Adidas startet Fertigung für morgen

Laufschuhe aus automatisierter Produktion in der Speedfactory

Adidas startet Fertigung für morgen

jh München – Mit etwas Verspätung soll es im ersten Halbjahr 2017 losgehen: Adidas startet die automatisierte Serienfertigung von Laufschuhen in der sogenannten Speedfactory. Betrieben wird diese Fabrik vom Autozulieferer Oechsler in Ansbach bei Nürnberg. Seit zehn Jahren produziert der Kunststoffverarbeiter auch Sohlen für Adidas. Gemeinsam entwickelten die beiden Unternehmen die Speedfactory. Wann die Produkte auf den Markt kommen, stehe noch nicht fest, sagt eine Sprecherin von Adidas. Die Präsentation wird mit großem Marketing-Bohei über die Bühne gehen. Dafür muss der ideale Zeitpunkt gefunden werden.Der Start der Serienproduktion war zunächst für die zweite Hälfte 2016 geplant. Die Verzögerung begründete Adidas mit der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen. Schließlich sollte das Projekt Speedfactory nicht wegen der großen Sportereignisse in den Sommermonaten an Aufmerksamkeit verlieren. So präsentierte Adidas den ersten Schuh aus der Pilotfertigung im September in Berlin. Für jeweils 249 Euro waren die 500 Paare zu haben. Ein Pulli in wenigen StundenFür die automatisierte Fertigung spricht aus der Sicht von Adidas vor allem das höhere Tempo. Den allergrößten Teil ihrer Produkte lässt die Sportartikelbranche in Asien herstellen. Auf Schiffen sind Schuhe und Textilien etwa sechs Wochen nach Europa oder in die USA unterwegs. Dort dank einer lokalen Fertigung rascher auf dem Markt zu sein und direkt auf die Nachfrage reagieren zu können, erhöht die Durchverkaufspreise.Rabattaktionen will Adidas auf diese Weise verringern. Zudem lassen sich Transport- und Lagerkosten senken. In den USA bauen Oechsler und Adidas in der Nähe von Atlanta eine zweite Speedfactory auf. Sie soll in der zweiten Hälfte 2017 in Betrieb gehen und in jenem Jahr 50 000 Paar Schuhe fertigen. Nach dem mittelfristigen Plan werden die Fabriken in Ansbach und den USA je eine halbe Million Paar im Jahr produzieren – mit jeweils 160 Beschäftigten. Verglichen mit den 300 Millionen Paar, die Adidas 2015 verkauft hat, ist die Zahl ziemlich klein. “Wenn die Serie mal läuft, könnten wir aber innerhalb eines Jahres zehn Fabriken aufbauen”, sagte Herbert Hainer wenige Monate vor seinem Abschied als Vorstandsvorsitzender. Inzwischen ist die Speedfactory ein Thema für seinen Nachfolger Kasper Rorsted.Ein weiteres Argument aus der Sicht von Adidas für diese Produktionsform: Maschinen stellten nicht nur schneller und effizienter Sportschuhe und Textilien her, auch die Qualität verbessere sich – verglichen mit der heute dominierenden Handarbeit in Zulieferbetrieben.Damenpullover nach Kundenwunsch fertigt Adidas seit Anfang Dezember in einem Laden in Berlin mit dem Namen “Knit for you”. Die Konsumenten können sich vermessen lassen und ein Design aussuchen. Einige Stunden später ist der gestrickte Pulli fertig. Die Testphase dauert bis Ende Februar und ist Teil eines vom Bund geförderten Forschungsprojekts, an dem auch Hochschulen beteiligt sind.