30 Mrd. Dollar für Baxalta
Der irische Pharmaproduzent Shire will rund 30 Mrd. Dollar in Aktien für die US-Biotechfirma Baxalta zahlen. Nachdem sich der Board des erst im vergangenen Monat von Baxter ausgegliederten Unternehmens nicht äußerte, wandte sich Shire mit der Offerte direkt an die Aktionäre.hip London – Der irische Pharmakonzern Shire will das US-Biotechnologieunternehmen Baxalta für rund 30 Mrd. Dollar im Aktientausch übernehmen, um zum Weltmarktführer bei der Behandlung seltener Krankheiten aufzusteigen. Bis 2020 könne die fusionierte Gesellschaft 20 Mrd. Dollar aus Produktverkäufen erzielen. Wie aus einem von Shire veröffentlichten Brief an den Baxalta-CEO Ludwig Hantson hervorgeht, bemühte sich ihr CEO Flemming Ornskov seit Anfang Juli darum, mit den Amerikanern ins Gespräch zu kommen. “Sie haben uns keine andere Wahl gelassen, als unseren Vorschlag Ihren Aktionären mitzuteilen”, heißt es in dem Schreiben. Damit sind die Grundlagen für eine feindliche Übernahme gelegt. Das Pharma-Fusionskarussell hat im laufenden Jahr deutlich Fahrt aufgenommen. Zu den bisher größten Deals des Jahres gehörte der Kauf des Generikageschäfts von Allergan durch die israelische Teva für 41 Mrd. Dollar. Das Gesamtvolumen der angekündigten M & A-Transaktionen in der Branche hat bereits den 2014 erreichten Rekordwert für das Gesamtjahr überschritten. Expansion per AktientauschShire will den Baxalta-Anteilseignern 0,1687 American Depositary Receipts je Baxalta-Aktie zahlen. Das entspreche 45,23 Dollar je Stück und einer Prämie von gut einem Drittel zum Schlusskurs vor Bekanntwerden des Angebots. Der dabei angenommene Unternehmenswert (Enterprise Value) liege bei 33,9 Mrd. Dollar. Der gebotene Preis entspreche dem 15-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) der zwölf Monate per 31. März. Die Baxalta-Eigentümer kämen nach der Transaktion auf 37 % an der fusionierten Gesellschaft. Shire lässt sich von Evercore und Morgan Stanley beraten. In juristischen Dingen stehen ihr die Kanzleien Ropes & Gray sowie Slaughter and May zur Seite. Seltene LeidenShire ist auf die Behandlung seltener Leiden wie etwa des Hunter-Syndroms spezialisiert. Unter den Hoffnungsträgern befindet sich Vyvanse, ein Medikament gegen Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS), das auch bei Essstörungen wirken soll. Baxalta wurde erst vergangenen Monat von Baxter International ausgegliedert, hat ihren Sitz im US-Bundesstaat Illinois und konzentriert sich auf seltene Bluterkrankungen, Immunleiden und Krebsformen.Die 1986 in Großbritannien gegründete Shire hatte ihre Zentrale 2008 aus Basingstoke nach Dublin verlegt, um vom niedrigeren Steuersatz auf der Grünen Insel zu profitieren. Mit dem Steuersatz von 16 % bis 17 %, den das fusionierte Unternehmen zahlen müsste, lockt Shire auch die Baxalta-Aktionäre.Im vergangenen Jahr streckte der US-Pharmakonzern Abbvie die Hand nach Shire aus. Die von Abbott Laboratories ausgegliederte Gesellschaft blies die 32,4 Mrd. Pfund schwere Übernahme jedoch wieder ab, nachdem sich in den Vereinigten Staaten die Voraussetzungen für die steueroptimierende Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland geändert hatten. Seitdem betätigt sich Shire selbst als Firmenjäger. Im Januar sicherte sich Ornskov für 5,2 Mrd. Dollar NPS Pharmaceuticals aus New Jersey. Shire wurde auch als Kaufinteressent für die Schweizer Biotechfirma Actelion gehandelt (vgl. BZ vom 9. Juni).