Adidas kürt neuen Chefkontrolleur
Vorab gab es an der Ernennung von Thomas Rabe zum Aufsichtsratschef reichlich Kritik. In der virtuellen Hauptversammlung von Adidas kam davon wenig rüber. Eine Generaldebatte gibt es in diesem Format nicht. Bleibende Imageschäden wegen der Diskussion über Ladenmieten verneint Vorstandschef Rorsted. jh München – Thomas Rabe, der neue Aufsichtsratsvorsitzende von Adidas, wirbt um Vertrauen der Aktionäre. Auf der virtuellen Hauptversammlung des Sportartikelkonzerns sagte der Vorstandschef von Bertelsmann: “Ich verspreche, das Amt verantwortungsvoll und mit viel Energie und Leidenschaft auszuüben.” Er bringe viel Erfahrung mit Unternehmensführung und digitaler Transformation ein. Die Fondsgesellschaften DWS, Deka und Union Investment hatten sich vorab skeptisch bis ablehnend über die Ernennung Rabes (55) zum Nachfolger von Igor Landau (76) geäußert (vgl. BZ vom 11. August). Sie befürchten, dass ihm als Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann genügend Zeit für Adidas fehlt.Die Bedenken der Deka beziehen sich auch auf Christian Klein (40). Der Vorstandssprecher von SAP wurde am Dienstag allerdings mit 99,3 % Ja-Stimmen bei einer Präsenz von gut 74 % neu in den Aufsichtsrat von Adidas gewählt. Rabe beteuerte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Der Aufsichtsrat sei davon überzeugt, dass “eine effiziente und umfassende Wahrnehmung des Mandats” möglich sei. Die Aussage gilt speziell für vier Aufsichtsräte, die Rabe und Klein eingeschlossen gleichzeitig Vorstandschef eines Unternehmens sind.Rabe wurde nun vom Aufsichtsrat zum Vorsitzenden ernannt. In das Gremium gewählt hatte ihn die Hauptversammlung vor einem Jahr. Damals stimmten 14 % gegen ihn. Mit einem Anteil von nur 1,2 % Nein-Stimmen wurde 2019 auch Bodo Uebber (60) neu in den Aufsichtsrat gewählt. Nun leitet der ehemalige Finanzvorstand von Daimler den Prüfungsausschuss von Adidas. Wie berichtet, hatte die DWS moniert, der bisherige Vorsitzende Herbert Kauffmann (69) könne wegen seiner langen Zugehörigkeit seit 2009 nicht mehr als unabhängig betrachtet werden. Kauffmann bleibe noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2021 im Aufsichtsrat, kündigte Landau an. “Nicht akzeptabel”Zahlreiche der von Aktionären eingereichten 117 Fragen befassten sich mit dem Image von Adidas und einem möglichen Schaden. Das Unternehmen hatte im Frühjahr wegen der Coronakrise kurzzeitig erwogen, die Zahlung von Ladenmieten in Deutschland auszusetzen. An der öffentlichen Empörung hatten sich auch Politiker beteiligt. Zudem sind Mitarbeiter von Adidas in den USA damit unzufrieden, wie das Unternehmen mit Rassismus umgeht. Personalchefin Karen Parkin, die die einzige Frau im Vorstand war, ist deshalb Ende Juni zurückgetreten.Der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted zeigte sich in der Hauptversammlung selbstkritisch: “Leider mussten wir in den vergangenen Wochen feststellen, dass wir nicht in allen Bereichen Vielfalt und Teilhabe konsequent umgesetzt haben.” Das sei nicht akzeptabel. “Die Maßnahmen für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung waren nicht ausreichend.” Mittlerweile erweiterte Adidas Förderprogramme für Afroamerikaner und Latinos (vgl. BZ vom 12. Juni).Auf die Entschuldigung für den kurzzeitigen Plan, Ladenmieten zu stunden, habe Adidas viel positive Resonanz erhalten, sagte Rorsted. “Unsere Imagewerte sind wieder deutlich verbessert.” Das zeigten interne und externe Analysen. So sei Adidas im Juli die beliebteste Sneaker-Marke in Deutschland gewesen. Eine Kaufverweigerung habe Adidas nicht gespürt, aber Lehren aus der Sache gezogen.Auf Fragen zum KfW-Konsortialkredit von 3 Mrd. Euro antwortete Finanzvorstand Harm Ohlmeyer, die Linie sei in dieser unsicheren Zeit unabdingbar gewesen. Die nach Ende des zweiten Quartals gezogenen 500 Mill. Euro wolle Adidas so schnell wie möglich zurückzahlen.