission stört sich in diesem Fall im Wesentlichen daran, unter welchen Konditionen Apple Musik-Streaming-Apps über den eigenen App Store verbreitet. Sie stellte die obligatorische Verwendung des In-App-Kaufmechanismus von Apple in Frage, der Anbietern von Streaming-Apps auferlegt wurde. Verkäufe von Abos in den Apps müssen über Apples Bezahlplattform abgewickelt werden. Dabei behält der Konzern 30%, oder in einigen Fällen auch 15% der Einnahmen ein – was die Anbieter gegenüber Apples eigenem Musik-Streaming-Angebot unfair benachteiligt. Zudem werden die Apple-Konkurrenten daran gehindert, iPhone- oder iPad-Benutzer über alternative und möglicherweise billigere Kaufmöglichkeiten zu informieren, wie EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel betonte. Beschwert darüber hatte sich Streaming-Konkurrent Spotify. Nach Angaben von Vestager geht es in diesem Fall aber um den gesamten Musik-Streaming-Markt. Eine Untersuchung der EU-Kommission hatte ergeben, dass die meisten Streaming-Anbieter die Apple-Gebühr durch Preiserhöhungen an die Endnutzer weitergegeben haben. Auch dies ist der Kommission ein Dorn im Auge. Der Musik-Streaming-Fall ist lediglich einer von mehreren, zu dem die Brüsseler Wettbewerbsbehörde aktuell gegen Apple ermittelt. Weitere Verfahren laufen unter anderem in Bezug auf E-Books und auf das Bezahlsystem Apple Pay. Der US-Konzern wies die Beschwerden aus Brüssel in einer ersten Reaktion scharf zurück: Die Argumentation der Kommission zugunsten von Spotify sei „das Gegenteil von fairem Wettbewerb“, hieß es. Spotify wolle alle Vorteile des App Stores nutzen und meine, dafür nichts zahlen zu müssen.