Von 1981 bis Okober 2007 leitete er die Otto Group als Vorstandsvorsitzender, seitdem steht Michael Otto bei dem von seinem Vater Werner Otto 1949 gegründeten und von einem Versandhaus zu einem international agierenden Handels- und Dienstleistungskonzern weiterentwickelten Familienunternehmen an der Spitze des Aufsichtsrats. Dass er diesen Posten vorerst nicht abzugeben gedenkt, gab der Unternehmer und Stifter, der seit 2013 Ehrenbürger Hamburgs ist, kurz vor seinem 80. Geburtstag an diesem Mittwoch in einem Gespräch mit dem Magazin “Der Spiegel” zu verstehen. “Das wird in den kommenden Jahren ein fließender Übergang”, sagte der gebürtig aus Kulm (heute Chelmno/Polen) stammende Otto. Die Nachfolge ist für Benjamin Otto (47) vorgesehen, der dem 20-köpfigen Aufsichtsrat des Konzerns ebenfalls angehört.

Mit seinem Sohn sei er in bester Abstimmung. Als gestaltender Gesellschafter sei Benjamin in viele Themen eingearbeitet und werde sich auch in der Unternehmensgruppe intensiver einbringen. “Wir wollen das pragmatisch handhaben”, so der Firmen-Patriarch. “Es muss für uns beide, aber vor allem für meinen Sohn passen.” Dass der gesamtwirtschaftliche Gegenwind infolge von Ukraine-Krieg und Inflation auf die Marge drückt und die guten Geschäftsjahre während der Corona-Pandemie in den Hintergrund rücken lässt, dass es innerhalb des Konzerns an einigen Stellen knirscht – wie die Kursentwicklung der Online-Modeplattform About You seit dem Börsengang 2021 oder die Anfang März verkündete Einstellung des Geschäftsbetriebs des Spielwaren-Unternehmens Mytoys zeigen -, hat nach Angaben von Michael Otto keinen Einfluss auf den Zeitpunkt seines Abtritts. “Aber, ja, räumt er weiter ein, “selbstverständlich möchte ich das Unternehmen in einer möglichst guten Phase übergeben.”

2015 übertrug Otto seine Mehrheitsbeteiligung in Abstimmung meit seinen Kindern an eine neue, gemeinnützige Stiftung – auch um sicherzustellen, dass die Gründer-Familie ihren Einfluss über den Konzern behält. Bei vielen Themen wie etwa in Fragen der Nachhaltigkeit und der Digitalisierung gebe es hohe Übereinstimmung zwischen seinem Sohn Benjamin und ihm. Zur Feier des 80. Geburtstags von Otto, der nach Banklehre und Volkswirtschaftsstudium mit Promotion 1971 zum Unternehmen kam, werden am Samstag etwa 300 Gäste erwartet, darunter Bundeskanzler und Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister Olaf Scholz.