ABB diskutiert Neuaufstellung

Führungsgremium uneins über Abspaltung der Stromnetze - Völlig neuer Zuschnitt des Konzerns möglich

ABB diskutiert Neuaufstellung

Aufspalten oder nicht? Bei ABB wird hart um die künftige Aufstellung des Konzerns gerungen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung wird im Führungsgremium intensiv und ergebnisoffen diskutiert, ob der von Großaktionär Cevian geforderte Spin-off der Division Stromnetze derzeit sinnvoll ist. Neben einer Aufspaltung werde auch ein völlig neuer Zuschnitt des Siemens-Konkurrenten erwogen.ds Frankfurt – Im ABB-Topmanagement herrscht Uneinigkeit darüber, wie sich der Siemens-Konkurrent am besten für die Zukunft aufstellt. Das hat die Börsen-Zeitung von Personen erfahren, die mit den aktuellen Diskussionen in Konzernleitung und Verwaltungsrat vertraut sind. Die Öffentlichkeit solle auf dem Kapitalmarkttag am 4. Oktober über eine Neuaufstellung von ABB informiert werden. Ein “Weiter so” wie bisher sei keine Option, diskutiert würden auch neue Geschäftsfelder und auch Großakquisitionen seien denkbar. Am heutigen Dienstag trifft der Verwaltungsrat des Zürcher Unternehmens an einem geheimen Ort in der Schweiz zusammen, um die Strategie zu beraten.Der Verwaltungsrat wird geführt von Peter Voser, der zuvor Chef des Ölmultis Shell sowie Finanzchef von ABB war. Ein Schweizer Verwaltungsrat hat – anders als der deutsche Aufsichtsrat – neben Kontrollfunktionen auch strategische Kompetenzen. In dem 11-köpfigen Gremium hat Jacob Wallenberg als Vertreter des sehr langfristig orientierten schwedischen Großaktionärs Investor AB (10 %) Sitz und Stimme. Der schwedische aktivistische Finanzinvestor Cevian, mit 6,2 % zweitgrößter Anteilseigner von ABB, ist im Verwaltungsrat nicht vertreten und hatte in der vergangenen Woche lautstark Spin-off und separate Börsennotierung der Stromnetz-Sparte von ABB gefordert. Auch die Streubesitzaktionäre Artisan (2,5 %) und Nordea (0,6 %) liebäugeln mit Zerschlagungsplänen.ABB-CEO Ulrich Spiesshofer favorisiere einen Verbleib der Stromnetze im Konzern, hieß es aus dem Umfeld des Konzerns. Seine beiden Hauptargumente seien, dass es erstens große Synergien mit den übrigen Sparten gebe, was Cevian bestreitet. Zweitens befinde sich das Stromnetzgeschäft derzeit am Tiefpunkt des Zyklus, so dass eine Abspaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt optimal sei.Allerdings verschließe sich die ABB-Führung nicht der Option, die Sparte abzugeben. Eine separat notierte Stromnetzsparte mit eigenem Zugang zum Kapitalmarkt könnte als klar fokussiertes Unternehmen Wachstumschancen wahrnehmen, die ihr möglicherweise unter dem Dach von ABB verwehrt blieben.Spin-offs sind am Kapitalmarkt derzeit in Mode. Die Erfolgsbilanz ist indes umstritten, wie etwa die Aufspaltungen von Paypal/Ebay oder Hewlett-Packard zeigen.Die ABB-Sparte Stromnetze ist gemessen an den im zweiten Quartal erzielten Erlösen von 2,8 Mrd. Dollar die größte, aber renditeschwächste Division. Ihr machte zuletzt eine schwache Nachfrage der Stromversorger sowie der Umbruch in der Energiewirtschaft zu schaffen.