M&A

Advent gibt Allnex nach Thailand ab

Finanzinvestor Advent verkauft Allnex, den Weltmarktführer in der Kunstharzherstellung, nach Thailand. Mit 4 Mrd. Euro handelt es sich um den zweitgrößten M&A-Deal in diesem Jahr in Deutschland.

Advent gibt Allnex nach Thailand ab

Der Finanzinvestor Advent verkauft den Frankfurter Kunstharzhersteller Allnex für rund 4 Mrd. Euro nach Thailand. Käufer des Weltmarktführers bei Kunstharzen für die Farb- und Lackindustrie ist der Petrochemie-Konzern PTT Global aus Bangkok, wie die beiden Unternehmen am Montag mitteilten. Advent International war 2013 für knapp 1 Mrd. Euro bei Allnex eingestiegen und hatte 2016 den neuseeländischen Rivalen Nuplex für einen ähnlichen Betrag übernommen. Mit wie viel Schulden Allnex belastet wurde, ist nicht bekannt.

Der Deal ist nicht nur ungewöhnlich, weil es sich um die zweitgrößte deutsche M&A-Transaktion in diesem Jahr bis dato handelt. „Es gab keine Auktion“, sagte Advent-Co-Deutschlandchef Ronald Ayles der Börsen-Zeitung. „Wir haben nur mit PTT Global verhandelt. Es gab keine konkurrierenden Bieter. Gleichwohl haben wir einen fairen Preis erzielt. PTT will in der Spezialchemie wachsen. Es gibt keine Überlappungen mit den übrigen Unternehmensteilen – ist es ganz klar auch eine Wachstumsgeschichte.“ Auch das Management von Allnex sei mit dem Verkauf an PTT einverstanden. Advent wurde bei dem Deal nicht von einer Investmentbank begleitet.

Allnex geht auf eine Sparte des ehemaligen Chemiekonzerns Hoechst zurück. Vor dem Einstieg von Advent gehörte die Firma zum US-Chemiekonzern Cytec, der heute Teil des belgischen Konglomerats Solvay aus Brüssel ist. Allnex setzt mit rund 4000 Mitarbeitern 2 Mrd. Euro an weltweit mehr als 30 Standorten auf allen Kontinenten um. Das Unternehmen habe sich auf umweltfreundliche Technik spezialisiert, etwa wasserbasierte und Pulverharze, erklärte der bisherige Eigentümer. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag in den zwölf Monaten bis Ende März bei gut 300 Mill. Euro. Advent bezifferte den Verkaufspreis auf das 12,2-fache des Ebitda.

1,5 Mrd. Euro investiert

Advent habe bei Allnex mehr als 1,5 Mrd. Euro „für Wachstum bereitgestellt“. „Mit der Unterstützung von Advent hat das Unternehmen signifikant in Wachstum investiert und konnte die Anzahl seiner Mitarbeiter, Produktionsstätten, Forschungs- und Technologiezentren sowie Kunden mehr als verdoppeln“, hieß es in einer Unternehmensmitteilung.

Obwohl in Boston gegründet, investierte Advent in den vergangenen Jahren stärker in Europa als in Amerika – und in Deutschland überproportional. Im Februar 2020 übernahm der Finanzinvestor mitten in den Wirren der beginnenden Corona-Pandemie zusammen mit dem Konkurrenten Cinven die Thyssenkrupp-Aufzugssparte für 17,2 Mrd. Euro – einer der größten bisherigen Private-Equity-Deals in Europa. Zum hiesigen Advent Portfolio zählen neben Allnex und dem Chemieunternehmen Röhm auch Innio (ehemals Jenbacher), die GE 2018 für 3,25 Mrd. Dollar abgekauft wurde und Kolbengasmotoren für Stromerzeugung und Gasverdichtung herstellt; die Deutsche Fachpflege Gruppe, größter Anbieter für außerklinische Intensivpflege hierzulande, Concardis – der Anbieter digitaler Bezahllösungen ist inzwischen Teil von Nets – sowie Allnex. Im März 2019 hatte Advent zudem das Methacrylat-Geschäft (Plexiglas) von Evonik für etwa 3 Mrd. Euro übernommen.

Advent investiert inzwischen seit 30 Jahren in Deutschland und hat nach früheren Angaben mit mehr als 3 Mrd. Euro die Wertsteigerung von 30 Unternehmen unterstützt.

Volle Kasse

Global zielt die Private-Equity-Gesellschaft mit den 16 Mrd. Euro, die 2019 eingesammelt wurden, auf Technologie, Finanzdienstleistungen und Business Services, das Gesundheitswesen, ausgewählte Industrien sowie die Chemie, Einzelhandel, Konsumgüter und Freizeit außerdem Medien und Telekom.