Advent geht mit 16 Mrd. Euro an den Buy-out-Start
Von Walther Becker, FrankfurtAdvent International bleibt bei ihren Leisten: Kontroll-Buy-outs von Unternehmen, ohne wie nahezu alle anderen Beteiligungsgesellschaften in andere Gefilde zu expandieren. Institutionelle Investoren goutieren dieser Strategie: Binnen sechs Monaten haben die Fondsmanager 17,5 Mrd. Dollar eingeworben – nachdem der Vorgänger erst 2016 mit 13 Mrd. Dollar geschlossen worden war. Und der “Re-up” ist hoch: Die von bestehenden Investoren zugesagten Mittel stammen zu mehr als 90 % von den Limited Partners früherer Kapitaltöpfe. Mit umgerechnet 15,6 Mrd. Euro ist der GPE IX nur unwesentlich kleiner als die jüngste Generation des europäischen Rivalen CVC, die vor zwei Jahren gut 16 Mrd. Euro eingesammelt hat. Ein größeres Fondsvolumen wirft naturgemäß auch eine höhere Managementgebühr ein, die üblicherweise bei 2 % pro Jahr liegt. Doch Co-Deutschlandchef Ronald Ayles sagt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: “Advent arbeitet nicht fee-, sondern returngetrieben. Es geht uns als Partnerschaft nicht darum, die Gebühren zu maximieren, sondern mit mehr Mitteln im Fonds die sich bietenden Chancen am Markt zu nutzen. Schließlich investieren wir ja auch selbst beträchtlich.” Das schnelle Fundraising deutet darauf hin, dass Investoren kaum Zugeständnisse gemacht werden mussten.Buy-outs sind gefragt. Jüngst hat Cinven ihren sechsten Fonds mit 7 Mrd. Euro nach nur vier Monaten geschlossen. Permira wird nachgesagt, auf 10 Mrd. Euro zu zielen, die EQT zuletzt übertroffen hat.”Wir machen im Schnitt 25 bis 30 Transaktionen pro Fonds”, sagt Ayles. Und bei dieser Größenordnung soll es global auch bleiben, was bedeutet, dass die Eigenkapitaltickets in die Gegend von 700 Mill. bis 1 Mrd. Dollar steigen. Das mit Fremdkapital von 50 bis 60 % gehebelte Fondsvolumen bedeutet eine Feuerkraft um 40 Mrd. Dollar. “Advent bleibt dabei, größere Mid-Cap-Investments zu machen, und läuft dabei nicht in große Syndikatsdeals hinein. Wir kooperieren selektiv mit anderen Beteiligungsgesellschaften, da wo es sinnvoll erscheint.” Ob man sich für die Bayer-Tiergesundheit mit Partnern zusammentut oder bei anderen Deals wie Arriva bleibt zunächst Geschäftsgeheimnis.”In dieser Größenordnung müssen wir uns breit aufstellen”, sagt Ayles und betont: “Advent ist sehr sektorfokussiert und das mit einer globalen Organisation”, die auch noch über die 200 Investment- und Portfolio-Support-Spezialisten hinaus wachse. Vom Motor zur IntensivpflegeObwohl in Boston gegründet, investiere Advent in den vergangenen Jahren stärker in Europa als in Amerika und in Deutschland überproportional. Zum hiesigen Portfolio zählen Innio (ehemals Jenbacher) die GE für 3,25 Mrd. Dollar 2018 abgekauft wurde und Kolbengasmotoren für Stromerzeugung und Gasverdichtung herstellt; die Deutsche Fachpflege Gruppe, größter Anbieter für außerklinische Intensivpflege hierzulande, Concardis – der Anbieter digitaler Bezahllösungen ist inzwischen Teil von Nets – sowie Allnex, die Harzbeschichtungen für die Farb- und Lackindustrie produziert. Im März hat Advent zudem angekündigt, das Methacrylat-Geschäft (Plexiglas) von Evonik für etwa 3 Mrd. Euro zu übernehmen. “Advent investiert seit fast 30 Jahren in Deutschland und hat mit mehr als 3,1 Mrd. Euro die Wertsteigerung von 30 Unternehmen aktiv unterstützt.” Und der Markt biete noch eine Vielzahl an Möglichkeiten. Global zielt die Gesellschaft auf Finanzdienstleistungen und Business Services; das Gesundheitswesen; ausgewählte Industrien sowie die Chemie; Einzelhandel, Konsumgüter und Freizeit; sowie Medien und Telekommunikation. Das Technologie-Engagement werde verstärkt.Mit dem GPE-Programm wurden seit 1990 in 31 Ländern 258 Investitionen getätigt, von denen 213 voll oder größtenteils realisiert wurden. Über alle Fonds hinweg hat Advent 44 Mrd. Dollar in 345 Private-Equity-Transaktionen in 41 Ländern investiert. Die aktuellen Portfoliounternehmen setzen addiert mit 290 000 Beschäftigten rund 50 Mrd. Dollar um.