Adidas bekommt Lagerbestand in den Griff
Adidas bekommt Lagerbestand in den Griff
Finanzvorstand: Keine Sorgen mehr – Verkauf von “Yeezy”-Schuhen trägt 150 Mill. Euro zum Ergebnis bei
jh München
Adidas steigert langsam die Profitabilität. Im zweiten Quartal nahm die Rohertragsmarge um 0,6 Prozentpunkte auf 50,9% zu. Verglichen mit den ersten drei Monaten in diesem Jahr stieg sie sogar um 6,1 Punkte, wie Finanzvorstand Harm Ohlmeyer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten berichtete.
Er begründete dies unter anderem damit, dass zum Abbau der hohen Lagerbestände weniger Rabatte gegeben wurden als zum Jahresstart. Auch die anderen Sportartikelkonzerne haben mehr oder weniger noch mit Vorräten zu kämpfen, die eine Folge hoher Bestellungen nach den Engpässen während der Corona-Pandemie waren.
Puma auf normalem Niveau
Puma berichtete vor kurzem, die Lagerbestände zur Jahresmitte auf ein normales Niveau gesenkt zu haben. Adidas reduzierte diese auf 5,5 Mrd. Euro, 6% mehr als vor einem Jahr. Den Höhepunkt hatte der Bestand mit 6,3 Mrd. Euro Ende September 2022 erreicht. Das waren damals 63% mehr als ein Jahr zuvor. Der Vorstandsvorsitzende Bjørn Gulden sagte jetzt: “Der Warenbestand im Markt ist noch immer hoch.” Die Einzelhändler hielten sich deshalb nach wie vor mit Bestellungen zurück.
Für Adidas sei das aber kein Problem, ergänzte Finanzchef Ohlmeyer: “Der Lagerbestand macht mir keine Sorgen mehr.” 2 Prozentpunkte zu der im Vergleich mit dem ersten Quartal gestiegenen Rohertragsmarge trug nach Ohlmeyers Worten der Verkauf der “Yeezy”-Schuhe bei.
Keine Rabatte für “Yeezy”-Schuhe
Wie berichtet hatte sich der Adidas-Vorstand entschieden, den restlichen Bestand der Produkte aus der im Herbst beendeten Kooperation mit dem Skandal-Rapper und Designer Kanye West zu verkaufen. Den Umsatzwert hatte das Unternehmen auf 1,2 Mrd. Euro geschätzt.
In einer ersten Tranche verkaufte Adidas im Juni nach Guldens Worten etwa 20 bis 25% der Paare und erzielte damit einen Umsatz von rund 400 Mill. Euro. Der Verkauf eines zweiten Teils begann in diesen Tagen. Gulden betonte, zum Auftakt seien die teuersten Produkte ohne Rabatte auf eine hohe Nachfrage gestoßen und nur über den E-Commerce-Kanal von Adidas veräußert worden. Jetzt seien Großhändler einbezogen. Aussagen über künftige Erlöse und Gewinne seien deshalb nicht möglich – auch nicht, ob der Verkauf von “Yeezy”-Schuhen in diesem Jahr abgeschlossen werde.
110 Mill. Euro für Spenden
Im zweiten Quartal wirkte sich “Yeezy” mit rund 150 Mill. Euro positiv auf das Betriebsergebnis aus, das auf 176 (i.V. 392) Mill. Euro zurückging. Enthalten darin sind Sonderaufwendungen von rund 160 Mill. Euro. 50 Mill. Euro davon machen Kosten im Zusammenhang mit Guldens Überprüfung der Strategie von Adidas aus. 110 Mill. Euro entfallen auf die angekündigten Spenden aus den “Yeezy”-Erlösen an Organisationen, die sich gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus wenden. Gulden berichtete, 10 Mill. Euro seien schon für Initiativen ausgezahlt worden, 100 Mill. Euro sollen Schritt für Schritt hinzukommen.
Der Konzernumsatz ging von April bis Juni um 5% auf 5,34 Mrd. Euro zurück, wie Adidas vorab zu Beginn der vergangenen Woche mitgeteilt hatte. Währungsbereinigt stagnierte der Erlös. In Nordamerika fiel er um 16%. Gulden begründete dies mit den vor allem in den USA hohen Lagerbeständen und Rabattaktionen. Zudem müsse Adidas dort aufholen, zum Beispiel im Basketball. In China erholte sich der Umsatz um 16%, nachdem vor einem Jahr die Läden wegen Corona geschlossen gewesen waren.
Vorsichtig kalkuliert
Die Prognose für die Abschreibungen auf die “Yeezy”-Schuhe reduzierte Adidas nach dem Verkauf der ersten Tranche von 500 Mill. auf 400 Mill. Euro. Gulden gab zu, die Vorhersage sei sehr konservativ. “Wir müssen aber weiterhin sehr vorsichtig damit sein.”