Abflachende Nachfrage drückt Preise von E-Autos in den USA
US-Autobauer ringen mit schwacher E-Nachfrage
Preise für batterieelektrische Modelle stecken in Abwärtsspirale – Hersteller um Ford legen Fokus verstärkt auf Hybride
Die schleppende Nachfrage nach E-Autos in den USA lastet schwer auf den Preisen. Hersteller wie Ford dampfen bereits ihre hochfliegenden Elektro-Ambitionen ein und legen den Fokus verstärkt auf Hybride. Doch fürchten Branchenkenner weitreichende Effekte des Streiks der Gewerkschaft UAW auf Wachstumssegmente.
xaw New York
Das Interesse an E-Autos entwickelt sich in den Vereinigten Staaten trotz zunehmender Ambitionen der Hersteller schleppend – mit hohem Preisdruck als Folge. Für einen neuen batterieelektrisch angetriebenen Wagen zahlten US-Kunden laut dem Kfz-Dienstleister Cox Automotive im September durchschnittlich 50.683 Dollar. Zu Jahresbeginn lagen die Preise im Mittel über 58.000 Dollar.
Wie Händler betonen, haben sich die ausgabenfreudigsten US-Autofahrer schon früh E-Modelle zugelegt. Nun gilt es, eine weniger zahlungsbereite, mit Blick auf die Reichweite von E-Autos skeptische Kundschaft zu überzeugen. Dies lässt sich schwierig an: Zwar haben die Elektroautoverkäufe in den USA zwischen Jahresbeginn und Ende September um 51% zugelegt, gegenüber der Vergleichszeit im Vorjahr ist der Absatz damit aber deutlich langsamer gewachsen. Im Gegensatz zu 2022, als die Hersteller teils lange Wartelisten für E-Modelle führten, beginnen sich nun Lagerbestände aufzutürmen.
Mehrere Hersteller haben zuletzt ihre Erwartungen bezüglich eines anhaltenden E-Auto-Booms zurückgeschraubt. Bei Ford bildet die verlustgeplagte Sparte Model E einen Bremsblock für den Gesamtkonzern. Zwischen Juli und September stieg der Absatz der Geschäftseinheit mit 14,8% langsamer als in den Vorquartalen. Die Verkäufe der E-Variante des F-150 Lightning stachen mit einem Einbruch um 45,8% negativ hervor – obwohl der Konzern die Einstiegspreise im Juli um fast 10.000 Dollar kürzte. Angesichts dieser Schwäche stutzt Ford auch die Produktionsziele zusammen: Der Konzern verkündete Ende Juli, bis Jahresschluss 2024 die Marke von 600.000 E-Autos pro Jahr erreichen zu wollen – eigentlich hatte er diese für 2023 angepeilt.
Auch Tesla unter Druck
Selbst der Elektrovorreiter ringt mit einem nachlassenden Kundeninteresse: Vermeldete Tesla im zweiten Quartal noch einen Absatzrekord, gingen die Auslieferungen von Juli bis September im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr um 6,7% auf 435.059 Stück zurück. Wie bei Ford lässt offenbar der Effekt umfangreicher Rabatte nach. In den USA gewährte Tesla zeitweise Discounts zwischen 14 bis 25% – die operative Marge des Kostenführers ging in der Folge von zeitweise 19,2% auf zuletzt 9,6% zurück.
Kernproblem für die Branche ist, dass die Elektroautopreise trotz massiver Nachlässe noch zu hoch ausfallen, um die traditionell dem Verbrenner verbundene Kundschaft zu locken. Durchschnittlich zahlten Käufer für Modelle aller Antriebsarten zuletzt rund 47.899 Dollar, wobei E-Fahrzeuge mit ihrem US-Endkunden-Marktanteil von zuletzt 8,6% den Schnitt bereits deutlich nach oben ziehen. Viele Verbrenner-Fahrer haben sich inzwischen an Preise von unter 40.000 Dollar gewöhnt.
Deutsche gewinnen Marktanteile
Unter Anlegern breiten sich seit Monaten Sorgen aus, wie lange die Konzerne noch in der Lage sein werden, die Elektroautonachfrage durch Rabatte zu stützen. Gerade bei Ford, die im Vergleich zur Konkurrenz unter höheren Kosten ächzt, stehen eigentlich Effizienzgewinne auf der Agenda. Für die amerikanischen Hersteller gilt derweil als besorgniserregend, dass deutsche Autobauer in den Vereinigten Staaten zuletzt Anteile im umkämpften Elektroautomarkt hinzugewonnen haben – obwohl sich deren Modelle deutlich seltener für US-Steuererleichterungen qualifizieren und den Endkunden damit teurer zu stehen kommen. Auch asiatische Hersteller wie Hyundai drängen zunehmend aggressiv mit Rabattaktionen ins Segment.
Angesichts der Probleme bei Vollstromern sind Hybridmodelle zu den neuen Hoffnungsträgern der US-Hersteller geworden. Deren Anteil an den gesamten Autoverkäufen in den USA hat sich laut dem Datendienstleister JD Power im dritten Quartal auf 8,9% ausgeweitet, nachdem er Ende 2022 noch bei 6% gelegen hatte. Bei Ford legten die Verkäufe um 41,4% auf 34.861 Fahrzeuge zu. Insbesondere der Absatz des Modells Maverick explodierte: Nach einem Plus von 83,4% kommt die Hybridvariante inzwischen auf einen Anteil von 56,5% an den Gesamtverkäufen der Truckserie.
Im Juli kündigte CEO Jim Farley an, den Hybridabsatz seines Konzerns binnen fünf Jahren vervierfachen zu wollen. Allerdings konkurrieren die US-Hersteller in dem Segment ebenfalls mit asiatischen Marken, die ihren Produktmix zuvor weniger stark in Richtung Elektro verschoben haben und deshalb über eine starke Präsenz bei Hybriden verfügen. So sind bei Toyota die Prius-Lagerbestände weitgehend leergefegt.
Furcht vor Streik-Effekten
Zudem halten sich Sorgen darüber, dass der großflächige Streik der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) bei General Motors, Ford und der Jeep-Mutter Stellantis Fortschritte der US-Autobauer in Wachstumssegmenten bremst und Effizienzgewinne behindert. In der vergangenen Woche eskalierte der Tarifkonflikt weiter, als sich 8.700 Arbeiter in einem der profitabelsten Ford-Werke in Kentucky dem Ausstand anschlossen. Ford warnte darauf vor weitreichenden Kaskadeneffekten, UAW drohte zum Abschluss der alten Woche indes mit einer erneuten Ausweitung des Arbeitskampfs. Die schleppende Nachfrageentwicklung bei Elektroautos stellt im Zusammenspiel mit dem Streik nun also Milliardeninvestitionen der Branche in neue Batteriewerke und Fertigungskapazitäten infrage.