Industriekonzern

ABB wächst profitabler

Der Elektrotechnikkonzern ABB erfreut sich derzeit äußerst reger Nachfrage. Die Orderbücher waren nach dem vierten Quartal so voll wie nie in der modernen Geschichte des Unternehmens, wie CEO Björn Rosengren am Donnerstag mehrfach betonte. Doch die Chipkrise sorgt noch immer für Gegenwind.

ABB wächst profitabler

kro Frankfurt

Der Elektrotechnikkonzern ABB muss den Aufschwung nach der Corona-Pandemie weiter unter erschwerten Bedingungen managen. „Das Jahr hat sehr stark angefangen“, sagte CEO Björn Rosengren bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse im Jahr 2021. „Es gibt aber einige Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit von Halbleitern, die sich auf unsere Umsätze im ersten Quartal auswirken können.“ Die fehlenden Chips würden alle 21 Divisionen des Konzerns gleichermaßen vor Herausforderungen stellen. Den Mangel an anderen Komponenten wie Plastik oder Stahl habe man aber mittlerweile in den Griff bekommen.

Dabei hätte das Geschäft im vierten Quartal trotz lang nicht mehr gesehener Auftragseingangszahlen ohne die Störungen in den Lieferketten sogar noch besser laufen können, fügte Finanzchef Timo Ihamuotila hinzu. Demnach legten die Bestellungen in dem Zeitraum unerwartet kräftig um 18 % auf 8,3 Mrd. Dollar zu. Besonders schwungvoll entwickelte sich dabei das Amerika-Geschäft, das bei den Bestellungen fast um ein Drittel wuchs. Aber auch in Europa kletterten die Aufträge deutlich um ein gutes Viertel. Lediglich in der Region Asien, Naher Osten und Afrika verbuchte ABB wegen hoher Vergleichszahlen aus dem Vorjahr einen leichten Rückgang von 1 %.

E-Mobility wirft Gewinne ab

Im Gesamtjahr zogen die Schweizer 20 % mehr Bestellungen an Land und steigerten den Umsatz um 11 % auf 28,9 Mrd. Dollar. Die operative Marge landete bei 14,2 %, nach 11,1 %. Hier will ABB ab dem Jahr 2023 mindestens einen Wert von 15 % erreichen. Rosengren hatte bei den mittelfristigen Finanzzielen Anfang Dezember noch eine Schippe draufgelegt und sich dahingehend auch jetzt wieder zuversichtlich gezeigt: „Wir werden in Zukunft noch profitabler wachsen“, kündigte er an. „Dafür müssen wir nun auch das Tempo bei den Zukäufen erhöhen.“ Mindestens fünf kleine bis mittelgroße Akquisitionen hat sich der Konzern pro Jahr vorgenommen.

Erst vergangene Woche hatte die Division E-Mobility eine seit 2020 bestehende Beteiligung am US-amerikanischen Ladeinfrastrukturanbieter Incharge auf 60 % ausgebaut. Das Geschäft mit der Ladesäulentechnik wächst kräftig − im vierten Quartal ging es bei den Bestellungen um mehr als 150 % nach oben, wie CFO Ihamuotila erklärte. „Zuletzt hatten wir hier eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 60 %. Und es ist auch ein profitables Geschäft.“

Um hier Werte zu heben und den Wachstumskurs im boomenden Markt für Elektrofahrzeuge noch stärker voranzutreiben, soll die seit Februar vergangenen Jahres eigenständige Division von ABB im zweiten Quartal dieses Jahres an die Schweizer Börse gebracht werden. „Mit dem IPO werden wir viel Cash von neuen Aktionären einsammeln“, sagte Rosengren. „Wir rechnen hier mit Erlösen von mindestens 750 Mill. Dollar, die wir sowohl in das organische Wachstum als auch in weitere Zukäufe investieren wollen.“ Den Wert der Einheit, an der ABB nach dem Börsengang weiter die Kontrolle halten möchte, könnte bei etwa 3 Mrd. Dollar liegen, wie Reuters unter Berufung auf Insider im Sommer vergangenen Jahres berichtet hatte.

Jahresziele enttäuschen

Für das auf Dieselmotoren spezialisierte Turbolader-Geschäft, das ABB zum Verkauf gestellt hatte, sei nun ein Spin-off sehr wahrscheinlich, sagte Rosengren. Die Entscheidung dazu solle noch innerhalb des ersten Quartals fallen. Anfang November hatte der Konzern bereits sein Geschäft mit mechanischen Antrieben (Dodge) mit einem Buchgewinn von 2,2 Mrd. Dollar verkauft. Weil der im Jahr 2020 abgeschlossene Verkauf der Stromnetzsparte aber einen deutlich höheren Buchgewinn von über 5 Mrd. Dollar eingebracht hatte, fiel der Gewinn unter dem Strich nun mit 4,55 Mrd. Dollar um 12 % geringer aus.

Die Dividende soll nun von 0,80 sfr auf 0,82 srf steigen, wobei Analysten hier mehr erwartet hatten. Auch wiesen einige Experten auf den Ausblick für das Jahr 2022 hin, den sie teils als „unklar“, beziehungsweise „schwach“ bezeichneten. Vom Konzern hieß es diesbezüglich, dass eine „stete Verbesserung der Marge mit Blick auf das Ziel von mindestens 15 % ab 2023“ zu erwarten sei. An der Börse gab die Aktie in der Spitze um 3 % auf 31,60 Euro nach. Seit Rosengrens Antritt hat das Papier jedoch um über die Hälfte zugelegt.

ABB
Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar20212020
Auftragseingang3186826512
Umsatz2894526134
Operatives Ebita41222899
Operative Ebita-Marge (%)14,211,1
Reingewinn45465146
Operativer Cash-flow33301693
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