Absatz von Diesel-Autos bricht ein

Zahl der Neuzulassungen steigt im Oktober deutlich - CO2-Ziel gerät außer Blick - Strafzahlungen drohen

Absatz von Diesel-Autos bricht ein

Die Diesel-Prämie befeuert den Verkauf neuer Pkw. Allerdings haben die Neuwagen immer öfter einen Benzinmotor unter der Haube; der Absatz von Selbstzündern bricht drastisch ein – was der Industrie Probleme macht.ge Berlin – Während die Diesel-Prämie den hiesigen Pkw-Absatz pusht, geht der Anteil der Diesel-Autos an den Neuzulassungen drastisch zurück. Die Anzahl der erstmals auf die Straße gekommenen Selbstzünder sei im Oktober binnen Jahresfrist um nahezu 18 % eingebrochen, listet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf. Dagegen schnellte der Verkauf von Benzinern um knapp 19 % hoch. Nur noch gut ein Drittel (34,9 %) der Neuzulassungen waren im vergangenen Monat Diesel-Pkw – verglichen mit durchschnittlich 48 % im Jahr 2015, als im Herbst der Diesel-Betrug von VW aufflog.Angesichts drohender Fahrverbote und sinkender Wiederverkaufswerte bleibe die Zukunft des Diesel offen, womit der Negativtrend beim Marktanteil anhalten dürfte, ist sich Peter Fuß sicher. Die Industrie müsse sich auf eine längerfristig niedrigere Nachfrage nach Selbstzündern einstellen, betont der Partner der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Kritisch sei diese Entwicklung vor allem im Hinblick auf die strengen EU-weiten CO2-Vorgaben, die nur mit einem höheren Diesel-Anteil in der Flotte realistisch erreicht werden können. “Setzt sich allerdings der aktuelle Trend fort, geraten diese Vorgaben in unerreichbare Ferne und es drohen empfindliche Strafzahlungen.” Tatsächlich registriert das KBA nach jahrelangen Rückgängen im Oktober wieder einen Anstieg des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes aller Neuwagen auf 127,6 Gramm je Kilometer. Dieses Plus erklärt sich einerseits aus der höheren Zahl von Benzinern, die mehr klimaschädliches CO2 (Kohlendioxid) ausstoßen als Diesel-Pkw. Die Selbstzünder setzen umgekehrt aber mehr giftiges NOX (Stickoxid) frei. Zudem erfreuen sich die hochgebauten und damit wenig windschlüpfrigen SUV immer größerer Beliebtheit. Um fast ein Drittel hätten die Neuzulassungen von SUVs zuletzt zugelegt, womit etwa jeder sechste neu gekaufte Pkw diesem Segment zuzurechnen sei, registriert das KBA. Verglichen mit diesen rund 45 000 Spritfressern fällt die CO2-Ersparnis durch die 2 180 neuen Elektro-Pkw kaum ins Gewicht. Hinzu kamen im Oktober 8 410 Hybride, davon 2 885 mit Stromstecker versehene Plug-in-Hybride.So erfolgreich die Diesel-Prämie den Pkw-Absatz treibt, so problematisch dürfte sie auf längere Zeit sein, ahnt EY-Experte Fuß. Zwar würden die hohen Rabatte einen zusätzlichen Impuls neben der guten Konjunktur und den günstigen Finanzierungsmöglichkeiten geben. Dagegen stünde aber die weitere Belastung der Margen bei den Autokonzernen und eine zunehmende Gewöhnung der Käufer an hohe Rabatte. “Die Diesel-Abwrackprämien treiben das Rabattniveau auf dem deutschen Neuwagenmarkt auf ein Rekordniveau – es wird schwer werden, davon wieder runter zu kommen”, prognostiziert Fuß. Für das gesamte Jahr 2017 rechnet er mit einem 3-prozentigen Plus bei den Neuzulassungen auf gut 3,4 Millionen Pkw – der höchste Wert seit 2009, dem Jahr mit der Abwrackprämie.Unterdessen relativiert der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Produktions- und Exportwerte für Oktober, die beide ein hohes Minus zeigen. Wegen eines statistischen Sondereffekts seien die Daten in einigen Werken nicht vollständig erfasst worden. Erst die addierten Oktober/November-Zahlen würden die wahre Lage zeigen.—– Wertberichtigt Seite 8