Industrie

ABB übertrifft Margenerwartungen

Der Schweizer Elektrotechnikkonzern hat im zweiten Quartal mehr operativen Gewinn eingefahren als gedacht und ist bei seinem Margenziel für das Jahr nun mutiger geworden. An der Börse kam das gut an.

ABB übertrifft Margenerwartungen

ABB übertrifft Margenerwartungen

Elektrotechnikkonzern wird beim Jahresziel mutiger – Hoffnung auf Erholung der chinesischen Wirtschaft – Aktie legt zu

Der Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB hat im zweiten Quartal profitabler gewirtschaftet als am Markt erwartet und seine Jahresprognose für die Marge entsprechend nachgeschärft. Der Siemens-Rivale rechnet nun für 2023 mit einer operativen Ebita-Marge von über 16%, nachdem zuvor noch von einer „Verbesserung“ im Vergleich zum Vorjahr (15,3%) die Rede war. Der Umsatz soll „trotz der gegenwärtigen Unsicherheit am Markt“ zudem weiterhin um mindestens 10% auf vergleichbarer Basis wachsen.

An der Börse schwächelte der Aktienkurs zunächst, drehte dann aber in Plus und zog zuletzt um rund 3% an. Auf Jahressicht haben die Titel um gut 30% zugelegt – und liegen etwa gleichauf mit der französischen Schneider Electric. Die Siemens-Aktie hat im gleichen Zeitraum mit 40% allerdings deutlich mehr dazugewonnen.

Nachfrage zieht weiter an

ABB-CEO Björn Rosengren zeigte sich mit Blick auf die zurückliegenden drei Monate dennoch zufrieden. „Aus meiner Sicht haben wir im zweiten Quartal stark abgeliefer“”, sagte der Schwede auf einer telefonischen Pressekonferenz. Die operative Ebita-Marge sei dank Preis- und Mengeneffekten mit 17,5% so hoch ausgefallen wie noch nie. Am Markt waren 16,8% erwartet worden, nach 15,5% im Vorjahr. Das operative Ebita stieg zugleich um ein Viertel auf 1,4 Mrd. Dollar an.

Auch die Bestellungen legten trotz hoher Vergleichswerte aus dem Vorjahr erneut leicht zu. Der Auftragseingang wuchs auf vergleichbarer Basis um 2% auf 8,7 Mrd. Dollar. „Abgesehen vom Gebäudesegment ist die Nachfrage überall gestiegen oder stabil geblieben“, sagte Rosengren. Während sich die Nachfrage im Gewerbebau lediglich in Deutschland und China leicht abgeschwächt habe und in den USA „solide“ gewesen sei, sei es im Wohnbausegment in sämtlichen Regionen zu Rückgängen gekommen.

ABB-Vorstandschef Björn Rosengren | Quelle: ABB

„Keine Panik“ in China

In der geografischen Betrachtung war ABB im dritten Quartal vor allem auf dem amerikanischen Kontinent erfolgreich, wo der Auftragseingang auf vergleichbarer Basis um 6% zulegte. Die Entwicklung spiegele, was er bereits im vorherigen Quartal gesagt habe, so Rosengren: „Wir sehen hier ziemlich viele Investitionsanreize für eine Transformation der Wirtschaft.“ Der Inflation Reduction Act oder der Chips Act würden den Markt demnach reichlich stimulieren und sich „natürlich“ auch in den Auftragsbüchern niederschlagen.

Im für ABB zweitwichtigsten Einzelmarkt China entwickelten sich die Geschäfte dagegen erneut schwach. Hier brach der Auftragseingang um 9% ein, speziell in der Robotik und Fertigungsautomation. Der Konzern führt den Rückgang in der Volksrepublik vor allem darauf zurück, dass Kunden als Reaktion auf kürzere Lieferzeiten und verbesserte Lieferketten ihre Lagerbestände angepasst haben.

Zugleich hätten sich bislang auch die Erwartungen an die allgemeine Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der Corona-Pandemie noch nicht erfüllt, wie Rosengren weiter sagte. Panik schiebe man deswegen aber nicht. „Im weltweiten Vergleich gehört China zu den Ländern mit der höchsten Wachstumsrate beim Bruttoinlandsprodukt.“ Dies sei denn auch konsumgetrieben, was zeige, dass sich die Lebensqualität in dem Land stetig verbessere.

Der CEO vertraut denn auch auf die chinesische Politik: „Ich denke nicht, dass die Regierung den Markt komplett abschmelzen lassen wird. Wir erwarten daher, dass es Maßnahmen zur Stimulierung geben wird.“ Ob das im nächsten oder im übernächsten Quartal passiere, sei aber schwierig zu sagen.

Q2 2023Q2 2022VeränderungVergleichbare Basis
Auftragseingang8.6678.807-2%2%
Umsatz8.1637.25113%17%
Operatives Ebita1.4251.13625%26%
Operative Ebita-Marge in %17,515,5+2 Pkt.
Auf ABB entfallender Konzerngewinn906379139%
Cashflow aus Geschäftstätigkeit76038299%
ABB – Konzernzahlen nach US-GAAP in Mill. Dollar

Nachfrage in Indien zieht an

Ein deutliches Bestellplus von 7% verzeichnete ABB erneut in Indien, wo Industrieunternehmen weltweit derzeit Möglichkeiten für weiteres Wachstum und mehr Unabhängigkeit von China ausloten. Das sieht auch Rosengren: „Viele Unternehmen schauen auf Indien und investieren in Indien.“

Die Schweizer selbst seien seit vielen Jahren in dem Land aktiv und auch an der indischen Börse gelistet. Als positiv hob der CEO den hohen Digitalisierungsgrad und massive Investitionen in die dortige Infrastruktur hervor. „Natürlich ist der Größenunterschied zu China noch sehr groß, aber wenn die indische Wirtschaft in den kommenden paar Jahren gut wächst, wird das nicht nur für ABB gut sein, sondern auch sehr wichtig für das Wachstum der gesamten Weltwirtschaft.“

kro Frankfurt

Der Siemens-Konkurrent hat im zweiten Quartal ein höheres operatives Ergebnis und eine entsprechend höhere operative Ebita-Marge eingefahren als gedacht. Im Gesamtjahr soll sich die Marge nun nicht mehr einfach nur verbessern, sondern auf über 16% steigen. Das Umsatzziel bleibt derweil unangetastet.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.