Adler scheitert mit Gläubigertreffen
hek Frankfurt
– Was sich abgezeichnet hat, steht nun fest: Der krisengeplagte Wohnimmobilienkonzern Adler Group hat auf einer Gläubigerversammlung die notwendige Mehrheit von 75% der abgegebenen Stimmen verfehlt. Damit ist die Umsetzung des Rettungsplans in der geplanten Form blockiert.
Adler bestätigt in ihrer Mitteilung das Vorhaben, nun die Änderung der Anleihebedingungen auf einem „alternativen Weg“ durchzusetzen. Damit ist offensichtlich ein StaRUG-Verfahren, also eine vorinsolvenzliche Restrukturierung, oder ein vergleichbares Verfahren nach ausländischer Rechtsordnung gemeint. Diese Option hatte das in Luxemburg ansässige Unternehmen bereits in der Ad-hoc-Meldung zur Kapitalrestrukturierung vom 25. November ins Spiel gebracht.
Für Adler bedeutet der Ausgang der Abstimmungen einen erneuten Rückschlag. Die Unsicherheit über die Umsetzung des Rettungspakets nimmt weiter zu. Die Aktie, die nach einem kurzen Ausreißer nach oben wieder in die Nähe ihrer Tiefstände abgesackt ist, reagierte am Dienstag mit Kurseinbußen von 6% im Handelsverlauf.
Die Vorbehalte gegen den Rettungsplan konzentrieren sich auf Gläubiger der bis 2029 laufenden Anleihe. Diese Bondholder kritisieren, dass Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bevorzugt würden. Auf der Gläubigerversammlung der 2029er-Anleihe wurde dann auch die erforderliche Zustimmungsquote verfehlt, geht aus den auf der Homepage veröffentlichten Unterlagen hervor.
Derzeit liefen Gespräche über den am besten geeigneten alternativen Umsetzungsweg, der von den Anleihegläubigern getragen werde, die eine Lock-up-Vereinbarung geschlossen haben und die Mehrheit repräsentierten, teilt Adler weiter mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, eine Vereinbarung zu erreichen. Details will der Konzern „zu gegebener Zeit“ bekannt geben.
78 Prozent Zustimmung
Adler spricht in der Mitteilung von einer überwältigenden Unterstützung bei der Aufforderung zur Stimmabgabe. Über 95 % hätten an den Abstimmungen teilgenommen. Die vorgeschlagenen Änderungen der Schuldverschreibungen hätten mehr als 78% der abstimmenden Gläubiger genehmigt.
Bereits im Vorfeld hatte eine Gruppe von Gläubigern der 2029er-Anleihe angekündigt, gegen die Vorschläge der Refinanzierung zu stimmen. Der Plan sei unausgewogen. Die Anwaltskanzleien Akin Gump und Gleiss Lutz vertreten diese Gruppe, die sich um die US-Investmentfirma Strategic Value Partners gebildet hat. Sie umfasst laut einer Mitteilung aus der vergangenen Woche mehr als 34% des Bondvolumens von 800 Mill. Euro. Damit sei es Adler Group nicht möglich, den Plan umzusetzen. Adler hingegen macht geltend, dass inzwischen mehr als 60 % der Gläubiger der Lock-up-Vereinbarung beigetreten seien. Mit Überschreiten dieser Schwelle könne man die Änderung der Anleihebedingungen auch in einem „alternativen Verfahren“ herbeiführen.
Nach deutschem Recht sei eine Mindestteilnahme von 50% des Nennbetrags der ausstehenden Anleihen sowie eine Zustimmung von mindestens 75% der abgegebenen Stimmen bei jeder einzelnen Anleiheserie erforderlich. Werde bei einer Serie die 75-Prozent-Marke verfehlt, würden die Änderungen auch bei keiner anderen Anleihe wirksam.
Das mit dem Lenkungsausschuss von Bondholdern vereinbarte Rettungspaket sieht vor, Fälligkeiten und Zinszahlungen bis Mitte 2025 zu prolongieren. Eine Kerngruppe von Anleihegläubigern stellt bis zu 937,5 Mill. Euro neues Fremdkapital bereit, das bis Ende Juni 2025 läuft. Dafür muss Adler trotz Besicherung eine endfällige Verzinsung von happigen 12,5% im Jahr berappen.
Bei den Bonds der Muttergesellschaft Adler Group werden die Zinszahlungen bis Ende Juli 2025 aufgeschoben. Im Gegenzug steigt der Zins um 2,75 Prozentpunkte. Zudem erfolgt eine anteilige Besicherung. Die Bonds haben ein Volumen von 3,2 Mrd. Euro. Für die Veröffentlichung eines geprüften Jahresabschlusses für 2022 erhält Adler Zeit bis Ende 2023.