Abengoa einigt sich mit Gläubigern
Der spanische Abengoa-Konzern hat ein Abkommen mit seinen wichtigsten Gläubigern getroffen, mit dem die größte Firmenpleite in der Geschichte Spaniens noch vermieden werden könnte, wenn auch die übrigen Schuldner zustimmen. Die Gründerfamilien verlieren dabei die Mehrheit am Unternehmen.ths Madrid – Der drohende Bankrott von Abengoa hat in Spanien seit Wochen große Schlagzeilen hervorgebracht, nicht allein wegen der Folgen für einige der großen Banken des Landes. Der Infrastrukturkonzern und Solarspezialist, der durch eine rasche Expansion im Ausland zur Weltspitze aufgerückt war, gilt seit Jahren als Vorzeigeunternehmen des Technologiestandorts Spanien. Doch das Management unter dem Vorsitzenden Felipe Benjumea, einem Vertreter der Gründerfamilien aus Sevilla, hatte sich mit diesem Aufstieg finanziell verhoben und Abengoa musste im November Gläubigerschutz beantragen. Die Aktie wurde aus dem Schwergewichtsindex Ibex 35 ausgeschlossen.Nach wochenlangen, harten Verhandlungen gab Abengoa in einer Mitteilung an die Madrider Börsenaufsichtsbehörde CNMV bekannt, dass man mit den wichtigsten Gläubigern eine Einigung über eine radikale Umstrukturierung von Kapitalstruktur und Verbindlichkeiten erzielt hat. Der Konzern ist netto mit rund 9 Mrd. Euro verschuldet. Die Gläubiger sind die sogenannten G 7-Großbanken aus Santander, Caixabank, Banco Sabadell, Banco Popular und Bankia aus Spanien sowie der britischen HSBC und Crédit Agricole aus Frankreich. Ebenfalls unterschrieben haben einige der Fondsgesellschaften wie BlackRock, Invesco, D.E. Shaw, Värde, Centerbridge, Elliott, die Anleihen des andalusischen Umweltkonzerns besitzen.Zusammen halten diese Investoren 40 % der Verbindlichkeiten. Damit die Einigung umgesetzt wird, müssen aber 75% der Schuldner zustimmen. Die Frist dafür endet am 28. März, sonst kommt es zur Abwicklung.Unter dem Abkommen erhält Abengoa frisches Kapital von 1,5 bis 1,8 Mrd. Euro, hauptsächlich von den Bondinhabern. Diese hatten dem angeschlagenen Unternehmen vor kurzem erst einen Überbrückungskredit gewährt. Im Gegenzug erhalten diese Investoren 55 % der Aktien. Als Garantie gilt unter anderem der 42-Prozent-Anteil an der börsennotierten US-Tochter Atlantica Yields. Die Banken akzeptieren, dass 70 % des Nominalwerts der Schulden in 35 % des Kapitals umgewandelt werden. Die ausstehenden 30 % der Schulden sollen umstrukturiert werden. Weitere 5 % der Aktien kommen Investoren zu, die Bürgschaften übernehmen.Die Gründerfamilien des Technologieunternehmens und Betreiber von Solarparks weltweit, die zuvor 51 % der Stimmrechte hatten, müssen sich künftig mit nur noch 5 % des Kapitals begnügen. Der Streit zwischen Gläubigern und Investoren mit den bisherigen Eigentümern, vertreten durch Felipe Benjumea, hatte die Verhandlungen kompliziert. Benjumea trat letztes Jahr vom Vorsitz zurück, als das ganze Ausmaß der Schieflage bekannt wurde. Der von ihm eingesetzte Nachfolger José Domínguez Abascal musste vor zwei Wochen auf Druck der Gläubiger seinen Hut nehmen und für Antonio Fornieles Platz machen, der nun die bei den restlichen Schuldnern und Bondinhabern für Zustimmung für das Abkommen werben muss. Einige spanische Analysten, wie Bankinter, sind skeptisch, ob dies in der kurzen Frist von zwei Wochen gelingt.Die Umstrukturierung sieht eine radikale Schrumpfkur vor, da sich Abengoa künftig auf die Herstellung von Solartechnik und den Bau von Solarparks, nicht jedoch deren Betrieb konzentrieren will.