Short-Attacke

Adler verkauft weitere Wohnungen

Der Wohnimmobilienkonzern Adler Group veräußert 14.300 Wohnungen an einen führenden Investmentfonds. Damit kommt der in Turbulenzen geratene Konzern beim Schuldenabbau voran. Zum Verkauf stehen jetzt noch als nichtstrategisch geltende Immobilienprojekte.

Adler verkauft weitere Wohnungen

hek Frankfurt

Der Wohnimmobilienkonzern Adler Group trennt sich von weiteren 14368 Einheiten. Die Transaktionsbewertung von mehr als 1 Mrd. Euro liege über dem per Ende Juni vom Immobiliendienstleister CBRE ermittelten Buchwert, teilt das im SDax vertretene Unternehmen mit, das unter Beschuss durch den Short Seller Fraser Perring steht. Die Einnahmen will Adler für den Schuldenabbau verwenden. Der nicht genannte Erwerber sei einer der größten Anbieter alternativer Vermögensverwaltung.

Mit dieser Transaktion seien die Anfang Oktober angekündigten strategischen Asset-Verkäufe abgeschlossen. Vor zwei Wochen hatte Adler die Veräußerung von 15350 Wohnungen für knapp 1,5 Mrd. Euro an den Konkurrenten LEG Immobilien bekannt gegeben. Damit trennt sich das Unternehmen von 42% seiner knapp 70000 Wohnungen. Zum weiteren Schuldenabbau will sich das Management nun auf den Verkauf von nichtstrategischen Entwicklungsprojekten konzentrieren. Die jetzt veräußerten Bestände befinden sich hauptsächlich in mittelgroßen Städten in Ostdeutschland, während die von LEG erworbenen Einheiten in Norddeutschland liegen. Sie stammen aus dem Portfolio der Tochtergesellschaft Adler Real Estate sowie der Enkelfirma Westgrund. Für den Verkauf hat Adler eine Absichtserklärung geschlossen. Die Parteien arbeiten laut der Mitteilung auf eine Unterzeichnung im Dezember hin, was aber unter dem Vorbehalt einer erfolgreichen Werthaltigkeitsprüfung des Erwerbers steht. Abgeschlossen werden soll der Deal im ersten Quartal 2022. In Marktkreisen war von einem deutlichen Aufschlag zum Buchwert die Rede.

Nach Ablösung besicherter Darlehen rechnet Adler mit 600 Mill. Euro Nettoerlös. Damit werde der Beleihungsgrad (Loan to Value) unter 50% sinken. Per 30. Juni wurde die Nettoverschuldung mit 54,7% des Immobilienvermögens angegeben.

Mit dem Verkauf verstärkt Adler den Fokus auf die Top-7-Städte in Deutschland. Diese Ausrichtung kommt Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia entgegen, der sich eine Kaufoption für 13,3% an Adler Group gesichert hat. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Vonovias Interesse insbesondere den Beständen in Berlin gilt. Hier liegt der Kern des verbleibenden Portfolios. Er kam vor allem über die frühere Ado Properties in das aus dem umstrittenen Zusammenschluss von Adler Real Estate, Ado und dem Projektentwickler Consus entstandene Unternehmen.

Adler Group steht unter Druck, weil der britische Leerverkäufer Fraser Perring schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhebt. Die Short-Attacken führten zu einem Kurssturz – seit Juni hat sich die Marktkapitalisierung auf 1,4 Mrd. Euro halbiert. Perrings Analysehaus Viceroy wirft Adler unter anderem vor, dass die Immobilienbewertungen überhöht seien. Adler weist das als „nachweislich falsch“ zurück, was durch die Verkäufe, so sie denn wie angekündigt abgeschlossen werden, bestätigt wird. Auch der Verkauf an LEG erfolgt nämlich Firmenangaben zufolge zu einer Bewertung, die über dem Bilanzansatz von Ende Juni liegt. Dennoch fiel die Börsenreaktion reserviert aus. Die im SDax vertretene Aktie ging am Dienstag mit einem Minus von 1% aus dem Handel. An dem Finanzausblick für 2021 mit Nettomieteinnahmen von 340 Mill. bis 345 Mill. Euro und einem operativen Ergebnis (Funds from Operations) von 135 Mill. bis 140 Mill. Euro hält Adler fest. Die Veräußerung habe keinen Einfluss auf die Prognose. Die angekündigte ausführliche Stellungnahme zu dem Viceroy-Bericht steht bisher aus. Adler hat externe Berater und Wirtschaftsprüfer beauftragt, die Vorwürfe und insbesondere die Dritttransaktionen zu untersuchen.

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