Abschlussprüfer verzweifelt gesucht

Mike Ashley stößt auf wenig Begeisterung - Sports Direct droht Delisting

Abschlussprüfer verzweifelt gesucht

Von Andreas Hippin, LondonDie Minderheitsaktionäre von Sports Direct haben auf der Hauptversammlung in London ihrem Unmut über das Geschäftsgebaren des Turnschuhmilliardärs Mike Ashley Luft gemacht. Um die 40 waren erschienen. Sie hatten reichlich Gründe, verärgert zu sein, darunter drastische Kursverluste, die chaotische Verschiebung der Geschäftszahlen und eine unerwartete Steuerforderung aus Belgien in dreistelliger Millionenhöhe. Der Besitzer des Fußballclubs Newcastle United, der Sports Direct 1982 an den Start brachte, gab mittlerweile zu, sich mit der von ihm losgetretenen Serie von Übernahmen übernommen zu haben. Die 90 Mill. Pfund schwere Übernahme der maroden Kaufhauskette House of Fraser sei ein Fehler gewesen.Die Stimmrechtsberater Pirc, ISS und Glass Lewis hatten die Aktionäre aufgefordert, seine Wiederwahl zu verhindern. Weil Ashley 62 % der Aktien des Unternehmens selbst hält, waren es einer Pflichtveröffentlichung zufolge am Ende aber nur 9 % des anwesenden Kapitals, die gegen ihn votierten. Ihm dürfte eher Probleme bereiten, dass er dringend Ersatz für den Abschlussprüfer Grant Thornton benötigt, der sein Mandat im vergangenen Monat mit Wirkung zur gestrigen Hauptversammlung niedergelegt hat. Dem “Telegraph” zufolge lehnte eine Reihe von Prüfern das Mandat ab, darunter auch die “Big 4” – Deloitte, EY, KPMG und PwC -, auf die sich Ashley versteift hatte. Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom hätte die Macht, einen Prüfer zu benennen. Allerdings müsste das Unternehmen umgehend darum bitten. Verfügt Sports Direct zu lange über keinen Abschlussprüfer, droht das Delisting. Ashley betonte, er wolle eine der größten Firmen mandatieren, um den Ruf des Unternehmens wiederherzustellen.Ashley sagte, er glaube weiterhin, dass der klassische Einzelhandel eine Zukunft habe. “Es wird ein viel kleinerer Teich sein, aber die Fische werden enorm groß sein”, sagte er der BBC. Dabei sah er sich in einer Reihe mit Firmen wie Primark oder Next, die der durch veränderte Konsumgewohnheiten ausgelösten Branchenkrise bislang standgehalten haben. Wer marode Einzelhändler aufsammelt, bekommt nicht nur deren Verkaufsflächen, sondern auch deren Lagerbestände zum Schlagerpreis. Ashley hatte neben House of Fraser auch den Fahrradhändler Evans Cycles erworben. Er bot für Game Digital, Goals Soccer Centre und andere Firmen.Die vergrätzten Minderheitsaktionäre will Ashley mit einem Aktienrückkauf besänftigen. Liberum Capital soll bis zum 25. Oktober für bis zu 30 Mill. Pfund Aktien erwerben, wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist.