3-D-Druck treibt viele Branchen um

Neben Maschinenbauern mischen Chemiekonzerne und Softwarehersteller in dem Milliardenmarkt mit

3-D-Druck treibt viele Branchen um

Der Boom im 3-D-Druck geht weiter. Nach dem Hype der vergangenen Jahre ist zwar etwas Ernüchterung eingekehrt, doch bei industriellen Anwendungen hat die revolutionäre additive Fertigungstechnik einen festen Platz erobert. Neben Maschinenbauern mischen auch Chemiekonzerne sowie Softwareanbieter in dem Milliardenmarkt mit.Von Daniel Schauber, FrankfurtEs war der Traum der 3-D-Druckerhersteller, dass bald in jedem Haushalt ein Gerät steht, mit dem sich die Kinder Spielfiguren, die Frauen Schuhe und die Männer Ersatzteile herstellen.Der Traum ging nicht in Erfüllung. Und doch wächst der 3-D-Druck kräftig weiter. Um den Privatanwender macht er zwar einen Bogen, dafür setzt sich die Technik, bei der Werkstücke in einer Apparatur schichtweise aufgebaut werden, in der Industrie mehr und mehr durch. Das betrifft viele Branchen. Auf der Fachmesse Formnext, auf der vom 14. November an in Frankfurt die neuesten Entwicklungen gezeigt werden, wird zu sehen sein, wer an der neuen Produktionstechnik alles mitverdient. In erster Reihe zu nennen sind die großen 3-D-Druckerhersteller aus den USA wie 3D Systems und Stratasys sowie der deutsche börsennotierte Konkurrent SLM Solutions. Inzwischen mischen auch die Hersteller konventioneller Drucker wie HP oder Ricoh mit. Auch Hersteller klassischer, subtraktiver Fertigungsapparate wie der deutsche Werkzeugmaschinenbauer Trumpf sind groß in den 3-D-Druckmarkt eingestiegen. Hinzu kommen die Produzenten der Druckmaterialien, die Metallpulver oder Spezialkunststoffe für die additive Fertigung anbieten. Zu ihnen gehören der Chemiekonzern BASF und der Metallspezialist Heraeus. Auch der Dax-Konzern Linde ist mit von der Partie, denn beim Verschmelzen von Metallpulver mit Hilfe von Laser im 3-D-Drucker werden die richtigen Gase benötigt. Und nicht zuletzt spielt bei der additiven Fertigung – wie bei jeder hochmodernen Produktionsmethode – Software eine große Rolle, etwa von Altair, Dassault Systèmes oder Sigma Labs.In den neunziger Jahren war der 3-D-Druck noch eine Technik für Außenseiter und vermeintliche Spinner, die von den meisten Industrieunternehmen milde belächelt wurden. Erst im Jahr 2007 hat der globale Gesamtmarkt für 3-D-Druck beim Dollar-Umsatz die Milliardenschwelle geknackt, und es sollte bis 2012 dauern, bis sich die Erlöse auf über 2 Mrd. Dollar verdoppelten. Zweistelliges WachstumDoch seitdem ist das Wachstum stürmisch und Jahr für Jahr prozentual zweistellig. Im Jahr 2016 ist die gesamte 3-D-Druckindustrie nach Zahlen des Branchenbeobachters Wohlers Associates um 17,4 % auf 6,1 Mrd. Dollar gewachsen. Damit fiel das Plus erneut deutlich zweistellig aus, doch ging die Dynamik im Vergleich zu den Vorjahren etwas zurück. Im Jahr 2015 hatte das Plus noch 25,9 % betragen, und in den drei Jahren zuvor waren Wachstumsraten von jeweils über 30 % erreicht worden.In der industriellen Metallverarbeitung, die Wohlers Associates seit 16 Jahren beobachtet, hat der 3-D-Druck inzwischen einen festen Platz erobert. Laut der Erhebung des Beratungshauses wurden 2016 weltweit knapp tausend Maschinen für den industriellen Metalldruck verkauft, nach gut 800 Stück im Jahr zuvor. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis pro Maschine von gut einer halben Million Dollar, den Wohlers zugrunde legt, betrug der Umsatz allein mit Metalldruckmaschinen 2016 schon gut eine halbe Milliarde Dollar. Auch für die kommenden Jahre sagen Experten der LBBW dem 3-D-Metalldruck stürmisches Wachstum voraus – von im Schnitt 32 % bis zum Jahr 2022. Gewinner und VerliererVon der Entwicklung profitiert direkt der TecDax-Wert SLM Solutions, der voll auf den Metalldruck setzt. SLM ging 2014 an die Börse und hat in den vergangenen drei Jahren ihren Aktienkurs um gut 70 % gesteigert. Der US-amerikanische Branchenriese 3D Systems, der viele verschiedene additive Verfahren im Portfolio hat, bescherte seinen Investoren dagegen in den vergangenen drei Jahren einen Kurseinbruch von 70 %. Beim großen, ebenfalls breit aufgestellten Konkurrenten Stratasys summiert sich der Kursverlust in drei Jahren gar auf 80 %.