Adidas will in neue Dimension wachsen
Adidas will in neue Dimension wachsen
Vorstandschef hält auf längere Sicht Umsatz von 40 bis 50 Mrd. Euro für realistisch – Margenziel für 2026 angepeilt
jh Herzogenaurach
Adidas will Marktanteile gewinnen und peilt weiteres Wachstum an. „Jetzt ist die Zeit für unser Unternehmen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bjørn Gulden in der Jahrespressekonferenz. Der Konzernumsatz soll in diesem Jahr um einen hohen einstelligen Prozentwert zulegen. Für die Marke Adidas bedeute dies einen zweistelligen Zuwachs, da 2024 die letzten Schuhe der Marke „Yeezy“ verkauft worden seien.
Für das Betriebsergebnis rechnet der Vorstand des Sportartikelkonzerns mit einem Anstieg auf 1,7 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro. 2024 hatte es sich mit 1,34 Mrd. Euro wesentlich besser entwickelt, als es Gulden anfangs in Aussicht gestellt hatte. Im Verlauf des Jahres erhöhte Adidas die Prognose drei Mal.
„Liefern, was wir versprechen“
Auch für dieses Jahr seien die Ambitionen höher, gab Gulden zu. Doch angesichts der hohen Volatilität im ökonomischen und geopolitischen Umfeld sei die Prognose konservativ. Als Beispiel nannte er die nicht absehbaren Folgen der Zollpolitik der Vereinigten Staaten. „Wir wollen sicherstellen, dass wir liefern, was wir versprechen“, fügte der Konzernchef hinzu, der seit Anfang 2023 Adidas führt. Auf dem Weg zu einem besseren und gesunden Unternehmen habe Adidas die Hälfte des Weges geschafft.
Dank einer gestärkten Marke und einem wieder besseren Kontakt zum Sporteinzelhandel wächst Adidas stärker als der Markt. Der Umsatz von Weltmarktführer Nike schrumpft dagegen. Puma, hinter Adidas an dritter Stelle, wächst nicht so stark. Adidas verlässt sich auf eine riesige Menge von Neuheiten, betonte Gulden: „Wir fühlen uns sehr gut mit unserer Pipeline.“ Hinzu kommt die weiterhin hohe Nachfrage nach Schuhen im Retrostil („Terrace“).
„Nichts Verrücktes“
Die Erwartungen für den Umsatz und das Betriebsergebnis bedeuten eine operative Marge von etwa 6,5 bis 7%. Im vergangenen Jahr war sie auf 5,6 (i.V. 1,3)% gestiegen. Ein Fünfjahresplan wäre angesichts der hohen Volatilität nicht sinnvoll, sagte Gulden. Seine Vorgänger Herbert Hainer und Kasper Rorsted hatten solche Konzepte vorgestellt. Stabile Rahmenbedingungen vorausgesetzt, könnte Adidas vom nächsten Jahr an die angestrebten Umsatzrendite von etwa 10% erreichen, berichtete Gulden. „Das wird möglich sein, ohne etwas Verrücktes zu machen.“
Werte über 10% hält er nicht für ausgeschlossen, wenn der Onlinehandel wegen sich ändernder Vorlieben von Konsumenten stark wachsen sollte und das Geschäft in China „explodiert“. Im Onlinehandel erzielt das Unternehmen wie die Konkurrenten höhere Margen als im Großhandel, China ist der profitabelste Markt. Zunächst wolle Adidas eine Marge von 10% erreichen. Danach werde man sehen, welche Möglichkeiten es gebe.
Umsatz von mehr als 40 Mrd. Euro im Visier
Auf der Umsatzseite hält Gulden einen Anstieg auf 40 Mrd. bis 50 Mrd. Euro im Jahr auf längere Sicht für realistisch. Mit einem zweistelligen Wachstum im Jahr über eine gewisse Zeit rücke diese Spanne näher. 2024 war der Erlös währungsbereinigt um 12% auf 23,7 Mrd. Euro gestiegen. Gulden begründet die Aussichten mit der wachsenden Weltbevölkerung. „Die Menschen in Indien und China beginnen gerade erst mit dem Sport.“
In Europa allein sei ein solches Umsatzziel nicht zu erreichen. Adidas habe die Ambition, in allen Märkten ganz vorn zu sein – mit Ausnahme der USA. Dort sei der Abstand zu Nike zu groß. „Sonst erkenne ich keinen Markt, wo wir nicht die Nummer eins sein könnten.“ Für eine führende Position müsse Adidas eine globale Marke, aber lokal aufgestellt sein. In China zum Beispiel seien Marketing und die Produkte anders. Von der Zentrale in Herzogenaurach aus lasse sich das nicht machen. Adidas plant deshalb, etwa 500 Stellen am Hauptsitz zu streichen. Hier seien manche Funktionen doppelt oder dreifach besetzt.