3-D-Druck wird durchgeschüttelt
Den Herstellern von 3-D-Druckern bläst der Wind ins Gesicht. Nach einer Phase stürmischen Wachstums und großer Euphorie bei Investoren ist zunächst Ernüchterung eingekehrt. Die börsennotierten US-amerikanischen Anbieter Stratasys und Exone wurden gerade nach enttäuschenden Ergebnissen mit abrupten Chefwechseln durchgeschüttelt. Von Daniel Schauber, Frankfurt Anleger hatten schon mal mehr Freude am 3-D-Druck für private und professionelle Anwender. Die führenden in den USA notierten Spezialmaschinenbauer tun sich derzeit schwer, und auch beim deutschen Konkurrenten SLM Solutions, der sich mit Metalldruckern ausschließlich an Industriekunden wendet, ließ die Entwicklung zuletzt aus Investorensicht zu wünschen übrig.Während sich die Nachfrage nach 3-D-Druckern unverändert dynamisch entwickelt, leiden die großen Anbieter der additiven Fertigungstechnik, mit der Werkstücke aus Kunststoff oder Metall schichtweise aufgebaut werden, unter verschärftem Wettbewerbsdruck, der die Preise vor allem bei Geräten für Konsumenten stürzen lässt. Diese in Summe für die Unternehmen missliche Lage spiegelt sich in der Börsenkursentwicklung. Die Aktie des Marktführers 3D Systems, der an der Nyse gut 1,6 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung auf die Waage bringt, hat auf Jahressicht um 24 % und über die vergangenen fünf Jahre um 69 % nachgegeben. Kaum besser erging es dem Konkurrenten Stratasys, der an der Nasdaq gut 1 Mrd. Dollar wert ist und dessen Aktie sich in den vergangenen zwölf Monaten um 16 % und über die vergangenen fünf Jahre um 77 % verbilligt hat. Deutlich besser steht am Kapitalmarkt der deutsche Hersteller von Metalldruckern SLM Solutions da. Die im TecDax notierten Aktien, die für gut 570 Mill. Euro Börsenwert stehen, haben zwar auf Jahressicht um 15 % nachgegeben. Seit dem IPO im Mai 2014 hat der Kurs vom Ausgabepreis (18 Euro) allerdings um 76 % zugelegt. 7 Mrd. Dollar schwerer MarktDer Traum der 3-D-Druckanlagenbauer, dass bald in jedem Haushalt mindestens ein Gerät zum Printen von Spielzeug, Accessoires oder Ersatzteilen steht, hat sich zwar nicht erfüllt. Aber in der Industrie hat die neue Technik Fuß gefasst, was die Umsätze treibt. Nach Daten des Branchenbeobachters Wohlers Associates stiegen die Erlöse mit 3-D-Druckern und Services 2017 um 21 % auf 7,3 Mrd. Dollar. Es war das achte Jahr in Folge mit prozentual zweistelligem Wachstum (siehe Grafik). Der gesamte Weltmarkt für industriell genutzte 3-D-Drucker (ohne Verbrauchsmaterialien und Services) wird auf rund 1,4 Mrd. Dollar geschätzt, bei Geräten für den Privatgebrauch sind es rund 1,7 Mrd. Dollar. Im Metalldruck war das Wachstum bei der Anzahl der verkauften Geräte im Jahr 2017 mit 80 % besonders stürmisch.Investoren, die darauf gesetzt hatten, dass das dynamische Marktwachstum kurzfristig zu üppigen Gewinnen bei den großen Anbietern führen würde, wurden indes enttäuscht. Die an der Nasdaq notierte Exone hat fürs erste Quartal einen Verlust gemeldet. Darauf verließ am 20. Juni CEO Jim McCarley Knall auf Fall seinen Posten – nach weniger als zwei Jahren im Amt. Offiziell ging er, um “andere Interessen und Möglichkeiten zu verfolgen”. Die Marktkapitalisierung von Exone liegt bei nur noch 117 Mill. Dollar, nachdem die Aktie auf gerade noch rund 7 Dollar eingebrochen ist. Auf dem Höhepunkt des Hypes 2014 hatte sie fast zehnmal so viel gekostet. Plötzliche ChefwechselNicht viel besser erging es Stratasys, die im industriellen Bereich mit einem Marktanteil von 27 % nach Wohlers-Daten als unangefochtener Marktführer gilt. Am 1. Juni ist Ilan Levin, CEO von Stratasys, nach knapp zwei Jahren überraschend von seinem Posten bei dem Unternehmen mit Sitz in Eden Prairie, Minnesota, zurückgetreten. Auch Stratasys hatte fürs erste Quartal 2018 enttäuschende Ergebnisse berichtet, nachdem sich die Nachfrage von Kunden aus der Regierung, der Luftfahrt- sowie der Automobilindustrie schwach entwickelt hatte. Bei SLM Solutions, die schon Anfang des Jahres 2017 ihrem CEO abrupt den Laufpass gegeben hatte, sieht es operativ auch nicht übermäßig rosig aus. Auftragseingang und Erlöse zeigten im ersten Quartal Rückgänge, und unterm Strich schreibt der Lübecker Maschinenbauer Verluste. Nach dem im Herbst 2016 gescheiterten Übernahmeversuch durch den US-amerikanischen Siemens-Konkurrenten General Electric (GE) ist nach wie vor offen, welche Pläne der Hedgefonds Elliott, der die Akquisition verhinderte, bei den Lübeckern verfolgt. Nach dem Verkauf von gut 7 % durch Unternehmensgründer und Aufsichtsratschef Hans Joachim Ihde im Februar ist Elliott größter Anteilseigner mit 18,9 %. General Electric bleibt dranDas Interesse von Finanzinvestoren und strategischen Bietern untermauert trotz des Verfalls der Börsenkurse, dass der neuen Fertigungstechnik unverändert großes Potenzial zugesprochen wird. GE setzt in ganz großem Stil auf das Verfahren und hat deshalb für die Akquisition der 3-D-Metalldruckspezialisten Concept Laser sowie Arcam zuletzt rund 1 Mrd. Euro investiert, nachdem der geplante Kauf von SLM geplatzt war. Zum Einsatz kommen die Metalldrucker, mit denen ein Werkstück Schicht für Schicht durch Verschmelzen von Metallpulver mittels Laserstrahl aufgebaut wird, bei GE etwa in der Turbinenfertigung. Da der ehemalige Mischkonzern auch nach dem groß angelegten Umbau durch den neuen CEO John Flannery im Turbinenbau aktiv bleibt, wird das Interesse von General Electric an der Technik wohl unverändert bleiben. Das gilt auch für Siemens. Die Münchner fertigen beispielsweise Brennerkomponenten und Prototypen für Gasturbinen sowie Leitschaufeln per Metalldruck. GrößenunterschiedeDoch auch wenn die kommenden Jahre weitere stramme Zuwächse im Verkauf industrieller 3-D-Drucker bringen – im Vergleich zum Weltmarkt für konventionelle Fertigungstechnik mit Werkzeugmaschinen (Fräsen, Bohren, Biegen, Drehen) wird der Umsatz mit Maschinen für additive Fertigung wohl noch lange klein bleiben. Der Markt für konventionelle Werkzeugmaschinen ist mit rund 90 Mrd. Dollar über 60-mal so groß wie die Erlöse mit industriellen 3-D-Druckern von 1,4 Mrd. Dollar.