ABB kompensiert Schwäche in China mit Amerika
wb Frankfurt – Siemens-Wettbewerber ABB hat dank Kostensenkungen einen glimpflichen Start ins laufende Jahr erwischt. Anders als das Konglomerat Siemens sind die Schweizer im Windkraftgeschäft erfolgreich. Ein Schwächeln des Geschäfts in Asien und Südeuropa hat ABB im ersten Quartal zwar mit starkem Wachstum in Amerika ausgebügelt. Doch ließen die Rückgänge in Asien den Aktienkurs am Tag vor der heutigen Generalversammlung in der Spitze um 4,2 % sinken. ABB hält an der qualitativen Aussage eines profitablen Wachstums für 2012 fest. Der Konzern sitzt auf einem Auftragspolster von 29,9 Mrd. Dollar – damit sind die gebuchten Orders nahezu auf Rekordhoch.Auch Deutschland und Skandinavien entwickelten sich solide, heißt es in Zürich. Im Auftragseingang trat der in Energie- und Automationstechnik tätige Konzern aber in lokaler Währung auf der Stelle. Und die operative Marge ist bis Ende März leicht abgebröckelt. Umsatz und Gewinn sind aber gestiegen, wobei ABB von einer höheren Nachfrage der Stromversorger und dem Automationsbedarf profitiert.Der Überschuss nahm um 5 % auf 685 Mill. Dollar zu und übertraf damit die Erwartungen leicht. Auch der Umsatz wuchs stärker als erwartet. Er legte um 6 % auf 8,91 Mrd. Dollar zu. Gleichzeitig fiel das operative Ergebnis (vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen: Ebitda) um 7 % auf 1,23 Mrd. Dollar. Die Marge sank aber um 1,8 Punkte auf 13,9 %. ABB macht dafür vor allem den Preisdruck verantwortlich. Kosteneinsparungen von 260 Mill. Dollar hätten aber stärkere Rückgänge verhindert.Für das laufende Jahr ist Joe Hogan, der Vorsitzende der Konzernleitung, zuversichtlich; ABB gibt keine quantifizierten Prognosen ab. Hogan erwartet für 2012 profitables Wachstum. Allerdings rechnet er wegen der teils schwachen Verfassung einiger Märkte für die frühzyklischen Geschäftsfelder nur noch mit stagnierendem oder in niedriger einstelliger Prozenthöhe steigendem Umsatz. Damit rudert er ein wenig zurück, denn zuletzt war von möglicher Stagnation keine Rede. Bei mittel- bis spätzyklischen Segmenten mit starkem Auftragsbestand und Aktivitäten in Branchen wie Öl und Gas, Mineralindustrie, Stromverteilung und Industrieautomation geht der CEO wegen anhaltend starker Nachfrage weiter von Umsatzwachstum aus. Die Unsicherheit hinsichtlich der Haushaltsdefizite in Europa bleibe hoch, was die Nachfrage in Italien und Spanien belaste. In einigen für ABB wichtigen Branchen wie Bau und dem Transportsektor in China verharre die Nachfrage jedoch auf niedrigem Niveau, und es sei nicht abzusehen, wann eine Erholung einsetze. Der Preisdruck in Teilen des Energietechnikgeschäfts halte allerdings an. ABB werde dieser Belastung mit Kostensenkung und Produktivitätssteigerung entgegenwirken.Der Umsatz legte mit 21 % in der Division Industrieautomation und Antriebe – davon 15 % organisch – und 9 % bei Energietechnikprodukten am stärksten zu. ABB profitiert auch von der Einkaufstour in der jüngeren Vergangenheit. Die 3,9 Mrd. Dollar schwere Übernahme von Thomas & Betts – Niederspannungsausrüstung – soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden. Eine im März begebene Anleihe über 1,25 Mrd. Euro senkte die Brückenfinanzierung. ABB will die Verpflichtungen daraus weiter auf 2 Mrd. Dollar senken. Die Bruttoverschuldung stieg von 4,0 Mrd. auf 6,2 Mrd. Dollar und die Nettobarmittel sanken um 400 Mill. auf 1,4 Mrd. Dollar. Der operative Mittelzufluss drehte von 236 Mill. auf minus 20 Mill. Dollar. Dies wird mit dem Anstieg des Nettoumlaufvermögens und höheren Steuerzahlungen begründet.Anders als Siemens verzeichnet ABB im Windgeschäft bisher keine Rückschläge. So hat der Konzern vom Netzbetreiber Tennet einen Großauftrag für die Bereitstellung einer Übertragungsleitung mit 111 Megawatt erhalten, die den Offshore-Windpark Nordergründe in der Nordsee ans Festlandnetz anschließen soll. ABB hat angekündigt, rund 1 Mrd. Dollar zu investieren, um die Kapazitäten für Land- und Seekabel zu erweitern.