ABB will Robotik-Geschäft über die Börse abspalten
ABB will Robotik-Geschäft über die Börse abspalten
Reuters Zürich
Der Elektrotechnikkonzern ABB will das mit Gegenwind kämpfende Roboter-Geschäft abspalten. Der Bereich soll im zweiten Quartal 2026 als selbstständiges Unternehmen an die Börse kommen, wie ABB am Donnerstag mitteilte. „ABB Robotics ist führend in ihrer Branche, und es bestehen nur begrenzte Synergien in Bezug auf Business und Technologie zwischen ABB Robotics und den übrigen ABB-Divisionen, die andere Nachfrage- und Marktmerkmale aufweisen“, erklärte Konzernchef Morten Wierod. Dieser Schritt werde die Wertschöpfung sowohl des ABB-Konzerns als auch des eigenständigen Robotikgeschäfts steigern.
ABB ist nach der japanischen Fanuc der weltweit zweitgrößte Hersteller von Industrie-Robotern, ein weiterer Rivale ist die Augsburger Kuka. ABB Robotics beschäftige rund 7000 Mitarbeiter. 2024 habe der Bereich einen Umsatz von 2,3 Mrd. Dollar erzielt, was rund 7% des Konzernumsatzes entspricht. Die operative Marge (Ebita) lag mit 12,1% deutlich unter den 18,1% des Gesamtunternehmens. Der Bereich leidet unter den Problemen vieler Automobilhersteller. Allerdings schaffte ABB Robotics mit kräftigen Auftragszuwächsen im ersten Quartal 2025 eine Trendwende, wie dem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht des Schweizer Konzerns zu den ersten drei Monaten 2025 zu entnehmen war.
ABB hat im ersten Quartal 2025 – getrieben von einem Immobilienverkauf – mehr verdient. Der Gewinn kletterte um 22% auf 1,10 Mrd. Dollar. Damit übertraf das Unternehmen die Analysten-Erwartungen, die einer von der Firma selbst erhobenen Umfrage zufolge mit 973 Mill. Dollar gerechnet hatten. Der bereinigte Umsatz kletterte um 3% auf 7,94 Mrd. Dollar. Treiber war dabei erneut die Elektrifizierungssparte, die Produkte wie Schaltanlagen, Steckdosen oder Umspannwerke herstellt und vom Trend weg von fossilen Brennstoffen hin zu stromgetriebener Energiegewinnung profitiert.
Konzern setzt auf lokale Produktion
„Wir bestätigen unseren Ausblick für 2025, sind uns jedoch bewusst, dass die Unsicherheiten für das Geschäftsumfeld zugenommen haben“, sagte CEO Wierod. Im laufenden Jahr rechnet der Siemens-Rivale weiterhin mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und einer Verbesserung der operativen Marge (Ebita).
Die Handelszölle führten zu steigender Unsicherheit für die globale Wirtschaft. „Wir richten unser Augenmerk auf das, was wir beeinflussen können, und ergreifen Maßnahmen, damit wir unsere Marktposition und unsere Profitabilität behaupten können“, erklärte Wierod. 75 bis 80% der in den USA verkauften Produkte würden lokal hergestellt. Zusätzlich profitiere ABB von einigen Zollbefreiungen. In Europa und China liege der Anteil der lokalen Produktion noch höher.
Der größte ABB-Eigner steht hinter der geplanten Abspaltung des Robotik-Geschäfts. „Als langjähriger ABB-Aktionär sind wir der Meinung, dass die geplante Abspaltung ein industriepolitisch logischer Schritt ist, durch den zwei Unternehmen entstehen, die sich noch stärker fokussieren, ein starkes Potenzial für anhaltendes profitables Wachstum haben und langfristig Mehrwert für ihre Aktionäre schaffen“, erklärte die Beteiligungsgesellschaft Investor der schwedischen Wallenberg-Familie. Nach dem Vollzug werde das neue Unternehmen in das Portfolio der börsennotierten Firmen von Investor aufgenommen.