Adler-Leerverkäufer Perring muss Bericht ändern
Bloomberg Berlin –
Das Landgericht Berlin hat dem Leerverkäufer Fraser Perring und dessen Firma Viceroy Research auferlegt, einige Textpassagen aus ihrem Bericht über die Adler Group SA zu streichen, in denen es um den größten Aktionär des Unternehmens geht. Die Zustellung des Beschlusses scheitert allerdings seit Monaten, so dass bisher nichts geändert wurde.
Der österreichische Investor Günther Walcher, dem Adler-Großaktionär Aggregate Holdings SA gehört, erwirkte die Verfügung bereits im November, wie aus dem Dokument hervorgeht, das Bloomberg News einsehen konnte. Demnach dürfen Viceroy und Perring vier Passagen nicht mehr verwenden, die Walchers Beziehung zum Geschäftsmann Cevdet Caner beschreiben. Auch Caners Familie ist Adler-Großaktionär.
Viceroy hatte Adler in dem im Oktober 2021 veröffentlichten Bericht beschuldigt, das Unternehmen sei auf systematischem Betrug aufgebaut. Staatsanwaltschaft und Finanzmarktaufsicht nehmen inzwischen Adlers Bilanzen unter die Lupe, gehen allerdings auch einer Strafanzeige von Caner gegen Viceroy wegen Marktmanipulation nach.
Die Verfügung wurde im Eilverfahren erlassen, in dem Viceroy und Perring nicht angehört wurden. Sie können gegen den Beschluss Widerspruch einlegen. Perring sagte zu Bloomberg News, er und Viceroy seien nicht über das Verfahren informiert worden. Niemand habe ihnen erklärt, was an ihrem Bericht falsch sei. Die Verfügung ist noch nicht vollstreckt, und die Formulierungen sind in der Online-Version von Viceroys Bericht weiterhin enthalten. Um sie zu vollstrecken, muss sie Viceroy und Perring zugestellt werden, was sich als schwierig erweisen könnte, da beide nicht in Europa ansässig sind.
Die einstweilige Verfügung wurde an die Adresse in Wilmington im US-Staat Delaware geschickt, die Viceroy auf ihrer Website angegeben hat. Sie konnte dort aber nicht zugestellt werden, erklärte ein Sprecher von Aggregate. Auch bei einer anderen Adresse in Australien sei das nicht gelungen. Perring sagte, er habe Delaware wegen der in den USA gewährten Redefreiheit als Standort gewählt. Das Gericht untersagt Viceroy unter anderem, zu behaupten, Walcher sei „ein wichtiger Investor in Caners Level One“ gewesen, und Aggregate führe „angeblich Caners Anweisungen buchstabengetreu“ aus. Die Immobiliengruppe Level One war ein Unternehmen, das Caner gehörte, bevor es nach der Finanzkrise von 2008 zusammenbrach. Das Gericht stützte sich auf eine eidesstattliche Erklärung von Walcher, der zufolge er lediglich Anleihen im Wert von 0,13% des Unternehmenswerts der Level One gehalten habe.