Abschreibung abgeschminkt
ds – Dass Abschreiben manchmal nichts mit Schule zu tun hat, so frotzelt man bei der Maschinenbau-Lobby VDMA, sei ja nicht jedem Spitzenpolitiker in Berlin bewusst. Bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) liegen die Dinge freilich anders – im Zweifelsfall dürften er und sein Haus die handels- und steuerrechtlichen Abschreibungsregelungen und den Unterschied zwischen linear und degressiv genauer kennen als so mancher Maschinenbauer selbst.VDMA-Präsident Reinhold Festge konnte mit seiner auch in Berlin beim Maschinenbau-Gipfel vorgetragenen Forderung, die allgemeine 25-prozentige degressive Abschreibung auf Anlageinvestitionen wieder einzuführen, auch direkt bei Schäuble nicht durchdringen, auch nicht mit dem Hinweis, dass die Einnahmeverluste für den Staat doch auf Dauer fiskalisch neutral sind. Das weiß natürlich auch Schäuble längst, und so war seine eher neckische Replik auf die VDMA-Forderung, dass es in der Politik bekanntlich darauf ankomme, wie sich steuerliche Regelungen auf budgetierte Einnahmen auswirken – und dass bei degressiver Abschreibung die Steuerlast im ersten Jahr am stärksten sinkt und das dem Ziel eines ausgeglichenen Haushalts zuwiderläuft, weiß man ja auch beim VDMA genau. So wurde der öffentliche Schlagabtausch um die Abschreibungsänderung, die sich die Maschinenbauer wieder mal abschminken können, in Berlin fast ein wenig scherzhaft geführt.