5 Mill. Pfund Strafe für Legoland-Betreiber

16 Verletzte bei Achterbahn-Unglück im britischen Vergnügungspark Alton Towers

5 Mill. Pfund Strafe für Legoland-Betreiber

hip London – Der Legoland-Betreiber Merlin Entertainments ist nach einem schweren Unglück in seinem Vergnügungspark Alton Towers wegen Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen zu einer Geldstrafe von 5 Mill. Pfund (5,8 Mill. Euro) verurteilt worden. “Das war ein unnötiger und vermeidbarer Unfall”, sagte Richter Michael Chambers bei der Urteilsverkündung am Stafford Crown Court. “Die Verletzten hatten Glück, dass sie nicht dabei getötet wurden oder verbluteten.” Er akzeptierte allerdings, dass der Freizeitparkbetreiber umfassende Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen ergriff, und blieb mit dem Strafmaß unter den Erwartungen mancher Beobachter. Mit den 5 Mill. Pfund ist es nicht getan. Die Entschädigung der Opfer ist darin nicht enthalten.Auf der 18 Mill. Pfund teuren Achterbahn “The Smiler” war im vergangenen Sommer ein Wagen in ein Testfahrzeug gerast. Dabei wurden 16 Menschen verletzt, fünf davon schwer. Das Fahrzeug war wegen des starken Winds stehengeblieben, denn bei der am Unglückstag herrschenden Windstärke hätte die Achterbahn nicht betrieben werden sollen. Eine weitere Attraktion namens “Skyride” war wegen der Wetterbedingungen bereits mehr als eine Stunde früher geschlossen worden. Nach der Kollision dauerte es fast 20 Minuten, bis ein Notruf erfolgte, obwohl sich im Nu zahlreiche Schaulustige versammelt hatten, die das Geschehen verfolgten. Bis Rettungskräfte eintrafen, gingen nahezu 50 Minuten ins Land. Einige der in dem Wrack in sechs Meter Höhe festsitzenden Verletzten verloren große Mengen Blut. Zwei jungen Frauen musste ein Bein amputiert werden.Offenbar war den Mitarbeitern nicht aufgefallen, dass sich das Testfahrzeug noch auf der Strecke befand. Der 16-sitzige Wagen mit den Opfern wurde vom System automatisch für mehrere Minuten gestoppt, bis Mitarbeiter den Sicherheitsmechanismus manuell außer Kraft setzten, weil sie von einem Computerfehler ausgingen. Die Opfer konnten nur dabei zusehen, wie sie auf das stehende Fahrzeug zurasten.Ein 254-seitiger Sachverständigenbericht des Health and Safety Executive (HSE) machte vier Fälle von menschlichem Versagen aus, die zu dem Unglück führten, kritisierte jedoch das Management von Merlin Entertainments für die “offenkundig unzureichende” Kontrolle der Betriebsüberwachung. Der Belegschaft sei keine Vorgehensweise empfohlen worden, wie mit solchen Problemen sicher umgegangen werden könne. Die an diesem Tag anwesenden Mitarbeiter hätten die Betriebsanleitung der Achterbahn nicht gesehen oder gelesen. Ein Mitarbeiter habe angegeben, unter Druck gewesen zu sein, die Ausfallzeiten möglichst gering zu halten. Auch die Zahlung von Boni soll mit der Vermeidung von Betriebsunterbrechungen verknüpft gewesen sein. “Katastrophales Versagen”Merlin Entertainments hatte den Unfall zunächst allein durch menschliches Versagen zu erklären versucht. Richter Chambers sprach dagegen von “katastrophalem Versagen” des Betreibers bei der Risikobewertung. Durch die Missstände seien Tausende von Besuchern gefährdet worden. Kurz bevor das Unternehmen, das auch das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds betreibt, zugeben musste, sich nicht an Sicherheitsbestimmungen gehalten zu haben, wurden den Führungskräften Boni im Wert von 4 Mill. Pfund in Aktien gewährt. CEO Nicholas Varney, der für seine Tätigkeit im vergangenen Jahr ein Grundgehalt von 733 000 Pfund (inklusive Altersvorsorgeleistungen) erhielt, ließ es an Führungskraft fehlen. Er erschien im April nicht zu der Gerichtsverhandlung, bei der sich Merlin schuldig bekannte. Diese Woche war er jedoch präsent und entschuldigte sich bei den Opfern. Merlin sei keine “gefühllose Körperschaft”.Die Frage des Richters, ob einer der Verantwortlichen im Zusammenhang mit dem Unglück seinen Sessel geräumt habe, musste Verteidiger Simon Antrobus von Crown Office Chambers verneinen. Auf die Feststellung des Richters, Merlin habe durch das Unglück keinen wesentlichen Schaden erlitten, reagierte Varney einem anwesenden Journalisten zufolge mit Kopfschütteln. Der Park war tagelang geschlossen. Merlin bezifferte den Umsatzausfall durch das Unglück auf 14 Mill. Pfund.