ADAC erwartet im Herbst erste Nachrüstlösungen
igo Stuttgart – Der ADAC Baden-Württemberg geht davon aus, dass im dritten Quartal 2019 die ersten zertifizierten Nachrüstlösungen für Diesel-Pkw mit zu hohen Stickoxidemissionen auf den Markt kommen könnten. Der Verkehrsclub hatte in den vergangenen zwölf Monaten mit drei nachgerüsteten Diesel-Fahrzeugen Langzeittests über 50 000 Kilometer durchgeführt.Durch die Nachrüstlösungen wurden die Emissionen in dem Test um bis zu 80 % gesenkt. Allerdings zeigten die Systeme teilweise mechanische Schwächen und mussten nachgebessert werden. Vor allem aber zeigte sich, dass die Nachrüstsysteme bei in Deutschland üblichen Temperaturen unter 13 Grad Celsius nicht in der Lage sind, die vom Bundesrat am vergangenen Freitag als Zulassungsvoraussetzung verabschiedeten Grenzwerte einzuhalten.Die Nachrüstsysteme müssen den Stickoxidausstoß von Diesel-Autos unter 270 Milligramm pro Kilometer senken. Dabei darf der Verbrauch – und damit der CO2-Ausstoß – um nicht mehr als 6 % steigen. Fällt die Temperatur unter 5 Grad Celsius, liegt der Grenzwert bei 540 Milligramm je Kilometer.Im Sommer hielten die drei nachgerüsteten Autos (Fiat Ducato, VW T5 und Opel Astra) den Grenzwert noch locker ein. Dabei hätten die Nachrüstfirmen ihre Systeme nicht auf die erst anschließend festgelegten Grenzwerte hin entwickelt, so ADAC-Technikchef Reinhard Kolke. Bereits bei herbstlichen Temperaturen um 10 Grad überstiegen die Emissionen den Grenzwert jedoch, obwohl sie durch die Nachrüstung im Vergleich zum serienmäßigen Ausstoß um bis zu 77 % geringer waren. Mit einem zusätzlichen Kraftstoffverbrauch von 7 % bis 13 % lagen zudem alle Fahrzeuge auch hier über der für die Zulassung erforderlichen Mehrverbrauchsgrenze. Thermofenster als HindernisKolke zufolge stiegen die Emissionen der drei Fahrzeuge bei Temperaturen unter 13 Grad deutlich an, weil die Abgasreinigung serienmäßig reduziert werde. Die Autohersteller sprechen hier von einem Thermofenster, dessen Existenz sie mit dem Schutz des Motors begründen. Diese Drosselung müssten die Autohersteller vor einer Hardware-Nachrüstung per Software-Update abstellen, so Kolke. Er gehe davon aus, dass ab Herbst nur für jene Diesel-Modelle zertifizierte Nachrüstlösungen vorliegen, bei denen der Hersteller die Nachrüstfirmen beispielsweise durch die Freigabe von Daten oder die Bereitstellung von Serienkomponenten unterstützt. Dazu gehörten Autos von Daimler, Ford und vereinzelt auch von VW. Für Modelle, die keine Software-Updates erhalten werden, würden auch keine Nachrüstlösungen entwickelt.