PRIVATE EQUITY

Abseits der Börse vergoldet

An die Börse bringen oder verkaufen? Wenn Finanzinvestoren eines der Unternehmen, die ihnen gehören, einige Jahre nach dem Einstieg versilbern oder besser noch vergolden wollen, damit der Wertzuwachs sichtbar wird und sie ihren Limited Partners, den...

Abseits der Börse vergoldet

An die Börse bringen oder verkaufen? Wenn Finanzinvestoren eines der Unternehmen, die ihnen gehören, einige Jahre nach dem Einstieg versilbern oder besser noch vergolden wollen, damit der Wertzuwachs sichtbar wird und sie ihren Limited Partners, den Investoren, einen Gewinn auszahlen können, dann lassen sie eine Investmentbank das IPO und den Verkauf an einen Investor gleichberechtigt vorbereiten. In der letzten Zeit kommt dabei immer häufiger der Verkauf zum Zug. Abseits der Börse werden von anderen Private-Equity-Fonds gute Preise gezahlt, weil ihre Kassen übervoll mit Billionen von “Dry Powder” sind.Obwohl die Aktienkurse rund um den Erdball steigen, weil Impfstoffe gegen Corona verfügbar werden, lassen Private-Equity-Häuser bei Exits oft die Börse links liegen. Das gilt besonders für Deutschland. Während in New York und Schanghai so viele hoch bewertete Tech-Unternehmen neu auf den Kurszettel kommen wie zuletzt in der Dotcom-Blase, fällt Frankfurt bei IPOs hinter Oslo zurück.Gerade erst hat der schwedische Finanzinvestor EQT den Gebäudedienstleister Apleona lieber an die französische PAI Partners verkauft, als ihn an die Börse zu bringen. Ein Teil des Erlöses geht an den Ex-Apleona-Mutterkonzern Bilfinger, der schon von Finanzinvestoren eingekreist wird für einen Public-to-Private-Deal samt Delisting. Es gibt weitere Beispiele: BC Partners wollte Springer Nature seit 2018 schon drei Mal an die Börse bringen. Jetzt wird der Wissenschaftsverlag vielleicht an einen neuen Fonds im eigenen Haus weitergereicht. Siemens hat die Windradgetriebetochter Flender an die Börse bringen wollen, dann aber an Carlyle verkauft.Die Bewertungen an der Börse mögen hoch sein. Aber sie sind es nur für Tech-Werte, und wer weiß wie lange? Der Exit per Verkauf hat einen großen Vorteil – selbst wenn die Bewertung niedriger ausfällt als beim IPO: Der Deal wird schneller und auf einen Schlag abgewickelt. Der Eigentümer ist nicht in mehreren Abverkaufsschritten monatelang dem Risiko einer sich eintrübenden Börsenstimmung ausgesetzt. Zudem braucht er nicht die zahllosen Regularien der Börse zu beachten und meidet die lästige Öffentlichkeit.Das einzige IPO aus dem Portfolio eines Finanzinvestors 2020, der ESG-unkompatible Rüstungszulieferer Hensoldt aus KKR-Besitz, verlief abschreckend. Hoffnung machen sich Investmentbanker nun auf die nächsten drei IPO-Kandidaten, weil es Tech-Werte sind: Der Softwareentwickler Suse (EQT), der Labordienstleister Synlab (Cinven) und die Softbank-Beteiligung Auto1.