AB Inbev lässt sich SABMiller 106 Mrd. Dollar kosten
AB Inbev und SABMiller haben sich überraschend schnell auf die Grundzüge einer Übernahme der bisherigen Nummer 2 der Bierbranche durch den Budweiser-Hersteller geeinigt. Die Belgier lassen sich den Zukauf 106 Mrd. Dollar kosten. Den beiden Großaktionären des Peroni-Brauers wird eine steueroptimierte Kombination von Aktien und Bargeld angeboten.Von Andreas Hippin, LondonSABMiller hat sich mit dem weltgrößten Industriebierbrauer Anheuser-Busch Inbev (AB Inbev) überraschend schnell über die grundlegenden Bedingungen einer Übernahme geeinigt. Die resolute Ablehnung der ersten öffentlichen Offerte durch den Board hatte einen ausgedehnten Abwehrkampf erwarten lassen. Schließlich hatte Chairman Jan du Plessis sein Unternehmen zum “Kronjuwel der weltweiten Brauwirtschaft” ernannt, dessen Wert natürlich viel zu niedrig angesetzt worden sei. Nun wird SABMiller von AB Inbev mit 106 Mrd. Dollar bewertet – offenbar ausreichend für du Plessis. Das entspricht nach den Berechnungen von Société-Générale-Analyst Andrew Holland dem 17,2-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation. Holland nannte den Kaufpreis auf Bloomberg TV vernünftig. Bei ähnlichen Transaktionen seien in jüngster Zeit Multiples zwischen 15 und 17 gezahlt worden. Die Analysten von Investec kommen bei den von ihnen beobachteten Bier-Deals auf einen Durchschnittswert von 14,3. Break-up Fee: 3 Mrd. DollarEs ist die größte Übernahme, die es je in Großbritannien gegeben hat, größer noch als der Kauf von BG durch Royal Dutch Shell – SABMiller ist in London gelistet. Der fusionierte Konzern liefert künftig jedes dritte Bier. Sollte der Deal nicht zustande kommen, weil sich Aufsichtsbehörden oder die Aktionäre von AB Inbev dagegen aussprechen, erhält das Übernahmeziel eine “Reverse Break-up Fee” von 3 Mrd. Dollar. Beide Unternehmen wollen nun beantragen, sich die nach britischem Recht am Mittwoch ablaufende Frist für ein formelles Angebot bis zum 28. Oktober verlängern zu lassen. Sitz des fusionierten Unternehmens soll Belgien sein. Der Großaktionär Altria (27 %) unterstützte bereits das vorangegangene Angebot von AB Inbev.Seitens der Aufsichtsbehörden ist Gegenwind zu erwarten. AB Inbev wird in den USA bereits vorgeworfen, ihre Marktmacht missbraucht zu haben. Dort kommen beide Firmen gemeinsam auf einen Marktanteil von rund 70 %. Das US-Justizministerium gehe Vorwürfen nach, das Unternehmen habe Zwischenhändler gekauft, um den Vertrieb von Bieren kleiner Brauereien einzuschränken, berichtet Reuters unter Berufung auf drei mit dem Vorgang vertraute Personen. Zwei von ihnen hätten gesagt, AB Inbev setze die Händler zudem unter Druck, die anderen Biermarken komplett aus dem Angebot zu nehmen. Allein in den vergangenen Monaten hat der Beck’s-Produzent fünf Händler in drei US-Bundesstaaten übernommen. In vielen Staaten dürfen Brauereien ihr Bier nicht direkt verkaufen und müssen über einen Zwischenhändler gehen. Trennung von Joint VenturesAm Markt wird erwartet, dass AB Inbev nach einer Fusion den SABMiller-Anteil an einem Gemeinschaftsunternehmen mit Molson Coors abgeben muss. Die Analysten von Investec raten dem Unternehmen zudem, seine Beteiligung an CR Snow, einem Joint Venture mit China Resources Enterprise, zu veräußern.Die Fusion des Budweiser-Herstellers AB Inbev, der rund ein Fünftel des fragmentierten Biermarktes kontrolliert, mit dem Peroni-Brauer SABMiller wird von Branchenanalysten schon seit langem durchgespielt. AB Inbev erwirtschaftet einen stark steigenden Cash-flow, der für Akquisitionen nutzbringend eingesetzt werden kann. SABMiller ist der letzte Brauereikonzern dieser Größenordnung, der nicht, wie Heineken, von einer Familie oder, wie Carlsberg, von einer Stiftung kontrolliert wird. AB Inbev könnte durch den Zukauf ihre Position in Lateinamerika konsolidieren und bekäme Zugang zum afrikanischen Markt (siehe Grafik). Zudem würde das Unternehmen in Indien an Stärke gewinnen und könnte in Europa größere Skaleneffekte nutzen.Wie SABMiller, die Nummer 2 der Bierbranche, nun mitteilt, sollen ihre Anteilseigner je Aktie 44 Pfund in bar erhalten. Das erste Angebot der Belgier hatte bei 38 Pfund gelegen, danach erhöhten sie schrittweise auf 42,15 Pfund (vgl. BZ vom 8. Oktober). Daneben gebe es für 41 % an der Gesellschaft die Möglichkeit, Aktien und Bargeld zu erhalten – genau genommen 0,483969 nicht börsennotierte Aktien und 3,7788 Pfund je Anteilschein. Das gemischte Angebot ist auf die beiden Großaktionäre Altria und Bevco (14 %), die Holdinggesellschaft der Familie Santo Domingo, zugeschnitten. Für sie ist eine Bezahlung in Anteilscheinen attraktiver, um Kapitalertragsteuern auf die von ihnen lange gehaltenen Beteiligungen zu vermeiden. Julio Mario Santo Domingo (1923 bis 2011) hatte vor einem Jahrzehnt seine kolumbianische Bavaria-Brauerei in die Beteiligung an dem Brauereikonzern getauscht. Zu den sonstigen Interessen der Familie gehören ein Fernsehsender, eine Filmproduktionsfirma, ein Logistikunternehmen und ein Online-Händler. Für die Großaktionäre soll eine nicht börsennotierte Kategorie von Aktien geschaffen werden, die nach fünf Jahren 1:1 in Stammaktien von AB Inbev getauscht werden können. Dafür sollen bis zu 326 Millionen Aktien geschaffen werden. Allerdings entspricht das Angebot für sie lediglich einer Prämie von 33 % auf den Schlusskurs vom 14. September, das Cash-Angebot dagegen einem Aufschlag von 50 %.Die SABMiller-Aktie verteuerte sich in London um 9 % auf 3 948 Pence. AB Inbev legten in Brüssel um 1,7 % auf 100 Euro zu.