Abschlussprüfung

Adler erhält uneingeschränkte Bestätigungsvermerke

Der angeschlagene Wohnimmobilienkonzern Adler Group hat nach langer Verzögerung seine geprüften Geschäftsberichte für 2022 und 2023 vorgelegt und sieht sich nun für die Zukunft gerüstet.

Adler erhält uneingeschränkte Bestätigungsvermerke

Adler erhält uneingeschränkte Bestätigungsvermerke

Einmalige Hängepartie beendet – Positive Fortführungsprognose – Vier Prüfungsgesellschaften beteiligt – Keine Zahlenanpassungen

hek Frankfurt

Der angeschlagene Wohnimmobilienkonzern Adler Group kann endlich die mit uneingeschränkten Bestätigungsvermerken versehenen Geschäftsberichte für 2022 und 2023 vorlegen. Damit endet eine beispiellose Hängepartie, die von einer zunehmend verzweifelten Suche nach einen Abschlussprüfer geprägt war. Schließlich übernahm eine Gruppe von vier Prüfungsgesellschaften das heikle Mandat im Rahmen eines sogenannten „Component Audits“. Der Durchbruch gelang, als Rödl & Partner mit dem bekannten geschäftsführenden Partner Martin Wambach ins Boot geholt werden konnte. Das Rödl-Team prüft die deutsche Kerngesellschaft Adler Real Estate. Im Lead sitzt Avega Revision S.à.r.l., die wie Adler Group selbst in Luxemburg zu Hause ist.

Rekapitalisierung

Nach Angaben von Adler enthalten die Testate eine positive Fortführungsprognose. Dies wurde möglich, weil der Wohnungsvermieter erst unlängst eine zweite umfangreiche finanzielle Restrukturierung im Gesamtvolumen von 5 Mrd. Euro mit den Anleihegläubigern vereinbart hat. Die Wirtschaftsprüfer hätten keine Restatements verlangt, lässt der Verwaltungsratsvorsitzende Stefan Brendgen in der Pressemitteilung wissen: „Wir haben es geschafft, die in Deutschland völlig einmalige Situation eines börsennotierten Unternehmens zu überwinden, keinen Abschlussprüfer zu haben und zwei ungeprüfte Geschäftsberichte hintereinander veröffentlichen zu müssen.“

Zerwürfnis mit KPMG

Die Suche nach einem Abschlussprüfer zog sich fast eineinhalb Jahre hin. Das Debakel nahm im Mai 2022 seinen Lauf, als der bisherige Prüfer KPMG überraschend eine Weiterführung des Mandats ablehnte. Die Ausschreibung des Mandats lief ins Leere, auch Direktansprachen von Abschlussprüfern blieben erfolglos. Große Prüfungsgesellschaften winkten ab, weil ihnen das Mandat angesichts der Bilanzvorwürfe des britischen Shortsellers Fraser Perring zu heikel war, oder sie standen wegen eines Interessenkonflikts nicht zur Verfügung. Kleinere Firmen konnten das umfangreiche Mandat aus Kapazitätsgründen kaum im Alleingang stemmen.

Gerichtliche Bestellung scheitert

Schließlich nutzte Adler den letzten Ausweg und bat das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg um die Bestellung eines Abschlussprüfers für die deutsche Tochter Adler Real Estate. Doch die benannte Gesellschaft – der bisherige Prüfer KPMG – sagte nein. Denn KPMG und Adler hatten sich überworfen. Dem Jahresabschluss für 2021 hatte KPMG aufgrund mangelnder Informationen zu Geschäften mit Adler nahestehenden Personen das Testat versagt, was bei börsennotierten Gesellschaften sehr selten vorkommt. Die Prüfer sahen sich in ihrer Arbeit behindert. Es ging um E-Mails und Dokumente, die KPMG aus juristischen Gründen nicht einsehen durfte.

Im Dilemma

Damit steckte Adler im Dilemma: Das Handelsgesetzbuch schreibt zwingend einen geprüften Jahresabschluss vor. Aber lange war niemand bereit, das ungeliebte Mandat zu übernehmen. Der Fall war beispiellos in der deutschen Wirtschaftsgeschichte, zumindest für Unternehmen in der Größe von Adler. Die Verweigerungshaltung brachte auch die Prüferbranche in die Kritik.

Vier Prüfungsgesellschaften

Im Laufe der Suche machte Adler Zugeständnisse: Der Konzern entband die Abschlussprüfer von der Schweigepflicht und sagte zu, alle angeforderten Dokumente zur Verfügung zu stellen, auch über das für eine normale Finanzprüfung erforderliche Maß hinaus. Neben Avega und Rödl sind Morison Köln für die Projektentwicklungstochter Consus Real Estate und die Domus Steuerberatungs-AG und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für die Abschlüsse der deutschen Objektgesellschaften an den Prüfungsarbeiten beteiligt.

Laut den Angaben in der Pressekonferenz bleibt der Jahresabschluss 2021 ohne Testat. Indirekt hätten die Prüfer das Zahlenwerk aber bestätigt, sagt Brendgen. Denn sie hätten die 2021-Zahlen als Eröffnungsbilanz für das Geschäftsjahr 2022 übernommen. „Das zeigt: Die Zahlen waren in Ordnung.“

Aufgehellt haben sich auch die geschäftlichen Perspektiven. Adler-CEO Thierry Beaudemoulin geht davon aus, dass sich die Bewertung des Immobilienportfolios stabilisiert. Zusammen mit der neuen Kapitalstruktur und der positiven Fortführungsprognose biete das eine solide Grundlage für die kommenden Jahre. Die Portfolioverkäufe will Adler fortsetzen, aber man habe nun weniger unmittelbaren Druck, Assets zu veräußern, sagt der CEO. Beaudemoulin stellt weitere Vertragsabschlüsse vor allem für den Jahresverlauf 2025 in Aussicht. Offenbar will Adler erst noch die erwartete Verbesserung der Immobilienmärkte abwarten. Zu den großen Verkaufspositionen gehört die Mehrheit an der Tochterfirma Brack Capital Properties.

Der angeschlagene Wohnimmobilienkonzern Adler Group hat nach langer Verzögerung seine geprüften Geschäftsberichte für 2022 und für 2023 vorgelegt und sieht sich nun für die Zukunft gerüstet. Die geprüften Zahlen würden ohne jegliche Anpassungen in den Abschlüssen für die beiden Jahre veröffentlicht.

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