30 Jahre nach der Privatisierung ist die Post kaum wiederzuerkennen
Logistik-Dienstleister
Privatisierung und DHL-Kauf als Basis des Erfolgs
md Frankfurt
Die DHL Group, ehemals Deutsche Post, feiert 2025 mehrere Jubiläen. Vor 35 Jahren wurde die frühere Deutsche Bundespost in die drei öffentlichen Unternehmen Deutsche Bundespost Postdienst, Deutsche Bundespost Telekom und Deutsche Bundespost Postbank aufgespalten. Fünf Jahre später, 1995, erfolgte die Privatisierung durch Umfirmierung in die Aktiengesellschaften Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG und Deutsche Postbank AG. Eine besondere Hürde war in jenen Tagen das Beamtenrecht. Es musste die Überleitung der Beamten in eine AG und deren Weiterbeschäftigung geklärt werden. Zudem gab es Anpassungen im sprachlichen Bereich: Aus dem „Postamt“ wurde die Niederlassung, der „Ministerialrat“ hieß fortan Fachbereichsleiter. Im November 2000 erfolgte der nächste Reformschritt: der Börsengang. Kurz nach dem IPO wurde die Deutsche Post in den Dax aufgenommen.
Die Privatisierung der vormals staatlichen Dienstleister war eine in Politik und Gesellschaft umstrittene Entscheidung. Heute lässt sich sagen: „Die Postreformen der 90er-Jahre in Deutschland, insbesondere die Umwandlung der Deutschen Post in eine AG, waren weitsichtige, mutige politische Entscheidungen“, so DHL-Vorstandschef Tobias Meyer. Wolfgang Bötsch (CSU), der letzte Bundesminister für Post und Telekommunikation, behielt Recht, als er die Privatisierung 1995 in einem Interview rechtfertigte: „Unternehmen mit einer Behördenstruktur, gebunden an verwaltungsrechtliche und dienstrechtliche Grundsätze, wären (um auf dem sich weltweit dynamisch entwickelnden Kommunikationsmarkt bestehen zu können; die Red.) ein Hemmnis gewesen, weil sie unflexibel sind." Der eingeschlagene Weg sorgte aber dafür, dass die Deutsche Post im aufkommenden europäischen Wettbewerb bestehen konnte.
Vollübernahme von DHL als entscheidenden Schritt zum Erfolg
Maßgeblich zum Erfolg der Gruppe beigetragen hat die Übernahme des US-Logistikkonzerns DHL. 1998 hatte die Post eine Minderheitsbeteiligung an DHL erworben, die im Jahr 2000 ausgebaut wurde. Im Januar 2002 hielt die Post erstmals die Mehrheit an dem Unternehmen. Im Juli 2002 erwarben die Bonner den 25-prozentigen DHL-Anteil von Lufthansa Cargo und erhöhten so ihre Beteiligung auf 75%. Im Dezember 2002, nachdem die Post die verbleibenden Anteile von zwei Investmentfonds und Japan Airlines erworben hatte, wurde DHL eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Post. Durch diese Akquisition erweiterte die Post ihr internationales Netzwerk erheblich und stärkte ihre Präsenz auf dem globalen Logistikmarkt, denn DHL war hier bereits ein etablierter Akteur, was es der Post ermöglichte, ihre Dienstleistungen fortan weltweit anzubieten.
Umsatz in 30 Jahren mehr als versechsfacht
1994, also im letzten Jahr vor der Umwandlung in eine AG, machte die Deutsche Post einen Umsatz von rund 25 Mrd. D-Mark (umgerechnet knapp 13 Mrd. Euro), fast ausschließlich in Deutschland. Für 2023 wies die DHL Group Erlöse von fast 82 Mrd. Euro aus, davon rund 80% im Ausland.